13.12.2024

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Der Wochenrückblick

Ein unsichtbares Land

Wie Deutschland zum weißen Fleck werden konnte, und wieso Roth und Baerbock das gar nicht stört

Hans Heckel
13.07.2024

Endlich ist der alte Wunsch von Claudia Roth (fast) wahr geworden. Vor zwei Jahrzehnten (ja, so lange haben wir die schon!) enthüllte die damalige Bundesvorsitzende der Grünen, wie sie sich die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit vorstellt: Die Straßen, so Roths begeisterte Vision, mögen ertrinken in einem Meer von roten Türkeiflaggen und nur ein paar schwarz-rot-goldenen dazwischen.

Nun, Schwarz-Rot-Gold war gar nicht zu sehen, als die Berliner Türkei-Fans, von denen ein Großteil als dritte Einwanderergeneration von Eltern abstammen dürften, die bereits in Deutschland geboren wurden, für „ihre“ Mannschaft auf die Straße gingen. Dafür brachten sie massenhaft den „Wolfsgruß“ mit. Ist ja auch was Schönes, oder nicht?

Eher nicht, darin sind sich die Kommentatoren ausnahmsweise einig. Von der zwischenzeitlich zur Bundeskulturstaatsministerin aufgestiegenen Frau Roth ist kein Wort zu den Szenen mit dem Gruß zu uns gedrungen. Alle anderen zogen einen eindeutigen Schluss aus den Vorkommnissen: Der aggressive Nationalchauvinismus der (Deutsch-)Türken, der sich völlig vom fröhlich-friedlichen Fußball-Patriotismus anderer EM-Nationen unterschied, sei die Folge einer „gescheiterte Integration“.

Nur wer am Scheitern schuld ist, da gehen die Meinungen auseinander. Links sieht man die Verantwortung, wie immer, bei den Deutschen, die sich nicht hinlänglich um ihre Neubürger bemüht hätten. Rechts betrachtet man Integration dagegen als Bringschuld der Einwanderer, ganz gleich, ob es sich um Ausländer in Deutschland oder Deutsche im Ausland handelt. Und diese Wolfsgruß-Türken wollten eben nicht.

Was sage ich, wer hat recht? Auf den ersten Blick die Rechten, denn natürlich hat sich der Neuankömmling selbst um seine Integration zu bemühen, wenn er in dem fremden Land auf Dauer leben will. Diese Antwort hatten Sie erwartet. Aber jetzt kommt's: Auch die Linken liegen mit ihrer Anklage an die Deutschen gar nicht so falsch, allerdings auf ganz andere Weise, als diese Leute denken.

Womit wir wieder bei Claudia Roth wären. Die grüne Ministerin steht qua Amt an der Spitze einer sehr rührigen Bewegung, die emsig und erfolgreich bemüht ist, alles auszutilgen, was einer deutschen Identität sichtbaren Halt geben könnte. Von der epidemischen Straßenumbenennungsorgie über die propagandistische Dauerbelagerung des (gegen ihren entschiedenen Willen) wiederaufgebauten Berliner Schlosses bis hin zur „kritischen Kontextualisierung“ nationaler Gedenkorte wie den Denkmälern vergangener Heroen – alles, was positiv auf unsere deutschen Wurzeln erinnert, soll entweder angeschwärzt oder verhunzt werden oder gleich ganz verschwinden.

Ein Einwanderer soll außer Mahnmalen zu den schwärzesten Kapiteln unserer Geschichte nichts finden, was ihn mit deutscher Identität konfrontiert. Die Frage ist jedoch: In was, bitte schön, soll er sich dann „integrieren“? In diese Horde undankbarer, ungebildeter und grundlos arroganter Epigonen, die nichts können, als die Leistungen ihrer Ahnen in den Dreck zu treten? Dann doch lieber Türke bleiben, wird sich mancher sagen.

