Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Offizierslehrgang, Kapitänleutnant, Teilnahme an Seeschlachten und Schriftsteller – Die Karriere des Ostpreußen war vielseitig
Victor Valois stammte aus Preußisch Holland in Ostpreußen. Er hatte französische Vorfahren und machte in der Kaiserlichen Marine eine steile Karriere. Er befehligte das Ostasiengeschwader, leitete die Kaiserlichen Werften in Danzig sowie Kiel und stieg bis in den Rang eines Vizeadmirals auf. Valois war zuletzt Chef der Marinestation für die Nordsee in Wilhelmshaven, wo er über Jahre den Ausbau dieses wichtigen deutschen Flottenstützpunktes betrieb.
Er war ein couragierter Kritiker der Sklaverei in den Kolonien und der unausgewogenen Flottenpläne von Großadmiral Alfred von Tirpitz, der als Staatssekretär des Reichsmarineamtes fungierte und mit dem Wohlwollen des Kaisers für die Marine ein Risikokonzept entwickelte.
Im Alter schriftstellerte der Vizeadmiral. Die Palette seiner Schriften reichte von den „Erlebnissen eines alten Seeoffiziers“ und „Betrachtungen über Seekriegsführung“ über den Blick auf „Deutschland als Seemacht“ bis zu Überlegungen über den „Panamakanal und die Monroe-Doktrin“.
Valois wurde am 14. August 1841 in Preußisch Holland geboren. Der Ort war zwischen 1818 und 1945 als Kreisstadt Sitz des Kandrats des gleichnamigen Landkreises im Westen des Regierungsbezirkes Königsberg. Der Vater des Jungen fungierte in Preußisch Holland als Justizkommissar. Als Mutter ist Antonie Pohl-Senslau überliefert, deren Vater einen Sitz im preußischen Herrenhaus hatte.
Sohn Victor meldete sich schon als 16-Jähriger vor Abschluss der Schule zur preußischen Marine. Er wurde im Berliner Seekadetteninstitut als Kadett-Aspirant aufgenommen, erlebte seine Grundausbildung auf der Korvette „Amazone“ und nahm anschließend auf der Fregatte „Thetis“ an einer dreijährigen Ostasienreise teil.
Valois absolvierte danach einen Offizierslehrgang, erlebte auf dem Dampfkanonenboot „Loreley“ mit Heimathafen Stralsund den Deutsch-Dänischen Krieg und war zwischen 1865 und 1868 als Mitglied der Marine des Norddeutschen Bundes auf der Korvette „Vineta“ an einer Weltumsegelung beteiligt. Es folgten die Versetzung auf die Kreuzerfregatte „Augusta“, die Beteiligung am Deutsch-Französischen Krieg und nach erfolgreicher Bewährung im Seegefecht vor der Girondemündung der Aufstieg zum Kapitänleutnant.
Nach der Reichseinigung gehörte Valois der Kaiserlichen Marine an. Er absolvierte die Marineakademie, kommandierte die Korvette „Victoria“ und die Kreuzerfregatte „Gneisenau“ und gehörte damit 1884 bis 1886 zum Ostafrikanischen Kreuzergeschwader. In dieser Zeit fungierte er als Berichterstatter über das deutsche Schutzgebiet „Witu“. Das war ein Sultanat im Norden der heutigen
Republik Kenia, das durch die Brüder Clemens und Gustav Denhardt an Deutschland kam und in den Quellen auch als „Suaheli-Land“ verbreitet ist. Valois beurteilte den Umgang mit den Eingeborenen kritisch und nahm später in anderen Ämtern Einfluss auf eine Besserung.
Kritik an Tirpitz
Nach seiner Berichterstattung über das Witugebiet fungierte Valois nacheinander zwischen 1887 und 1890 als Oberwerftdirektor der Kaiserlichen Werften Danzig und Kiel. Es folgte die Erhebung zum Konteradmiral und Chef des Kreuzergeschwaders, das 1891 an der Küste Chiles den Schutz der Deutschen im chilenischen Bürgerkrieg sicherte. 1892 wurde ihm dann das Kommando über die Marinestation Wilhelmshaven übertragen. Damit befehligte er nun als Vizeadmiral alle deutschen Marineverbände in der Nordsee. Ende 1896 trat der Ostpreuße in den Ruhestand, in dessen Verlauf er vielgestaltig tätig blieb. Er war Mitglied des Kolonialrates, vertrat hier fortschrittliche Positionen und schriftstellerte nebenbei.
Valois, der mit Minna Behrendt verheiratet war, erlebte den Ersten Weltkrieg als Tirpitz-Kritiker recht frustiert und starb nach dem Erlebnis des Zusammenbruchs des deutschen Kaiserreiches mit dem Versailler Vertrag am 4. Januar 1924 in seinem Rückzugsort Königsberg, in seiner Heimat Ostpreußen.