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Entdecker des Ischtar-Tors – Vor 100 Jahren starb der in preußischen Diensten wirkende Robert Koldewey
Das babylonische Ischtar-Tor mit seinen farbig glasierten Ziegeln gilt als Hauptattraktion des Berliner Pergamonmuseums. Besichtigt werden kann es indes nicht, da das Museum seit 2023 wegen einer langwierigen Sanierung geschlossen ist. Eine Wiedereröffnung ist erst in zwölf Jahren geplant. So ist es bedauerlich, dass man das Tor zum 100. Todestag jenes Archäologen nicht bestaunen kann, der dafür gesorgt hat, dass diese monumentale Sehenswürdigkeit den weiten Weg von Mesopotamien nach Deutschland machte.
Der im Auftrag der Königlichen Museen zu Berlin nach Babylon entsandte Robert Koldewey entdeckte 1897 als erster die glasierten Ziegel, die er als Teil des Ischtar-Tors der babylonischen Stadtmauer identifizierte und die später nach seinem Tod am 4. Februar 1925 in Berlin wieder zusammengesetzt wurden. Der aus dem Harz-Ort Blankenburg stammende Forscher entwickelte die moderne Ausgrabungstechnik und zusammen mit Wilhelm Dörpfeld auch die archäologische Bauforschung der Neuzeit.
Als Mitglied eines amerikanischen Expeditionsteams in Assos gab Koldewey 1882/83 seinen Einstand in Troja als Ausgräber. Im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts führte er anschließend selbstständige Grabungen auf der Insel Lesbos durch. 1887 kam er erstmals nach Mesopotamien. Koldewey buddelte in Surghul, Nina, al Hiba und Lagasch archäologische Schätze aus, ehe er nach Kleinasien wechselte, wo er zwischen Assos und Troja die sogenannten äolischen Kapitelle fand. Anschließend untersuchte er in der Südtürkei die späthellenistische Stadt Schamal (Zincirli) und in Süditalien griechische Tempel.
Nach einem Zwischenspiel als Lehrer an der Görlitzer Baugewerbeschule trieb es ihn wieder nach Mesopotamien. Jetzt war Babylon an der Reihe. Zwischen 1898 und 1917 gelangen ihm jene Entdeckungen, die ihm Weltruhm eintrugen. Er fand die Prozessionsstraße von Babylon, die Paläste Nebukadnezars und den legendären Turm zu Babel. Als die Engländer 1917 im Ersten Weltkrieg Bagdad eroberten, mussten die deutschen Ausgräber ihre Arbeit einstellen.
Koldeweys Vorstellungen zur Präsentation in der Öffentlichkeit konnten erst nach seinem Tod von seinem Schüler Walter Andrae als Direktor des neugegründeten Vorderasiatischen Museums realisiert werden. Vertraglich mit dem damaligen Königreich Irak geregelt, wurden die von Koldewey gesammelten Schätze in Hunderten von Kisten von Basra nach Hamburg verschifft und von dort weiter nach Berlin verfrachtet. So entstand im Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel die rekonstruierte Prozessionsstraße von Babylon mit dem Ischtar-Tor. Heute erinnert noch die Koldewey-Gesellschaft an den großen Schliemann-Nachfolger.