16.05.2025

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Komponist aus Kaendlers „Affenkapelle“
Bild: Imago/ShotshopKomponist aus Kaendlers „Affenkapelle“

Porzellankunst

Ein Service für Friedrich den Großen

Porzellan für Könige, Papst und Zarin – Vor 250 Jahren starb Johann Joachim Kaendler

Veit-Mario Thiede
16.05.2025

Johann Joachim Kaendler trat 1731 seinen Dienst als Modelleur an der Königlichen Porzellanmanufaktur Meissen an. Der bedeutendste Formmeister der Manufaktur schuf Porzellan für alle Lebenslagen: Figuren für große Hoftafeln, Serviceformen, Altargarnituren, Uhrgehäuse und vieles mehr. Kaendler blieb bis zum Lebensende in der Porzellanmanufaktur tätig. Er starb am 17. Mai 1775. Viele seiner Geschirre und Figuren werden bis heute in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meissen hergestellt.

Kaendler kam 1706 in Sachsen zur Welt. Er absolvierte eine Bildhauerlehre und war anschließend Geselle beim Dresdner Hofbildhauer Johann Benjamin Thomae. Mit seinem Meister arbeitete er am plastischen Schmuck des Zwingers und schnitzte Holzornamente für das Grüne Gewölbe. Damit erregte er die Aufmerksamkeit des Kurfürsten von Sachsen, Augusts des Starken, der ihn wegen der hohen Qualität seiner Arbeiten 1730 zum Hofbildhauer ernannte und ihn ein Jahr später nach Meißen schickte.

In der Porzellansammlung des Dresdner Zwingers und in der Dauerausstellung des Meissen Porzellan-Museums ist
Kaendlers vielseitiges Schaffen prächtig vertreten. August der Starke beauftragte ihn, einen Zoo lebensgroßer Porzellan­tiere zu liefern. Er formte sie zunächst auf der Grundlage von Naturstudien in Ton ab. Für seine „Affenkapelle“, deren Mitglieder nach der höfischen Damen- und Herrenmode des Rokoko gekleidet sind, nutzte Kaendler hingegen druckgraphische Vorlagen. Eine der ersten Affenkapellen erwarb Madame de Pompadour, die Mätresse König Ludwigs XV.

Viele bis heute berühmte Porzellane Kaendlers stehen mit bekannten Persönlichkeiten in Verbindung. Im Auftrag von Heinrich Graf von Brühl, Sachsens Premierminister und Direktor der Porzellanmanufaktur Meissen, entwarf er das mehr als 2200 Teile umfassende „Schwanenservice“, benannt nach dem auf vielen Teilen sichtbaren Reliefdekor eines Schwanenpaares. Im Siebenjährigen Krieg besetzten preußische Truppen Sachsen. Friedrich der Große hielt sich einige Monate in Meißen auf und bestellte das „Japanische Service“, für dessen Gestaltung er Kaendler detaillierte Anweisungen erteilte. Das Angebot, in preußische Dienste überzuwechseln, lehnte Kaendler aber ab.

Die aus 40 Figurenensembles bestehende „Große russische Bestellung“ ging auf Zarin Katharina II. zurück. Ihre einzige Vorgabe war, dass sich die Gestaltungen auf die antike Mythologie beziehen. Mit der verband Kaendler das Herrscherlob der Kaiserin. Die „Große Hofbestellung“ für Papst Clemens XIV. wiederum umfasst zwölf Apostelfiguren, die Kaendler in Anlehnung an die barocken Marmorskulpturen der Lateranbasilika schuf.

Den spektakulärsten Auftrag erteilt ihm August II. Kaendler sollte ihn auf einem mit Sockel neun Meter hohen Reiterdenkmal aus Porzellan verewigen. Aber mit dem Tod des Kurfürsten 1763 war auch das Projekt gestorben. An die großen Pläne erinnert das kleine Kabinettstück des Reiterdenkmals.


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