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Ideengeberin ist Äbtissin Elisabeth Kolzowa – Ihr Vorbild war eine deutsche Heilige
In der orth0d0xen Diözese Insterburg, zwischen Heinrichswalde und dem fünf Kilometer davon entfernten Argelothen [Priosjorje], entsteht das Orthodoxe Dorf Bogoljubowo (Gottesliebe). Der Name des Dorfes geht auf den Sohn von Jurij Dolgorukij, Andrej Bogoljubskij, zurück. Dolgorukij war Mönch des Kiewer Höhlenklosters, er gilt als der Gründer Moskaus im 13. Jahrhundert. In der Siedlung sollen ein Kindergarten, eine Turnhalle, ein orthodoxes Kulturzentrum und andere Einrichtungen entstehen. Insgesamt sollen etwa 140 Haushalte hier leben.
Erster orthodoxer Wallfahrtsorf
In der Nähe von Bogoljubowo wird bereits die Dorfkirche gebaut. Das Bauwerk ähnelt einer byzantinischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert. Die Kirche mit fünf Kuppeln wird eine Pilgerkirche. Die Region mit dem Ort Gottesliebe in der Nähe zum katholischen Litauen soll den ersten orthodoxen Wallfahrtsort des Gebiets beherbergen. Es soll so etwas wie das neue orthodoxe Zentrum des Königsberger Gebiets werden, ein Gebiet, das bis 1988 vierzig Jahre lang keinerlei offizielle Kirche oder Religion kannte.
Ideengeberin ist die 74-jährige Äbtissin Elisabeth Kolzova. Sie ist eine der zentralen orthodoxen Persönlichkeiten im Königsberger Gebiet und genießt das besondere Vertrauen des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus Kyrill I.
Kolzowa wurde 1948 in der Nähe von Moskau geboren, 1974 zog sie ins Königsberger Gebiet und übernahm die Leitung der Physiotherapie an dem Regionalkrankenhaus von Friedland [Pravdinsk]. Von 1976 bis 1990 war die promovierte Medizinerin Dozentin für Leibeserziehung an der Staatlichen Universität Königsberg.
Während eines längeren Aufenthaltes in Jerusalem im Jahr 1992 las Kolzowa über das Leben der Prinzessin Elisabeth Alexandra Luise von Hessen-Darmstadt und bei Rhein (1864–1918). Die Lektüre habe ihr Leben auf den Kopf gestellt, von nun an habe sie nicht mehr nur als Ärztin die physischen Leiden der Menschen heilen wollen, sondern auch deren seelische, so die Russin. Sie fühlt sich in der Nachfolge der deutschen Heiligen.
Elisabeth Alexandra Luise von Hessen-Darmstadt war eine Enkelin von Englands Königin Victoria. Die bildhübsche Frau hatte viele Verehrer, unter anderem hielt der spätere Kaiser Wilhelm II. vergeblich um ihre Hand an. Sie heiratete 1884 Großfürst Sergej Alexandrowitsch Romanow, einen Bruder des damaligen russischen Zaren Alexander III., und wurde dadurch zur Großfürstin Jelisaweta Fjodorowna.
Auf einer Reise nach Jerusalem 1888 fasste die Protestantin, die nicht wie ihre jüngere Schwester Alix bereits bei der Eheschließung konvertiert war, den Entschluss, der Konfession ihres Mannes beizutreten. Nachdem ihr Mann, der im Volke unbeliebt war, 1905 einem Attentat eines Anarchisten zum Opfer gefallen war, verzieh sie dem Attentäter und wandte sich verstärkt der russisch-orthodoxen Kirche zu, deren Mitglied sie seit 1891 war. Sie verschenkte ihren Besitz an die Armen und gründete Klöster wie Krankenhäuser. 1910 stellte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Alix, die durch die Heirat mit Zar Nikolaus II. russische Zarin geworden war, die Bruderschaftskirche in Bad Nauheim unter ihren Schutz. Sie gründete das Martha-Maria-Kloster in Moskau und stand ihm als Äbtissin vor. 1917 wurde sie verhaftet und 1918, einen Tag nach der Zarenfamilie, in Alapajewsk im Gebiet Perm von Kommunisten ermordet. Ihr Leichnam wurde von Angehörigen der Weißen Armee in die Maria-Magdalenen-Kirche auf dem Ölberg in Jerusalem überführt. Heute wird sie in der russisch-orthodoxen und anglikanischen Kirche als Neumärtyrerin und Heilige verehrt.
Perle der Orthodoxie
1999 gründete Elisabeth Kolzowa in Argelothen im Königsberger Gebiet das Elisabeth-Kloster, das heute als Perle der Orthodoxie im Bernsteinland gilt. Es war das erste Kloster im Königsberger Gebiet. Der Klosterkomplex erinnert an die alten Ordensburgen, welche die Region einst urbar machten. Es beinhaltet neben der Kirche und den Wohnungen der Schwestern und einem Gästehaus auch ein Museum, der Komplex ist von Mauern umgeben. In der Nähe des Klosters befindet sich mit einer Höhe von 25 Metern das größte orthodoxe Flurkreuz der Welt. Das Kloster von Argelothen hat zudem eine Niederlassung in Königsberg. Die Äbtissin Elisabeth hat noch weitere elf Kirchen und Kapellen im Königsberger Gebiet gegründet.