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ZDF-Film über das Erstarken des Nationalsozialismus in der Provinz – Parallelen zu heute sind unübersehbar
Ein kleines Haus in einem bayerischen Dorf, hinterm hölzernen Zaun ein Nutzgarten mit grünen Stauden, alles aufgeräumt und unauffällig. Hier lebt der Schuster Julius Kraus (Josef Hader), den alle nur „Schuster“ nennen, ganz allein und nur für sich. Seine Frau ist verstorben, sein einziger Sohn nach Amerika ausgewandert. Ein Mann, der sich raushält aus allem und doch durch eine Wendung des Schicksals zum Katalysator für einen Gewaltausbruch wird.
Der zweiteilige ZDF-Film „Sturm kommt auf“ (Sendetermin am 10. November, um 20.15 und 21.45 Uhr) nach dem Roman „Unruhe um einen Friedfertigen“ von Oskar Maria Graf beschreibt das Erstarken des Nationalsozialismus nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung Hitlers. Das Dorf zeigt dabei das Weltgeschehen wie in einer Glaskugel: Der Bürgermeister, der sich an Recht und Ordnung hält und von den Horden der SA gedemütigt wird; der Fleischermeister Ludwig (Sebastian Bezzel), der zu den „Roten“ gehört und prompt verfolgt wird; der opportunistische Wirt (Helmfried v. Lüttichau), der eilfertig die Seiten wechselt, im Hintergrund die machtlosen Frauen, allen voran Elis (Verena Altenberger), die Tochter des Bürgermeisters, die auf Geheiß ihres niederträchtigen Bruders Silvan (Frederic Linkemann) von einem Dörfler vergewaltigt wird.
Diese ruchlose Tat ist der Anfang vom Ende. Elis, die mit dem Schuster eine zarte Freundschaft pflegte, erhängt sich aus Scham in der Scheune, beim Trauerzug schiebt ihr kleiner Sohn seine Hand in die des Einzelgängers, als wisse er, dass er nur bei diesem stillen Mann noch Frieden erwarten kann. „Guter Gott, wir loben dich“, singt dazu glockenrein der Chor und klingt doch wie der schiere Hohn auf alles, was kommt. Denn im Dunst der Wirtsstube wird schon die Machtübernahme vorbereitet. Recht? Moral? So wie die Gesichtszüge der Männer beim Saufen entgleisen, gerät auch das Zusammenleben aus den Fugen.
Regisseur Matti Geschonnek inszeniert den Wandel von der oberbayerischen Idylle zum Minenfeld, in dem ein Nachbar den anderen bespitzelt, als beeindruckende Parabel mit durchaus aktuellen Bezügen. Keiner kann der fanatischen Bewegung etwas entgegensetzen: Der Opportunist nicht, der aus einer Laune heraus erschossen wird, der Schuster nicht, der doch unbedingt neutral bleiben will, auch nicht der Bürgermeister, der vom eigenen Sohn entmachtet wird. Die Frauen mit den streng geflochtenen Zöpfen, die den Haushalt führen und Kinder gebären, schon gar nicht.
Dann die Wende: Der Schuster erbt völlig überraschend ein Vermögen, das ihm der in den USA verstorbene Sohn hinterlassen hat, aber will es nicht haben. Er setzt stattdessen eine Anzeige in die Zeitung, in der er alles dem Fleischermeister Ludwig vermacht und sich selbst als Jude outet. Dieses Bekenntnis wird sein Todesurteil sein. Wenn erst einmal Niedertracht und Mordlust an der Macht sind, so die Botschaft des Films, haben auch die Friedfertigen keine Chance.
Der sehr sehenswerte Zweiteiler läuft im Rahmen des ZDF-Programmschwerpunktes „Gegen das Vergessen – 80 Jahre Kriegsende.“
Gregor Scharf am 14.11.25, 08:39 Uhr
Bücher der Zeitzeugen vom einfachen Soldaten, Generälen(oft selbstherrlich verfälscht), Heimatvertriebenen und Verfolgten des Naziregimes oder Folteropfern der Alliierten sind eine bessere Quelle zum Verstehen der damaligen Verhältnisse.
Tom Borns am 13.11.25, 11:12 Uhr
Der letzte deutsche Film, der in den Jahren von 1933 bis 1945 spielt und eine weitestgehend neutrale Geschichte erzählt, war "Das Boot". Seit dem wird von allen Seiten (Deutschland, Hollywood usw.) nur mit der filmischen Moralkeule zugeschlagen: Deutsche dieser Zeit sind grundsätzlich tumb, rechts, gewalttätig, hinterlistig und dumm. Allerhöchstens wird ihnen eine vereinzelte Heldenrolle im Widerstand zugestanden.
Es wird einfach nicht der Absprung geschafft, diese Zeit neutral darzustellen, geschweige denn über erlittenes Elend der Deutschen zu erzählen. Statt dessen wird unbeirrt an der Aufrechterhaltung einer deutschen Schuld gearbeitet. Dies scheinbar um so mehr, als die Zeitzeugen, einzig glaubhaft, nahezu alle verstorben sind.
Darum schaue ich mir solche Filme trotz geschichtlichen Interesses einfach nicht mehr an.
Dietrich Jahnke am 09.11.25, 08:21 Uhr
"das Erstarken des Nationalsozialismus in der Provinz – Parallelen zu heute sind unübersehbar"
Was ist nun das Ziel des Ganzen (Film + TV Kritik)? Erzeugung einer diffusen Angst, letztlich die Angst vor einem politischen Wechsel. Diese Art der Manipulation nennt man übrigens Gaslighting.
sitra achra am 08.11.25, 12:02 Uhr
Jedenfalls stellen sich diese miesen roten Typen die Geschichte als ihr moralisches Vermächtnis vor, indem sie ihre eigenen Schandtaten verleugnen und ihre Gegner übelst diffamieren. "Mädchen mit eng geflochtenen Zöpfen" ist doch Rassismus pur!
Dass diese linke Hirnwaschanstalt diesen ideologischen Müll ausstrahlt, ist nicht besonders verwunderlich, aber dass der Autor dieses Artikels diesen schäbigen bis kitschigen Bombast als Geschichtsklitterung
gar empfiehlt, lässt mich ratlos zurück.
Larry Wagner am 07.11.25, 17:06 Uhr
Bitte verschonen Sie uns mit dem ÖRR Erziehungsfernsehen, die überall Nazis sehen. Nichts gegen Filme gegen das Vergessen. Bei ARD und ZDF geht es in der Regel aber darum, das Schuldgefühl aufrecht zu erhalten, für etwas, wofür die lange nach dem Krieg geborene Generation nichts kann. Kaum ein Land der Welt hat sich sehr mit dem dunklen Kapitel in seiner Geschichte auseinandergesetzt wie unseres. Der Titel besagt, dass es um das Erstarken des Nationalsozialismus in der Provinz geht. Meine Vermutung: es sollen wieder Parallelen zu heute gezogen werden. Wenn möglich, mit dem üblichen Seitenhieb auf die böse, böse AfD. Der Rechtsextemismus ist aber nicht unser großes Problem. Auch wenn die ÖRR uns das Glauben machen wollen. Ich mag dem ZDF hier Unrecht tun. Mit seiner politischen Einseitigkeit hat sich der ÖRR für mich schon lange als seriöser Sender verabschiedet.