09.05.2024

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Georg Luger

Ein Österreicher entwickelte die „Parabellum“

Der Arztsohn, der Kaufmann werden sollte und beim Wehrdienst seine Passion entdeckte, kam vor 175 Jahren in Tirol zur Welt

Manuel Ruoff
05.03.2024

Der Erfinder der bezeichnenderweise auch „Luger“ genannten Selbstladepistole „Parabellum“ kam am 6. März 1849 in Steinach am Brenner als Sohn eines Chirurgen und dessen Ehefrau zur Welt. Die Eltern wollten aus Georg Luger einen Geschäftsmann machen, und diesem Wunsche folgte er anfangs auch. Nach dem Besuch von Grundschule und Gymnasium zog er nach Wien. Dort hat er die Handelsakademie besucht, 1874/75 als Bankbeamter gearbeitet und anschließend ins Management des noblen Jockey-Clubs gewechselt.

Unterbrochen wurde dieses Zivilistenlleben durch Militärdienst bei den Streitkräften. 1867 rückte er als Einjährig-Freiwilliger zum Infanterieregiment 78 ein. Bei der Armee stieß Luger auf sein Metier: Schusswaffen. Luger erwies sich nicht nur als sehr guter Schütze, ihn interessierte auch sein Werkzeug: Schusswaffen. 1871 endete zwar Lugers militärische Laufbahn mit dem Dienstgrad eines Leutnants der Reserve, aber seine Beschäftigung mit Schusswaffen ging weiter.

Ein Landsmann, der Schusswaffenerfinder und -konstrukteur Ferdinand Mannlicher, gewann Luger für das auch Rüstungsgüter produzierende deutsche Unternehmen Ludwig Loewe & Co. mit Sitz in Berlin. Als deren Mitarbeiter sollte Luger nicht nur Waffen entwickeln, sondern mit seiner Weltgewandtheit, seinen Sprachkenntnissen sowie seiner Kaufmannsausbildung und -erfahrung auch Waffen international vertreiben, darunter die von dem deutschen Waffenkonstrukteur Hugo Borchardt entwickelte „Borchardt C93“.

Hierbei handelte es sich um eine der ersten in nennenswerten Stückzahlen hergestellten Selbstladepistolen. Sie war einerseits sehr innovativ und modern, andererseits unausgereift, was ihren Verkauf sehr erschwerte. Luger erkannte sowohl ihr Potential als auch ihre Schwächen. Zu Letzteren gehörte ihre übermäßige Länge und Schwere, der ergonomisch ungünstig nahezu im rechten Winkel zur Laufachse angeordnete Griff und die Schwäche der Patronen. Darüber hinaus war ihre Herstellung aufwendig und damit teuer. Da Luger um die Qualität des Prinzips der Waffe wusste, unterzog er sich der Mühe, sie fachmännisch zu überarbeiten. Beispielsweise gestaltete er den Kniegelenkverschluss kompakter und den Griff schräger und damit benutzerfreundlicher.

Ein Ergebnis dieser Überarbeitung war die sogenannte Pistole 1900. Von 1900 bis 1948 hat die Schweiz über fünftausend Exemplare für ihre Armee beschafft. 1896 hatte Lugers Arbeitgeber Ludwig Loewe & Co. zusammen mit den Mauserwerken und der Metallpatronen AG die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM) gegründet und die eigene Produktion von Waffen und Munition dorthin ausgelagert. Diese DWM mit Sitz in Berlin hatte die Telegrammadresse „Parabellum“, und so wurde die „Pistole 1900“ in der Schweiz auch genannt.

1904 folgte Deutschlands Kaiserliche Marine und machte mit der „Pistole 04“ ebenfalls eine Weiterentwicklung Lugers der „Borchardt C93“ zu einer ihrer Standardwaffen. 1908 folgten schließlich auch die deutschen Landstreitkräfte mit der „Pistole 08“. Von der auch „P08“ oder „Pi 08“ genannten Pistole sollen im Ersten Weltkrieg über zwei Millionen Exemplare hergestellt worden sein. Nach dem Krieg wurde auch die neue Reichswehr mit der Waffe ausgerüstet und die Polizei nutzte sie ebenfalls.

Erst 1938 wurde in der Wehrmacht mit der „Walther P.38“ ein Nachfolger eingeführt. Doch selbst noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die „P08“ in diversen Staaten als Ordonanz- und Dienstwaffe eingesetzt. Die beiden deutschsprachigen Staaten DDR und Österreich gehörten dazu. Inzwischen wird die P08 zwar nicht mehr produziert, aber die von Luger mitentwickelte zugehörige Patrone „9 mm Parabellum“ beziehungsweise „9 mm Luger“ als „9x19 mm NATO“ nach wie vor.

Luger selbst überstand die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg nicht so gut wie seine Waffenentwicklungen. Ein Großteil seines Vermögens hatte er in Kriegsanleihen gesteckt und damit verloren. Zudem kündigte sein Arbeitgeber dem genialen, aber unbequemen Konstrukteur 1919 fristlos, sperrte ihn aus seinen Laboratorien aus und versuchte offenkundig, ihn um seine Patente zu bringen. Luger klagte und bekam 1922 schließlich Recht. Lange konnte er sich dessen jedoch nicht erfreuen. Bereits im darauffolgenden Jahr starb er am 22. Dezember in Fichtenau bei Berlin.


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Kommentare

Wolf-Dietrich Roth am 05.03.24, 21:27 Uhr

Wenn der Autor dieses Beitrages zu Georg Luger gründlich recherchiert hätte, hätte ihm auffallen müssen, dass am 29.09.2018 eine Interessengemeinschaft zu Ehren Georg Lugers einen Gedenkstein auf dem Friedhof in Schöneiche, Friedensaue, 15566, eingeweiht hat.
Die Feierlichkeit fand unter großer internationaler Beteiligung statt. Die feierliche Enthüllung des Denkmals nahm der Urenkel von Georg Luger, Herr Prof. Dr. Peter Luger, persönlich vor. Die Gedenkstätte ist öffentlich zugänglich und kann von jedem Interessierten besucht werden.
Ich bitte darum, diesen Kommentar in der nächsten Ausgabe der Preußischen Allgemeinen zu veröffentlichen.
W.D. Roth, Berlin, 05.03.2024

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