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Vor 200 Jahren starb der englische Dichter John Keats. Ein Berliner Verlag bringt sein Epos „Endymion“ neu heraus und macht sich auch sonst verdient
Auf dem Protestantischen Friedhof von Rom findet sich der Grabstein eines namenlosen jungen englischen Poeten mit der Inschrift: „Here lies One Whose Name was writ in Water“ (Hier liegt einer, dessen Name ins Wasser geschrieben war). Es ist das Grab des Dichters John Keats, der ähnlich wie seine zeitgenössischen frühromantischen Landsleute Percy Bysshe Shelley und Lord Byron in südlichen Gefilden früh den Tod fand. Am 23. Februar jährt sich sein Tuberkulose-Tod im Alter von 25 Jahren zum 200. Mal.
Bekannt wurde Keats durch Oden wie jene auf eine „Griechische Urne“ oder an „Psyche“. Nach seinem bekannten Sonett „Bright Star“ ist sogar ein Kinofilm von 2009 über den Dichter benannt worden.
Einen ersten Beweis seiner Dichterkunst legte er aber 1817 mit dem Versepos „Endymion“ vor, in dem er in vier Büchern mit jeweils etwa 1000 Zeilen die Liebe der bei Keats als Cynthia benannten Mondgöttin zu einem Schäferjüngling besingt. Obwohl die Dichtung zu Keats Lebzeiten schlechte Kritiken erhielt, ist sie in England zum Klassiker geworden.
Beim Berliner Verlag Das kulturelle Gedächtnis liegt das Epos in einer vorzüglichen Übersetzung von Mirko Bonné vor. Das „heroic couplet“, ein paarweise gereimter jambischer Pentameter, ist dabei nicht immer leicht ins Deutsche zu übertragen. Der vielzitierte Anfangsvers „A thing of beauty is a joy for ever“ klingt im Deutschen etwas schwerfällig: „Ein Ding von Schönheit ist ein Glück für immer.“ Doch durch den Vergleich mit dem auf den linken Seiten stehenden englischen Originaltext kommt man leichtfüßig durch die Geschichte. Anmerkungen neben dem deutschen Text helfen über Verständnisprobleme hinweg.Überhaupt sind die Bücher von Das kulturelle Gedächtnis allesamt hervorragend ediert. Das gilt auch für den jüngst erschienenen Gedichtband „A Language that is ever Green“ des Keats-Zeitgenossen John Clare, der nun mit einem Vorwort des Übersetzers Manfred Pfister ebenfalls auf Englisch und Deutsch vorliegt. Solche Bücher verschönern jede Klassikerbibliothek.