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Vor 850 Jahren starb Albrecht der Bär, erster Markgraf Brandenburgs. Aber nur „30 Jahre Bundesland“ sind Potsdam eine Ausstellung wert
Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in Potsdam zeigt derzeit die noch bis zum 7. Februar nächsten Jahres laufende Sonderausstellung „Mensch Brandenburg!“ Anlass ist der 30. Jahrestag der Gründung des Bundeslandes am 3. Oktober. Werbend heißt es: „Entdecken Sie Brandenburg neu!“
Die Präsentation will „die Vielfalt des Landes exemplarisch anhand von 30 Orten vorstellen“. Vermittelt werden Eindrücke einer tristen Landschaft, vor allem aber politische Botschaften. Schlagzeile zu Angermünde: „Umdenken gegen Rechts“. Zu Müncheberg heißt es, dass 2015 die „rassistische Gewalt, die das Land in den 1990er Jahren erschüttert hatte“, zurückgekehrt sei und „sich erneut gegen Schutzsuchende richtete“. Nun jedoch sei mehr Solidarität gegenüber den „Geflüchteten“ gezeigt worden. Auch „in der kleinen Stadt Müncheberg“ habe es Initiativen gegeben. Unter „Vielerorts“ – das soll zwischen den konkreten Orten originell wirken – ist zu lesen: „Unterwegs für Demokratie und Toleranz“. Finsterwalde steht stellvertretend für das wenig überzeugend wirkende Bemühen um „Rückkehrer*innen“; Brandenburg hatte ab 1990 eine erhebliche Abwanderung erfahren.
„Mensch Brandenburg!“
Der Ausstellungsbesucher fragt sich, ob das alles ist, was es über „30 Jahre Bundesland Brandenburg“ zu sagen gibt. Anderweitige Veranstaltungen aus diesem Anlass fanden kaum statt. Dies mag auch Folge der momentanen Corona-Lage sein oder der Tatsache, dass der Tag der Deutschen Einheit den Gründungstag der neuen Länder stets überlagert. Im Falle Brandenburgs kam hinzu, dass der zentrale Festakt der Bundesrepublik dieses Jahr in Potsdam stattfand. Aber in einer geschichtsvergessenen Zeit haben Jubiläen, die Gelegenheit zu vielfältigen historischen Reflexionen bieten würden, wohl immer weniger Stellenwert.
Die Zeit als Bundesland der Bundesrepublik Deutschland ist nur das kurze, bislang letzte Kapitel einer jahrhundertelangen Entwicklung Brandenburgs. Die Grenzen des Gebietes verschoben sich immer wieder, der Kern blieb. Mit Bezug auf das Jahr 1990 ist korrekterweise von einer „Wiederbegründung“ des Landes zu sprechen. Es stellt sich die Frage, wann die eigentliche Gründung erfolgte. Ein „Land Brandenburg“ ist vor dem Hintergrund der von den Alliierten verfügten Auflösung des Staates Preußen im Jahre 1947 gebildet worden, war allerdings nur bis zur DDR-Verwaltungsreform von 1952 existent. Die preußische „Provinz Brandenburg“ ist formell 1815 entstanden. Vorher, zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches, war Brandenburg Kurfürstentum und Markgrafschaft gewesen.
Begründer der Mark Brandenburg war Albrecht der Bär aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Askanier. Albrecht verstarb am 18. November 1170, sodass es dieses Jahr die Möglichkeit gegeben hätte, seinen 850. Todestag mit „30 Jahre Land Brandenburg“ zu verbinden, eine verpasste Gelegenheit. Albrecht wurde nach dem Tod seines Vaters 1123 Graf von Ballenstedt und verfügte über umfangreiche Territorien. In Ballenstedt, heute in Sachsen-Anhalt gelegen, wird zwar gegenwärtig an ihn erinnert, allerdings stellte eine bereits im letzten Jahr veranstaltete Tagung „die Anfänge Anhalts“ und nicht Brandenburgs heraus. Eine angekündigte Ausstellungserweiterung im Ballenstedter Schloss ist momentan nur als „Baustellenausstellung“ zu besichtigen. Statt das alte Albrecht-Denkmal zu erneuern, wurde 2019 ein zusätzliches eingeweiht.
