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Philip Kiril von Preußen könnte als Vermittler an der deutsch-polnischen Grenze neue Türen öffnen
Philip Kiril von Preußen steht vor der Halle, die sein Ururgroßvater Wilhelm II. vor 120 Jahren – am 28. November 1902 – einweihte. Die Oberlausitzer Ruhmeshalle am heute polnischen Ostufer von Görlitz [Zgorzelec] ähnelt optisch dem Berliner Reichstag und wurde der Öffentlichkeit am 1. Juni 1904 als Kaiser-Friedrich-Museum übergeben. Die Familienerinnerung hat im heute polnischen oder russischen Osten des Reiches viele Anknüpfungspunkte. Es gab die Jagden im oberschlesischen Pless [Pszczyna] oder in der Rominter Heide [Puszcza Romincka] in Ostpreußen, das Tal der Schlösser im Riesengebirge oder die kaiserliche Sommerresidenz im ostpreußischen Cadinen [Kadyny].
Doch Philip Kiril findet auch in der heute teils zu Sachsen und hier am Ostufer zur Republik Polen gehörenden Neißestadt den Nenner, der sein Leben trägt: „Das Wichtigste ist für mich, dass wir hier keine bleibende Heimat haben, sondern auf dem Weg sind in unsere himmlische Heimat und von daher ein großes Hängen an den Dingen nicht angebracht wäre. Das habe ich stark verinnerlicht. Aber auf der menschlichen Ebene ist es für mich schon schmerzhaft, wenn ich mir bewusst mache – fast egal in welche Stadt ich komme –, was alles verloren gegangen ist. Wenn mich jemand aus Polen einlädt und es in den zeitlichen Rahmen passt, dann komme ich auch gerne – solche Anfragen hatte ich bislang noch nicht.“
„Friedensgrenze“ von 1950
Ob er hier schon einmal in der geteilten Stadt gewesen sei, kann er Ende September im ersten Anlauf gar nicht einmal mit Sicherheit sagen. Auf Hochzeitsreise sei er mit seiner Frau auch in Breslau gewesen, diese habe ihn aber aufgeklärt, dass beide entgegen seiner Annahme damals doch nicht in Görlitz gewesen seien.
Der Gang zum imposanten Bau aus wilhelminischer Zeit, wo die DDR 1950 den Vertrag über die „Friedensgrenze“ zur Volksrepublik Polen schloss, ist ein Nebenprodukt eines Vortrages im Rahmen der Glaubenskonferenz bei der Freien evangelischen Gemeinde Görlitz. Philip Kiril, der seinem Vetter Georg Friedrich die Führung des Hauses Hohenzollern-Preußen überlassen muss, weil Philip Kirils Vater von Großvater Louis Ferdinand von Preußen aufgrund der bürgerlichen Ehe von der Führung des Hauses ausgeschlossen wurde, betont, dass seine Vermittlerrolle im Grunde eine andere sei: die Brücken zu Gott hin zu überqueren. „Damit hatte ich bislang alle Hände voll zu tun. Hinzu kommt noch mein Herzensthema, der Schutz des ungeborenen Lebens dazu, und die eigene Familie soll ja auch nicht zu kurz kommen“, sagt der Vater von sechs Kindern.
Philip Kirils beruflicher Werdegang als Pfarrer und Grundschullehrer habe sicher auch etwas mit seinem persönlichen Status zu tun. „Ja, ich bin mir sicher, dass dies ein Grund ist. Nicht umsonst lädt Jesus die zu sich, die mühselig und beladenen sind (Matthäus 11,28). Und die nicht so auf der Sonnenseite des Lebens stehen, die sind für so etwas viel empfänglicher als die, denen es immer gut geht und die Gott – scheinbar – nicht brauchen.“
Bei der Glaubenskonferenz konnte man erneut einen fast immer lächelnden Prinzen kennenlernen, der seine innere Ausgeglichenheit gefunden hat und diesen Weg auch anderen eröffnen möchte.
Die Oberlausitzer Ruhmeshalle ist kurz vor ihrem 120. Geburtstag am 30. September jedoch erst einmal verschlossen, es muss beim Blick von außen bleiben. Die polnische Stadtverwaltung, die hier das städtische Kulturhaus untergebracht hat, lässt ausgerechnet jetzt Renovierungsarbeiten durchführen. Aber Pfarrer Eugen Böhler von der einladenden Freien evangelischen Gemeinde hat einen hervorragenden Draht zum polnischen Bürgermeister. Und er hat Philip Kiril für einen Nachfolgebesuch mit der ganzen Familie eingeladen. Damit könnte vielleicht die erste Vermittlerrolle mit polnischen Amtsträgern ganz unverhofft doch bald eintreten. In ihrer Standhaftigkeit gegen den unchristlichen heutigen Zeitgeist sind Eugen Böhler und Philip Kiril jedenfalls ganz und gar aus demselben Holz geschnitzt.
sitra achra am 17.10.22, 14:02 Uhr
Ich bin oft in Pomorze Zachodnie und teile die Auffassung Prinz Kirils, dass man sich an den verlorenen Dingen nicht festklammern sollte, weil wir hier keine bleibende Heimat haben.