27.09.2025

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Naher Osten

Hintergrund zum Gaza-Krieg

Die Nahostexpertin Muriel Asseburg wagt eine recht einseitige Analyse des politischen Geschehens, das zum Hamas-Attentat führte

Bodo Bost
27.09.2025

Muriel Asseburg – Politologin und Nahostexpertin an der Stiftung Wissenschaft und Politik – legt mit ihrem Buch „Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza“ eine Analyse des Hamas-Terrorangriffs und der darauffolgenden Eskalation im Gazastreifen vor. Der Untertitel – „Hintergrund, Eskalation, Folgen“ – beschreibt die Dreiteilung und Struktur des Werks. Allerdings versucht die Autorin eher Verständnis für den Pogrom der Hamas zu wecken, so als ob nicht die Hamas diesen Krieg ausgelöst hat. Asseburg spricht sehr viel von einer Zwei-Staaten-Lösung als Allheilmittel für die Probleme des Nahen Ostens. Sie verschweigt aber, dass 1947 die UN diese Zwei-Staaten-Lösung angeboten hatte. Damals hatten die jüdischen Vertreter Palästinas diese Lösung angenommen, aber die Araber nicht.

Gerade in einer so polarisierten Debatte wirkt Asseburgs Analyse zunächst sachlich. Allerdings, selbst wenn man die Hamas in das Ränkespiel innerpalästinensischer Rivalitäten und den Einfluss regionaler Akteure einordnet, wird aus der menschenverachtenden Organisation noch lange kein Akteur wie jeder andere. Es fehlt ein Kapitel über den „Todeskult“ der Hamas. Wegen dieser Ideologie, die mit dem Tod der eigenen Frauen und Kinder Profit schlagen will, kann und darf man mit der Hamas nur die Freilassung der Geiseln verhandeln, aber niemals über Politik, wie es die Autorin vorgibt. Auch die zwielichtige Rolle Ägyptens, das mit einer Öffnung seiner Grenzen zum Gazastreifen das Leid der Menschen sehr schnell beenden könnte, kommt in dem Buch kaum vor.

Wie Asseburg ausführt, hat kein anderer Krieg seit 1948 so polarisiert und einen so tiefgreifenden Einschnitt für den gesamten Nahen Osten hervorgerufen. Kein anderer Krieg im Nahen Osten hat auch so rasch auf andere Länder in der Region übergegriffen. Bereits jetzt handelt es sich um die längste und gewaltsamste militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und seinen Gegnern. Der dicht besiedelte Gazastreifen mit rund zwei Millionen Menschen wird nie mehr das, was er vor dem 7. Oktober 2023 war.

Die Auswirkungen dieses Konfliktes auf die Weltpolitik und die internationalen Flüchtlingsströme kommen in dem Buch nicht vor, weil sie noch nicht abzuschätzen sind. Von daher ist das Buch von Asseburg nur ein Einstieg, eine Momentaufnahme, aber neue alternative Lösungsansätze oder gar neue Einsichten zeigt die Autorin leider kaum.

Muriel Asseburg: „Der 7. Oktober und der Krieg in Gaza. Hintergrund, Eskalation, Folgen“, C.H. Beck Verlag, München 2025, gebunden, 287 Seiten, 20 Euro


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