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Badekultur

Ein reinigendes Bad

Die jüdischen mittelalterlichen Monumente der sogenannten SchUM-Städte Speyer Worms und Mainz sind neues UNESCO-Welterbe. Schon vorher warf die PAZ einen Blick in eine Mikwe, ein jüdisches Bad in Hessen

Bettina Müller
29.07.2021

Vergangenes Wochenende entschied die UNESCO, dass die drei Kurbäder Bad Ems, Bad Kissingen und Baden-Baden sowie auch die Mathildenhöhe in Darmstadt neu in die Weltkulturerbeliste aufgenommen werden. Aus Deutschland nominiert waren daneben auch der Niedergermanische oder „Nassen Limes“ und der Donaulimes sowie die jüdischen Stätten in Speyer, Mainz und Worms.

In Letzteren sind vor allem die Mikwen, tief im Untergrund befindliche Tauchbäder archäologische Besonderheiten. Wie diese Bäder heute anmuten, zeigt ein Gang in eine Mikwe im hessischen Friedberg. Dort muss man für den beschwerlichen Weg in den düsteren Untergrund abgehärtet sein. Es ist feucht und kalt, und fast schon ein wenig unheimlich. Und je weiter man nach unten auf den hohen Stufen vordringt, desto spärlicher gelangt das natürliche Licht aus dem runden Schacht, der von leuchtend grünen Farnen umrankt wird, nach unten in das Ungewisse.

Vor 760 Jahren war es für die jüdischen Frauen von Friedberg, zirka 30 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main im Wetteraukreis gelegen, ein ganz normaler Weg, den sie aus Glaubensgründen regelmäßig gingen: ein Mal im Monat, und auch noch jeweils einen Monat vor ihrer Hochzeit, ebenso sechs Wochen nach der Geburt ihres Kindes.

Die rituelle Waschung mit dem „lebendigen Wasser“ gehörte zu ihrem Alltag. In der Mikwe, das umgangssprachlich zum „Judenbad“ wurde, tauchten die Frauen nach der üblichen häuslichen Körperpflege daher noch zusätzlich zu diesen Anlässen insgesamt drei Mal in einem natürlichen Brunnen mit fünf Meter Wassertiefe ein, erst danach galten sie als vollständig rein (koscher).

Ehrfürchtig verstummt man als Besucher, wenn man nach 25 Metern Tiefe angekommen ist, denn selbstverständlich ist es nach dem Lauf der deutschen Geschichte nicht, dass eine Monumental-Mikwe, die mit aufwendigen gotischen Stilelementen versehen wurde, in Deutschland überhaupt noch erhalten ist.

Ausgerechnet auf den SS-Reichsführer Heinrich Himmler, der einen gewissen Hang zum Okkultismus hatte, ist es zu zurückzuführen, dass die Mikwe von den massiven Zerstörungen in der Reichspogromnacht verschont blieb. Himmler versprach sich von dem Wasser eine therapeutische Wirkung und gab eine Untersuchung bei Wilhelm Pfannenstiel, dem Direktor des Hygienischen Instituts der Universität Marburg, in Auftrag. Der Professor konnte zwar keinerlei heilende Wirkung des Wassers nachweisen, riet Himmler aber dennoch dazu, das „wertvolle deutsche Kunstwerk“ zu erhalten.

Und so taucht der Besucher die Hände ein letztes Mal in das unglaublich klare Wasser und tritt danach wieder den Aufstieg an. Zurück im Tageslicht der fast 30.000 Einwohner zählenden Kleinstadt weisen Straßennamen wie „Judengasse“ und „Judenplacken“ bereits auf die mittelalterliche Ansiedlung von Juden hin. Deren jahrhundertelang währendes Leben im Ort wurde am 9. November 1938 durch die „Reichskristallnacht“ jäh zerstört. Am 10. November 1996 wurde an der Stelle, wo die Synagoge stand, eine Gedenkstätte eröffnet.


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Kommentare

Chris Benthe am 03.08.21, 11:52 Uhr

Statt massenhaft Islam zu importieren, der nun wirklich nicht Bestandteil unserer Kultur ist (1683 u.a. !), vermisse ich unbeschwertes jüdisches Leben in unserer Mitte, wie es schon einmal eine kurze Zeit existieren konnte. Wenn ich sehe, wie sich jüdische Gemeinden hinter Mauern und Polizeischutz verschanzen, blutet mir das Herz. Normalität ist etwas anderes, vor allem, wenn Moslems auf offener Straße "Juden ins Gas" skandieren. Das ist unerträglich.
Aber freuen wir uns, dass uns dieses einmalige jüdische Bad erhalten geblieben ist.

sitra achra am 02.08.21, 11:09 Uhr

Man kann nur hoffen, dass die Moscheen hierzulande nicht eines Tages zum Unescowelterbe gehören.
Der Ausspruch von Wulff, dass der Islam zu Deutschland gehöre, wird bei der Analyse der deutschen Nachkriegsgesellschaft einen historischen Stellenwert behalten. Er markiert die abgrundtiefe Verkommenheit und Willfährigkeit des politischen Personals.

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