14.11.2025

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„Preußische Huldigung“: Historiengemälde von Jan Matejko aus dem Jahre 1882
Bild: Wikimedia„Preußische Huldigung“: Historiengemälde von Jan Matejko aus dem Jahre 1882

Deutscher Orden

Ein Akt der Unterwerfung oder der Beginn einer neuen Epoche?

Anlässlich des 500. Jubiläums der Krakauer Huldigung Albrechts von Brandenburg-Ansbach beantwortet eine Sonderausstellung die Frage, wie das historische Ereignis zu bewerten ist

Gunter Dehnert
14.11.2025

Vor 500 Jahren, am 10. April 1525, legte der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, auf dem Krakauer Marktplatz den Ordensmantel ab und schwor dem polnischen König Sigismund dem Alten die Treue. Dieser als Krakauer beziehungsweise im polnischen Raum als preußische Huldigung bekannte Akt vollzog den zwei Tage zuvor unterschriebenen Krakauer Vertrag öffentlich. Aus dem einstigen Deutschordensstaat Preußen wurde ein weltliches Herzogtum, das Albrecht als polnisches Lehen zurückerhielt. Ein Akt der Unterwerfung? Oder vielmehr der Beginn einer neuen Epoche? Der Grundstein späterer Entwicklungen?

Sicherlich schuf der Krakauer Vertrag von 1525 neue Möglichkeiten: Beispielsweise modernisierte Albrecht nun die Verwaltung und Justiz. Er holte Künstler und Gelehrte ins Land. Rundherum entstand in Königsberg eine moderne Hofkultur mit politischer, künstlerischer und religiöser Strahlkraft. 1544 entstand die nach Albrecht benannte Universität, die später Persönlichkeiten wie Immanuel Kant oder E. T. A. Hoffmann hervorbrachte. Preußen legte den Grundstein für den Aufstieg der Hohenzollern – vom Herzogtum zum Königreich Preußen und schließlich zur treibenden Kraft der deutschen Reichsgründung.

Die Deutung der Ereignisse blieb jedoch umstritten. In Polen gilt die „Preußische Huldigung“ bis heute als Triumph, im monumentalen Historiengemälde Jan Matejkos aus dem Jahre 1882 inszeniert. Gleichwohl existierten aber auch in Polen Stimmen, die den Vertrag negativ deuteten, da durch diesen – nicht ganz unberechtigt – indirekt der spätere Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht ermöglicht worden sei. Im preußisch-deutschen Raum hingegen wurde die Episode lange ausgeblendet. Erst mit der Romantik erwachte das Interesse am Deutschen Orden neu, als Künstler und Intellektuelle die Marienburg wiederentdeckten. Später diente der Orden nationalistischen Akteuren und Intellektuellen als Projektionsfläche, während polnische Autoren, wie der Träger des Nobelpreises für Literatur des Jahres 1905 Henryk Sienkiewicz in seinem 1900 erstmals veröffentlichten und seither in 25 Sprachen übersetzten Epos „Krzyżacy“ („Die Kreuzritter“), ihn in düsteren Farben darstellten.

Krakauer Vertrag im Original
Heute, 500 Jahre später, ist der Krakauer Vertrag in Deutschland anders als in Polen kein Teil des kollektiven Gedächtnisses und die Huldigung erscheint weniger als Unterwerfung, sondern vielmehr als geschickter Akt politischer Weitsicht. Der Beginn des Herzogtums Preußen war damit kein Ende, sondern ein Anfang unter anderem eines langen, fairen Friedens. In Polen überwiegt hingegen im Allgemeinen die Lesart eines Triumphs der polnischen Diplomatie über den Deutschen Orden.

Anlässlich dieses Ereignisses veranstaltet das Kulturzentrum Ostpreußen im bayerischen Ellingen eine große Sonderausstellung mit dem Titel: „Ein Akt der Unterwerfung? 500 Jahre Herzogtum Preußen“. Sie zeigt zahlreiche Exponate, etwa den Krakauer Vertrag im Original, eine Medaille mit einem Doppelbildnis von Herzog Albrecht und der Herzogin Dorothea, Albrechts erster Frau, sowie reformatorische Schriften, Münzen, originale Graphiken und Karten sowie die Totenbüste Dorotheas.

Totenbüste Herzogin Dorotheas
Ausgangspunkt der Ausstellung, die im ehemaligen Deutschordensschloss Ellingen präsentiert wird, ist die Präsenz des Deutschen Ordens in Preußen. Wie verlief die Besiedlung Preußens durch den Deutschen Orden im 13. und 14. Jahrhundert? Wie waren seine Burgen aufgebaut, die er zu diesem Zweck errichtete? Und wie funktionierten diese? Wie war der Orden in dieser, seiner Hochphase strukturiert? All das sind Fragen, auf welche die Ausstellung Antworten gibt.

Der zweite Teil widmet sich der Umbruchszeit, angefangen bei den Entwicklungen und Konflikten zwischen dem Deutschen Orden und der polnischen Krone im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert einschließlich der Schlacht bei Tannenberg (Grunwald), dem Zweiten Thorner Frieden und dem Reiterkrieg. Dazu kommt die Reformation unter Führung von Johannes Briesmann und Andreas Osiander sowie als zentrale Figur der Entwicklungen um 1525 in Preußen: Albrecht von Brandenburg-Ansbach.

Der dritte Teil der Ausstellung schließlich beschäftigt sich mit den Folgen des Krakauer Vertrags: einerseits die konkrete Staatenbildung und die Entwicklung der Hofkultur unter Herzog Albrecht im 16. Jahrhundert. Anderseits wird hier auch beleuchtet, wie die deutsche und polnische Historiographie unterschiedlich auf die Beziehungen zwischen Deutschem Orden und Polnischer Krone im 16. Jahrhundert blicken.

Gunter Dehnert ist Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen im Deutschordensschloss Ellingen/Bayern, Schloßstraße 9, 91792 Ellingen, Telefon (09141) 86440, Telefax (09141) 864414, E-Mail: info@kulturzentrum-ostpreussen.de. Dort ist noch bis zum 4. Januar die Sonderausstellung „Ein Akt der Unterwerfung? 500 Jahre Herzogtum Preußen“ zu sehen.


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