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Ein „Hotel“ macht den Abflug

Denkmalgeschütztes Relikt aus DDR-Zeiten – Die Generalsvilla auf dem ehemaligen Flughafen Schönefeld soll abgerissen werden

Hermann Müller
04.08.2023

Obwohl der Hauptstadtflughafen BER erst im Herbst 2020 eröffnet wurde, sorgt er bereits jetzt mit dem Thema Denkmalschutz für Schlagzeilen. Zum baulichen Erbe gehören auf dem Flughafengelände und am nahe gelegenen Bahnhof Schönefeld auch Bauten aus DDR-Zeiten. Bereits im Frühjahr hat Brandenburgs Denkmalschutzbehörde den alten „Bahnhof am Flughafen Berlin-Schönefeld“ als Denkmal unter Schutz gestellt. Aus Sicht von Brandenburgs Landesamt für Denkmalpflege stellt das Bahnhofsgebäude „in seiner Gesamtheit ein wichtiges Zeugnis der DDR Geschichte, der Eisenbahngeschichte, der deutschen Teilung“ dar.

Eine Reihe von Beobachtern ist allerdings der Ansicht, dass die Denkmalschützer in diesem Fall das falsche Bauwerk unter Schutz gestellt haben. Als Zeugnis der DDR-Geschichte und der deutschen Teilung passe nämlich das Terminal des alten Flughafens Schönefeld wesentlich besser als der Betonwürfel des Bahnhofsgebäudes.

Bis zum Fall der Berliner Mauer stand das Flughafengebäude mit seinem gesonderten Transitbereich für die Westberliner auch als Symbol der Teilung Berlins und Deutschlands. Aus Sicht der Denkmalschützer ist das frühere Flughafengebäude allerdings wegen zahlreicher Umund Anbauten nicht erhaltenswert.

Der Betonklotz des „Bahnhofs Flughafen Berlin Schönefeld“ sollte ursprünglich schon 2014 abgerissen werden. Die im Frühjahr erfolgte Aufnahme in die Denkmalschutzliste würde neuerliche Abrissambitionen schwieriger machen. Völlig ausgeschlossen ist ein Abriss jedoch nicht, wie das Beispiel der sogenannten Generalsvilla auf dem Gelände des Flughafens BER zeigt. Auch dieses Gebäude, mitunter auch als Generalshotel bezeichnet, steht unter Denkmalschutz. Dessen ungeachtet werden möglicherweise noch in diesem Sommer die Abrissbagger anrücken.

Repräsentative Kulisse
Das zweistöckige Gebäude wurde bereits 1996 als Denkmal unter Schutz gestellt und in die Landesdenkmalliste Brandenburgs eingetragen. Aus Sicht der Denkmalschützer steht das zwischen 1947 und 1950 errichtete Gebäude als ein Beispiel für die Ostmoderne.

Stephanie Herold, Professorin für Städtebauliche Denkmalpflege und urbanes Kulturerbe an der Technischen Universität Berlin, bezeichnet den Bau sogar als ein „einmaliges Zeugnis für die Zeitschicht direkt nach dem Zweiten Weltkrieg“. Tatsächlich ist das Gebäude ein Zeugnis aus der Anfangsphase der Teilung Berlins und Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Da der Flughafen Tempelhof damals im amerikanischen Sektor Berlins lag, erteilte die sowjetische Militäradministration den Auftrag, in ihrer eigenen Besatzungszone, auf dem Areal der ehemaligen Henschel-Flugzeugwerke in Schönefeld, ein Flughafenempfangsgebäude zu errichten.

Während Berlin noch immer in weiten Teilen in Trümmern lag, entstand in Schönefeld ein Luxusbau. Die Fassade der Generalsvilla besteht aus rotem Sandstein und beigefarbenem Putz. Im Innern liegen im Erdgeschoss als Fußboden dunkle Marmorplatten. Auch die Durchgänge zu den Korridoren wurden mit rotem Marmor umrahmt. Das gesamte Erdgeschoss ist vollständig mit Naturstein wie Travertin verkleidet worden. Andere Räume wurden mit Parkettfußböden und Stofftapeten ausgestattet.

Dieses Interieur diente nach der Übernahme von den Sowjets im Jahr 1961 der DDR-Führung als repräsentative Kulisse für den Empfang ihrer Staatsgäste. Mit der deutschen Einheit fiel die Generalsvilla in das Eigentum des Bundes. Nach dem Willen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben soll das denkmalgeschützte Gebäude allerdings neuen Abstellpositionen für Flugzeuge der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums weichen.

Kurz gesagt: Es steht im Wege. Wolfgang Kratzer, ein Gemeindevertreter der Linkspartei aus Schönefeld, zeigt sich von der Begründung nicht überzeugt. Er verweist darauf, dass der Platz „maximal für ein Flugzeug“ reicht und obendrein genügend Flächen zur Verfügung stehen, die von der Gemeinde freigehalten wurden. Bei einer Anhörung im Brandenburgischen Landtag zog ein geladener Experte unter Hinweis auf Planungsunterlagen sogar generell in Zweifel, ob die Fläche, auf der das Generalshotel steht, künftig überhaupt als Stellfläche für die Flugbereitschaft genutzt werden wird.

Die Vorbereitungen für den Abriss sind bereits weit fortgeschritten. Die Bundespolizei, die das Haus noch bis zum vergangenen Jahr genutzt hat, ist mittlerweile ausgezogen. Eine „Initiative Generalshotel retten!“ bemüht sich inzwischen darum, den Bund noch von seinen Abrissplänen abzubringen. Ein Versuch der Linke-Bundestagsfraktion, die Haushaltsmittel für den Abriss des Generalshotels zu sperren, war im Juli gescheitert.


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