Albrecht, nach dem Urteil des Historikers Helmut Assing einer der „bedeutendsten deutschen Fürsten des 12. Jahrhunderts“, wurde um 1100 geboren. Von Anfang an war er bestrebt, seinen Einfluss über das Ererbte hinaus auszuweiten. Das Herzogtum Sachsen hatte er im Blick. Er unterstützte die Staufer und konkurrierte mit dem Welfen Heinrich dem Löwen. Um sich diesem gegenüber aufzuwerten, soll es zur Namenszuschreibung „der Bär“ gekommen sein. Als Herzog von Sachsen konnte sich Albrecht jedoch nur von 1138 bis 1142 halten.
Erfolgreicher gestalteten sich seine Vorhaben im Osten. Die Deutsche Ostexpansion des frühen Mittelalters war mit dem Liutitzenaufstand von 983, bei dem auch die Brandenburg verloren gegangen war, zum Stillstand gekommen. Albrecht hatte sich bereits 1124 der Mark Lausitz bemächtigt. Zwar wurde ihm diese 1131 entzogen, als er zeitweise die Gunst des Königs und späteren Kaisers Lothar III. verlor. Allerdings erfolgte 1134 seine Belehnung mit der Nordmark. Hier galt es für ihn, seine Herrschaft durchzusetzen.
Zeitgeistige Instrumentalisierung
Pribislaw, aufgrund seiner Taufe auch Pribislaw-Heinrich, war Fürst der slawischen Heveller. Er gebot über die Brandenburg und die umliegenden Gebiete. Albrecht pflegte zu Pribislaw guten Kontakt, dieser war auch Pate seines Sohnes Otto. Der kinderlose Heveller-Fürst bestimmte Albrecht zum Nachfolger, sodass die Brandenburg bei Pribislaws Tod 1150 an ihn fiel.
Jaxa von Köpenick, ein Verwandter Pribislaws, beanspruchte ebenfalls die Nachfolge, er besetzte auch die Brandenburg. Erst die Rückeroberung und die damit verbundene endgültige Vertreibung Jaxas am 11. Juni 1157 gilt als Geburtsstunde der Mark Brandenburg auf dem Gebiet der Nordmark. Über die weiteren Maßnahmen Albrechts, der 1158 eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm, berichtet der Chronist Helmold von Bosau, viele slawische Stämme „unterjochte er und zügelte die Aufsässigen unter ihnen. Schließlich schickte er, als die Slawen allmählich abnahmen, nach Utrecht und den Rheingegenden, ferner zu denen, die am Ozean wohnen ... und ließ sie in den Burgen und Siedlungen der Slawen wohnen.“ Unterstützung erfuhr Albrecht durch seinen seit 1144 mitregierenden Sohn, den späteren Otto I. von Brandenburg und Stifter des Klosters Lehnin.
So die Wurzeln. Dass das HBPG 2020 lediglich das Jubiläum des Bundeslandes in den Fokus rückt, ist abgesehen von der zeitgeistigen Instrumentalisierung unverhältnismäßig und unangemessen.
sitra achra am 12.11.20, 14:38 Uhr
Vorzüglicher Artikel!
Die 30-Jahrfeier des Landes Brandenburg ist an sich ein Treppenwitz der Geschichtsklitterung und eine erbärmliche Präsentation und selbstverliebte Selbstdarstellung bzw. Selbstentblößung.
Da kreist wahrscheinlich die "Stunde Null" in den Spatzenhirnen der dafür verantwortungslos Verantwortlichen herum.
Alles auf Null. Das war die Chance für viele Nullen, die sich seitdem ungebremst an den Schaltstellen der Macht vermehrt zu haben scheinen.
Chris Benthe am 05.11.20, 10:25 Uhr
Toller Beitrag ! Identitätsstiftend, aufschlussreich im Hinblick auf die sattsam bekannte, aktuelle Machtelite und heimatstark ! Danke !