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Politik

Ein Potpourri von Anglizismen

Der Manager und Ex-FDP-Abgeordnete Thomas Sattelberger prangert in seinem Buch „Radikal neu“ das Mittelmaß in Politik und Wirtschaft an

Wolfgang Kaufmann
05.11.2024

Die sogenannte Elite in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hat die Bundesrepublik derart gegen die Wand gefahren, dass Deutschland mittlerweile als „kranker Mann Europas“ gilt. Ungeachtet dessen wollen uns zahlreiche Angehörige dieser Elite nun in immer neuen Publikationen erklären, wie man die Karre wieder aus dem Dreck ziehen könnte. In diese Kategorie fällt auch das Buch „Radikal neu“ von Thomas Sattelberger.

Der Autor, der sich beim Schreiben von dem Kommunikationsberater und Wahlkampfmanager Jan Dermietzel assistieren ließ, war unter anderem Personalvorstand beim Reifenhersteller Continental und der Deutschen Telekom sowie Leiter des Bereichs Konzern-Führungskräfte und Personalentwicklung bei der Lufthansa. Dabei tat er sich als Verfechter des „Diversity Managements“ hervor und initiierte die Einführung der Frauenquote im Telekom-Vorstand. Außerdem saß Sattelberger für die FDP im Deutschen Bundestag und stieg zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung auf – ein Amt, das er im Mai 2022 niederlegte.

Und genau diese Führungspersönlichkeit will jetzt einen „schonungslos kritischen Insiderblick“ auf die bundesdeutsche „Mittelmaßkultur“ liefern, um dann zur Diskussion der „Tugenden, Sünden, Lehren und Erfahrungen“ in den Bereichen Wirtschaft und Politik überzugehen, bevor im letzten Drittel des Buches die „Zukunftskonzepte“ folgen. Natürlich braucht Deutschland solche Konzepte, wobei sich freilich die Frage stellt, ob ein Vertreter des politischen Auslaufmodells FDP hier tatsächlich der passende Ideengeber sein kann, zumal das, was Sattelberger als „radikal neu“ anpreist, vielfach nur ein Potpourri von Anglizismen ist, hinter denen sich Altbekanntes verbirgt. Dafür stehen beispielsweise Kapitel wie „Skill-Shift statt Jobabbau“, „Growth Mindset contra Fixed Mindset“ und „Science Leadership statt Hochschultechnokratie“.

Andererseits hat Sattelberger in etlichen Punkten recht, und wenn er sein Fachwissen über den deutschen Politikbetrieb oder das Treiben in den Vorstandsetagen der Konzerne hierzulande ausbreitet, ist das Buch sogar streckenweise spannend. Doch wie gesagt: Der radikale Neuanfang, den die Bundesrepublik tatsächlich dringend benötigt, wird von Vertretern anderer Parteien und anderen Köpfen als Sattelberger bewerkstelligt und intellektuell begleitet werden müssen. Er und seinesgleichen hatten ihre Chance, aber diese Chance wurde in der Vergangenheit wieder und wieder vertan.

Thomas Sattelberger: „Radikal neu. Gegen Mittelmaß und Abstieg in Politik und Wirtschaft“, Herder Verlag, Freiburg 2023, gebunden, 317 Seiten, 25 Euro


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Kommentare

Peter Wendt am 03.11.24, 08:06 Uhr

Ist der Author nicht ein typischer Vertreter einer Generation, die niemals gelernt hat Selbstkritik zu üben aber ständig eine Meinung formuliert zu dem was andere tun?

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