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Kino

Ein Haifischbecken voller Frauen

Männer müssen draußen bleiben – Doris Dörrie wagt mit ihrer neuen Filmkomödie „Freibad“ den Sprung in ein multikulturelles Tiefwasser

Harald Tews
27.08.2022

Schwimmbäder sind in diesem Sommer Orte handfester Auseinandersetzungen geworden. Das zeigen zahlreiche Meldungen von Massenschlägereien, in die immer öfter migrantische Mitbürger verwickelt sind, die offenbar ein anderes Verständnis von Badekultur entwickelt haben und für welche deutsche Regeln ein rotes (Bade-)Tuch ist. Weil das Begrapschen von Frauen im Becken und außerhalb davon offensichtlich Teil dieses südländischen Macho-Verständnisses ist, bieten immer mehr Schwimmbäder an bestimmten Tagen und zu bestimmten Zeiten reines Frauenschwimmen an.

Auch in Doris Dörries neuer Filmkomödie „Freibad“, die am 1. September gerade noch rechtzeitig vor Ende der Badesaison in die Kinos kommt, heißt es: Männer müssen draußen bleiben. Wenn schon nicht im Kino, so doch im Film. „Freibad“ ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein reiner Frauenfilm, praktisch das feministische Gegenstück zu Dörries altgedienten, um nicht zu sagen: einzigen Filmhit „Männer“ von 1985, wenngleich Dörrie mit Filmen wie „Kirschblüten – Hanami“ später noch recht respektable Kinowerke gelungen sind.

Während man sich in dem „Männer“-Film noch über Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht unbeschwert amüsieren konnte, wie sie sich als typisch eitle Gecken in Unterhose halbnackt zu Affen machen, geben sich die „Freibad“-Frauen weit zugeknöpfter. Es geht so weit, dass muslimische Geschlechtsgenossinnen im „Burkini“ – umgangssprachlich auch im Film als „Ganzkörperkondom“ bezeichnet – im Bad ihre Bahnen ziehen.

Das ruft geradezu extremistischen Widerstand des von Andrea Sawatzki gespielten Stammgasts Eva hervor, die sich in ihrer feministischen Ehre gepackt sieht: Sie zieht aus Protest komplett blank. Nackter Körper trifft im Wasser auf von Fuß bis Kopf bedeckten Körper: Seit den Zeiten, als sich Oliver Hardy und Stan Laurel als „Dick“ und „Doof“ gegenüberstanden, gelten solche Kontrastfiguren als Komödien-Garanten. Bei Dörrie gehen das Ganze dieses Mal komplett baden.

Freischwimmer auf dem Trockenen

Mit ihrem Thema, dem Kampf der Kulturen im Schwimmbad, ist die Regisseurin so tief in ein Haifischbecken eingetaucht, dass es einem beim Zusehen schmerzt. Mit brachialer Gewalt – ein abgedroschener Frauenkampf, Exkremente im Becken oder Wasserverfärbung beim Urinieren – versucht Dörrie ein gesellschaftliches Reizthema auf die heitere Seite zu ziehen. Es hat manchmal den Anschein, als würde sie gerade ihr Freischwimmerabzeichen auf dem Trockenen machen.

Als sie mit dem Film anfing, war ihr vielleicht noch nicht bewusst, wie politisch heiß es aktuell in Schwimmbädern zugeht und welche Brisanz die Kleiderordnung besitzt. So ist in diesem Sommer ausgerechnet von feministisch linker Seite die Forderung nach Oben-Ohne-Baden in öffentlichen Schwimmbädern für Frauen erhoben worden. Argument: Was für Männer erlaubt ist, muss gleichberechtigt auch für Frauen gelten.