Übrigens: Die Arbeit, welche Claudia Roth mit Hingabe im Inneren leistet, erledigt ihre Parteikollegin Annalena Baerbock mit gleicher Zähigkeit im Ausland. Dort ist das Projekt, Deutschland unsichtbar zu machen, sogar schon merklich weiter fortgeschritten, als es Roth im Inland bislang vermochte. Seit zweieinhalb Jahren übt sich Baerbock darin, auf deutsche Außenpolitik zu verzichten, jedenfalls auf alles, was diesen Namen verdient hätte. Die große Leere übertüncht sie mit Phrasen, die so platt und ermüdend daherkommen wie die Auswürfe der Heinrich-Böll-Stiftung – irgendwas mit Feminismus oder „Klimakrise“ und ähnliches Gedöns.

Vorgeführt vom kleinen Ungarn
Wenn wir überhaupt mal etwas vom fruchtlosen Treiben der Außenministerin hören, dann meist im Zusammenhang mit verbalen Fehlleistungen. Erstaunlicherweise schien dies bislang kaum jemanden in Deutschland zu stören. Das könnte daran liegen, dass man „Leere“ nicht sehen kann, weil Löcher von Natur aus unsichtbar sind. Erst wenn sich der Raum drumherum füllt, erkennt man, dass in der Mitte etwas fehlt.

Genau das ist gerade passiert. Ungarns Premier Viktor Orbán hat viele Potentaten in der EU zutiefst verärgert, indem er nach Kiew, Moskau und Peking gereist ist. Dort wollte er eigentlich nichts weiter tun, als die derzeitige Haltung der dortigen Regierungen auszukundschaften, um herauszubekommen, wo da möglicherweise Ansätze für einen Weg zur Beendigung des Ukrainekrieges schlummern. Mehr nicht. Aber das reichte schon, um die geballte Empörung der EU-Granden und etlicher europäischer Partner zu entzünden. Insbesondere in Berlin ist man schwer irritiert von dem Ungarn. Weil er ein „Putin-Freund“ ist? Quatsch, ist er nicht. Eher schon, weil durch Orbáns Diplomatie erst so richtig sichtbar wurde, was unsere Baerbock zur Suche nach einer Friedenslösung bislang beigetragen hat – nämlich gar nichts.

Ein Hans-Dietrich Genscher wäre in einer vergleichbaren Situation kaum noch aus dem Flugzeug rausgekommen vor lauter Pendeldiplomatie, Helmut Kohl oder Helmut Schmidt hätten ihre guten persönlichen Drähte zu ausländischen Staats- und Regierungschefs dauerglühen lassen, um alles Erdenkliche auszusondieren. Frau Baerbock dagegen hält bedeutungslose Reden vor geneigtem Publikum, die jedes Mal im Minenfeld der Peinlichkeiten zu verenden drohen, wenn sie vom vorgefertigten Manuskript abweicht. Damit hat sie Deutschland zum toten Fleck der Weltdiplomatie degradiert. Selbst das kleine Ungarn macht mehr Welle.

Ob die Orbán-Reise sie wach gemacht hat? Kaum anzunehmen. Wenn Baerbock gegen den Ungarn wütet, dann, weil er ein „Rechter“ ist, nicht, weil er sie als diplomatische Nullnummer entlarvt hat. Das merkt sie gar nicht, denn ihre bemerkenswert ausgeprägte Bildungs- und Ahnungslosigkeit schützt sie umfassend vor den Zumutungen jedweder tieferen Erkenntnis. Mögen Kenner der Materie unter ihrer Amtsführung noch so sehr leiden, sie selbst genießt den Posten aus vollen Zügen: Die sündteure Visagistin, die großen Regierungsflieger, der protzige Amtssitz und die prunkvollen Auftritte auf den roten Teppichen, das ständige Zusammentreffen mit den „Mächtigen der Welt“, deren leises Kichern sie ja nicht mitkriegt – für Annalena Baerbock ist all das schon Beweis genug für ihre überragende Relevanz.

Deshalb konnte sie das Gewese um ihren 184-Kilometer-Flug nach Luxemburg gar nicht nachvollziehen. Solche supercoolen Trips sind es doch, die das Amt erst richtig attraktiv machen, weil sie zeigen, wie wahnsinnig wichtig man ist, wird sie sich denken. Ihr geht es nicht um die Sache, sondern um die Spielsachen. Für die Weltpolitik ist das keine gute Diagnose, und als Deutsche sollte es uns bekümmern. Aber das kommt eben heraus, wenn man Kinder an die Macht bringt.


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