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Das Ulfberht-Schwert im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg zeugt von reger Waffenproduktion in der Region
Schon seit Anfang Mai finden unter dem Titel „Streitaxt, Stabdolch, Ulfberht-Schwert – Waffen und Statussymbole im Wandel der Zeiten“ im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg wieder jeden ersten Dienstag im Monat Sonderführungen statt.
In der parallel zur Oder verlaufenen Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße wurden 1992 Baggerarbeiten vorgenommen. Laut Fatima Wollgast, die die Führung anbietende Mitarbeiterin des Museums, war damals die Überraschung groß, als der Schürfeimer des Baggers nicht nur Wasser und Schwemmsand, sondern ein außerordentlich gut erhaltenes, etwa 90 Zentimeter langes Eisenschwert zutage förderte.
Das Erstaunen nahm weiter zu, als bei fachkundiger Begutachtung des Fundstückes an beiden Klingenseiten Buchstaben und Zeichen sichtbar wurden. Ein 20,5 Zentimeter langer, in Eiseneinlage ausgeführter Schriftzug lautet „+ VLFBERH+T“. Auf der anderen Klingenseite lassen sich schwach Striche und ein Rhombenmotiv erkennen. Während die Form des Schwertes dem gebräuchlichen, frühmittelalterlichen Schwerttyp X (nach der Klassifikation des Historikers Jan Petersen) zugeordnet werden kann, lässt die Inschrift Archäologenherzen höherschlagen: Es handelt sich bei dem Fund aus dem Altarm der Oder um ein echtes Ulfberht-Schwert. Offenbar standen ein gewisser Ulfberht und seine Werkstatt für eine langlebige Produktion hochwertiger Schwertklingen, die man getrost als mittelalterlichen Exportschlager bezeichnen kann. Die Waffen erfreuten sich zwischen 800 und 1100 n. Chr. europaweit großer Beliebtheit. Besonders aus dem wikingerzeitlichen Skandinavien stammen zahlreiche Funde, darunter sowohl echte als auch gefälschte Ulfberht-Waffen.
Dieses Schwert und zahlreiche weitere Fundstücke aus vergangenen Zeiten sind in dem vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege getragenen und im Kloster St. Pauli aus dem 13. Jahrhundert in Brandenburg beheimateten Archäologischen Landesmuseum zu bewundern. Relikte aus 130.000 Jahren menschlicher Kulturgeschichte zeugen von der bewegten Vergangenheit dieses Landstriches. Die Sonderführungen finden monatlich statt und stehen jeweils unter einem spannenden Thema.
Wie das Schwert in die Uckermark und somit in das einstige Siedlungsgebiet der slawischen Ukranen gelangte, lässt sich heute nicht mehr nachverfolgen. Archäologische und schriftliche Quellen belegen jedoch, dass sich die slawischen Eliten des Frühmittelalters gern mit militärischen Statussymbolen ausstatteten – und dass die Zeiten ausgesprochen unruhig waren. „Offen bleibt auch die Frage, ob das Schwert im Zuge eines Unfalls oder Unglücks in das Wasser gelangte oder ob es absichtlich, möglicherweise als Opfer an einer einstigen Furt, deponiert wurde“, lässt Wollgast wissen.
Doch so imposant diese mittelalterliche Hieb- und Stichwaffe auch erscheinen mag – sie nimmt nur einen Teil der stattfindenden Führung ein.
• Archäologisches Landesmuseum Brandenburg, Neustädtische Heidestraße 28, Brandenburg an der Havel, Eintritt: 5 Euro. Unter www.landesmuseum-brandenburg.de wird ein virtueller Rundgang angeboten.