Dass dieses einem Affront gegenüber Musliminnen gleichkommt, denen jegliche Nacktheit ein Dorn im Auge ist, haben die feministischen Freunde der Multikulti-Welt nicht bedacht. Welche Ironie wäre es wohl, wenn man aus Gründen der Gleichberechtigung stattdessen sowohl alle Frauen als auch Männer in Burkinis zwingen würde? Das hieße mal eine reaktionäre linke Errungenschaft.

Adonis statt Baywatch-Nixe

Männer sind in Dörries „Freibad“ jedoch Mangelware. Ihr Film handelt von einem reinen – fiktiven – Frauenbad, von dem es in Deutschland mit dem Freiburger Lorettobad faktisch nur ein einziges gibt, aber das schon seit 1886. Abgesehen von einem Sohn, den eine türkische Familie in Dörries Schwimmbad schmuggelt, einer Transperson mit Rock und Schnauzbart und einem bebrillten Adonis als Ersatz für eine fahnenflüchtige Schweizer Baywatch-Nixe von dunkler Hautfarbe tummeln sich nur Frauen in diesem Bad.

Und das ist vielleicht gar nicht so unklug. Männer hätten alles nur verkompliziert und das Augenmerk auf die Machokultur gelenkt. Sie bleiben also verschont, bleiben aber Teil eines Problems vor allem für Frauen aus anderen Kulturen. Als aus Ermangelung für eine weibliche Bademeister-Vertretung Samuel Schneider als Rettungsschwimmer Nils für Ruhe im Becken sorgen soll, nimmt die zahlungskräftige orientalische Kundschaft aus der Schweiz Reißaus, die zum deutschen Bade-Exil kam. Denn ähnlich wie in Frankreich ist in der Schweiz in öffentlichen Schwimmbädern nur enganliegende Badekleidung erlaubt, die nicht die Arme und Beine bedecken darf.

Am Ende plätschert alles in Wohlgefallen vor sich hin. Mit ihrem „Freibad“ hat sich Dörrie, die sich selbst seit Langem als „Freibadgängerin“ bezeichnet und die über die Jahre den Wandel der Badekultur in diesem Land beobachten konnte, für den Toleranzpreis beworben. Erlaubt ist, was gefällt, so ihre Botschaft. Einen Humorpreis wird sie mit diesem Werk jedoch kaum gewinnen.


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Kommentare

Tom Schroeder am 31.08.22, 19:28 Uhr

Vielleicht ist es ein Beitrag dazu die verkrampfte Situation de Nebeneinander-her-lebens der mittlerweile sich hier befindenden unterschiedlichen Kulturen etwas aufzulockern. In meinem Umfeld beweg ich mich auch in 2 Welten - nur sind die "meinen" aus der supervertraeglichen buddhistischen Kultur, die noch ein paar Jahrhunderte vor dem Christentum begann. Freibad ist schon eine heikle Sache, wenn man nach Berlin schaut. Vor Corona ging ich auch noch bei uns regelmaessig ins Bad, um 3-4000m zu schwimmen. Eines Tages kamen 3 Vertreter der juengsten Religion der Religionen der Buecher auf dem etwas engen Weg zur Umkleide mir entgegen: Papa mit 2 Twens. Die Twens wollten absolut keinen Platz machen und mal testen ob die Kartoffel den befestigten Weg freimacht - ich bin eben kein schwerer Brocken. Ich machte keinen Platz, sondern schaute nur boese auf 25 cm Abstand - ich bin so alt wie der geliebte Papi, also in deren Kultur eine Frechheit sondergleichen von dem Juengelchen! Papa sagte dann was auf anatolisch und Bubi machte Platz. Ich sagte dann noch zu dem Nichtschwimmer: Kannst du schwimmen? Ich schwimme hier fast jeden Tag 3000m! Papi war froh seinen Sproessling gewarnt zu haben, das sah man im Gesicht.

sitra achra am 27.08.22, 13:56 Uhr

Ich gehe schon jahrelang nicht mehr ins Kino. Warum soll ich mir diesen abartigen Scheiß antun?

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