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Medizingeschichte

Ein Arzt im Widerstreit der Zeit

Astrid Fritz widmet ihren neuen Roman „Die Magd des Medicus“ Paracelsus, dem Vorläufer ganzheitlicher Medizin und der Naturheilkunde

Angela Selke
30.09.2023

Im Jahre 1527 steht der verwachsene und ungewöhnliche Arzt Theophrastus Bombast von Hohenheim vor dem ärmlichen Haus des Abdeckers Stegner. Der Medicus möchte die junge Tochter Barbara als Magd einstellen, denn sie ist ihm als sehr intelligent aufgefallen. Als Tochter eines Abdeckers ist für sie eigentlich nur ein Leben in Armut vorgesehen. Deshalb nimmt Barbara die Stelle gern an.

Theophrastus entpuppt sich als sehr verschroben. Er hat revolutionäre Ansichten über den Glauben, den er nur als Werkzeug der Obrigkeit ansieht. Er wird als Stadtarzt und Professor der Fakultät für Medizin in Basel gut verdienen, nimmt sich allerdings eine Wohnung im Viertel der Ärmsten. Er läuft in abgetragener Kleidung herum und gibt sein Geld nur für lange Kneipenabende und Besäufnisse aus.

Barbara, als einfache Frau, kann ihm gute Tipps geben, die diesem hochintelligenten, aber weltfremden Mann gar nicht in den Sinn kommen. So sind sie ein gutes Gespann, das auch einige Bewährungsproben überstehen muss, denn Theophrastus hält sich nicht an die Vorschriften der Fakultät und unterrichtet statt auf Latein auf Deutsch. Er will, dass seine neuen und wichtigen Erkenntnisse in der Medizin der Menschheit zugutekommen. Dafür arbeitet er Tag und Nacht und schert sich nicht um die Meinung seiner Kollegen.

Astrid Fritz' Roman „Die Magd des Medicus“ ist fesselt geschrieben. Es ist interessant zu erfahren, wie wichtig der Glaube für die Menschen damals war und dass man seine Zukunft nicht ändern konnte, wenn man arm auf die Welt gekommen war und als Frau ohnehin nicht. Es schildert die Mühen eines herausragenden Arztes, seine Kollegen davon zu überzeugen, die seit Jahrzehnten ausgeübten medizinischen Praktiken zu ändern und sie auffordert, seine neuen medizinischen Erkenntnisse anzuwenden, damit weniger Menschen unter der Behandlung sterben.

Aus Theophrastus wurde der berühmte Paracelsus
Er stößt auf Widerstand der gesamten medizinischen Fachwelt, die leicht viel Geld verdienen will und bei der die Armen an letzter Stelle stehen. Der Arzt und Autor vieler wichtiger medizinischer Bücher wird später als der berühmte Paracelsus in die Geschichte eingehen. Für die Entwicklung der Heilkunde wurden dessen Lehren erst 20 Jahre nach seinem Tod wichtig. Der mit den historischen Eckdaten zu Paracelsus' Leben angereicherte Roman ist sehr lesenswert.

Astrid Fritz: „Die Magd des Medicus“, Rowohlt Verlag, Hamburg 2023, Taschenbuch, 555 Seiten, 13 Euro


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