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Der Journalist übt scharfe Kritik an der „Generation Gleichschritt“, der LGBTQ-Lobby und dem Zeitgeist. Seinem ehemaligen Arbeitgeber Axel-Springer-Verlag wirft er vor, unterwandert worden zu sein
Wer wissen möchte, was in Ralf Schulers Buch „Generation Gleichschritt“ steht, kann sich auf die exzellente Einleitung des Kaberettisten Dieter Nuhr beschränken. Denn dieser benennt in klarer Sprache die Themen, die der Autor etwas zu sprunghaft und ausführlich auf rund 200 Seiten beschreibt. Nuhr zufolge ist die derzeitige Diskussionskultur auf den Hund gekommen. In den Meinungsblasen der Gegenwart gelte der konstruktive Austausch mit Andersdenkenden zunehmend als „Haltungsschwäche“. Nuhr macht am Beispiel seiner Sendung „Nuhr im Ersten“ deutlich, dass der Meinungskorridor des Sagbaren von kleinen, aber militanten Gruppen immer enger gezogen wird.
Diejenigen, die Nuhr oder auch seine Gäste schnell mit dem Wort „umstritten“ oder „rechts“ brandmarken, wollen zum einen ihre eigene politische Agenda durchsetzen. Zum anderen wollen sie aber Andersdenkende in die soziale Isolation treiben und erreichen, dass sie möglichst mund- und berufslos gemacht werden. Die extreme Linke ähnelt in ihrer Illiberalität hier der extremen Rechten. Nuhr stellt fest, dass Journalisten immer stärker als Akteure oder Aktivisten und immer weniger als neutrale Beobachter auftreten.
Nuhr selbst ist nervenstark und wahrscheinlich aufgrund seines Alters und seiner bisherigen Erfolge auch in einer Position, in der er die Angriffe der Aktivisten abperlen lassen kann. Manche können das nicht. Sie ziehen sich zurück, schließen ihre Social-Media-Accounts und sagen zumindest nicht mehr öffentlich, was sie denken. Der Kaberettist übertreibt nicht, wenn er dadurch unsere Demokratie in Gefahr sieht: „Eine kleine Gruppe radikaler Anhänger von Theorien wie strukturellem Rassismus, Postkolonialismus, Sexismus ist heute in der Lage, Meinungsöffentlichkeit massiv zu manipulieren. Auch radikale Rechte haben ein großes Mobilisierungspotential über die sozialen Medien, ihnen fehlt aber die Machtperspektive.“
Ständige Stasi- und Nazivergleiche
Der Journalist Schuler vertritt ähnliche Thesen. Doch man merkt seinem Stil zu sehr den heißen Atem an. Teilweise übertreibt der ehemalige „Bild“-Mitarbeiter es mit seinen Stasi- und Nazivergleichen. Denn auch wenn das Meinungsklima unzweifelhaft rauer geworden ist, ist es heute trotzdem möglich, seine Meinung zu sagen. Das zeigt sich unter anderem in dem Zuwachs „alternativer“ Medien. In einem totalitären System wären solche Medien verboten worden.
Schuler ist ein meinungsstarker konservativer Journalist. Man liest in jeder Zeile mit, dass er noch nicht den richtigen Abstand zu seinem früheren Arbeitgeber, dem Axel-Springer-Verlag, gefunden hat. Diesen sieht er quasi von einer LGBTQ-Lobby unterwandert. Und so arbeitet er sich in seinem Buch immer wieder an der sogenannten Trans-Lobby ab, was den Leser auf Dauer ermüdet. Springer, so seine These, sei vor dieser Bewegung auf die Knie gegangen. Schuler, früher Leiter der Parlamentsredaktion der „Bild“-Zeitung, wechselte inzwischen zu Julian Reichelts Produktionsfirma Rome Medien. Manchmal ist es besser, sich nicht ohne einen gewissen zeitlichen und emotionalen Abstand an einem früheren Arbeitgeber abzuarbeiten.
Roter Faden fehlt
Nach der Schilderung seines Abgangs bei Springer vermisst der Rezensent so etwas wie einen roten Faden. Dem Buch mangelt es eindeutig an Struktur. Und so springt Schuler hin und her, beschreibt, wie die Meinungsfreiheit seiner Ansicht nach untergraben wird, ist dann irgendwann bei Angela Merkel – vielleicht, weil er sie beruflich lange Jahre begleiten durfte oder musste – landet dann schließlich beim Verfassungsschutz, der Fußball-WM in Katar, um dann am Schluss noch mal auf „Mein Ende bei BILD“ zurückzukommen. Das kann, muss man aber nicht lesen.