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Vor 200 Jahren starb der Maler Johann Heinrich Füssli – Sein Bild „Der Nachtmahr“ entfachte einen Skandal
Mit dem Gruselstück „Der Nachtmahr“ machte Johann Heinrich Füssli die Kunstwelt auf sich aufmerksam: Einer Schläferin lastet ein affenartiger Nachtmahr schwer auf dem Brustkorb und gibt ihr unter den glasig glotzenden Augen einer Schindmähre einen Albtraum ein. Der Schöpfer dieses weithin berühmten, in drei Versionen gemalten Werks starb am 16. April 1825. Er ruht in Londons St.-Pauls-Kathedrale.
Der 1741 in Zürich geborene Füssli studierte Theologie und trat 1761 seinen Dienst als Pfarrer an. Nachdem er 1763 in einem Pamphlet die Missetaten eines Landvogts angeprangert hatte, zog er sich erst nach Pommern, dann nach Berlin zurück. Auf Vermittlung des englischen Gesandten in Berlin ging er 1765 nach London, wo ihn der berühmte Porträtist Joshua Reynolds ermutigte, Maler zu werden.
In England war Füssli als der „wilde Schweizer“ bekannt. Und zwar wegen seiner abgründigen Bildwelten. Jonas Beyer, der 2023 im Kunsthaus Zürich eine Füssli-Schau kuratierte, erklärt: „Füssli war einer der eigenwilligsten, originellsten und umstrittensten Künstler des 18. Jahrhunderts in Europa. Der betont individualistische und sensationslüsterne Charakter von Füsslis Kunst spaltete die öffentliche Meinung während seiner gesamten Karriere.“
Die umfangreichsten Sammlungen der Gemälde Füsslis im deutschsprachigen Raum sind im Kunsthaus Zürich, dem Kunstmuseum Basel und in der Goethe-Galerie des Deutschen Romantik-Museums Frankfurt beheimatet. Prominentestes der sieben Frankfurter Werke ist die zweite Fassung des „Nachtmahrs“ (1790/91). Es gehört zu den wenigen Gemälden Füsslis, die keinen literarischen Hintergrund haben, sondern allein der Phantasie des Malers entsprangen. Zumeist aber beflügelte die Dichtkunst seine Vorstellungskraft.
John Miltons Versepos „Das verlorene Paradies“ (1667) regte Füssli zu 47 Bildern an. Auch Shakespeare beflügelte seine Bildphantasie. Vom düsteren Drama „König Lear“ (um 1606) ist Füsslis Gemälde „Der Tod der Cordelia“ (1810–1820, Goethe-Galerie) inspiriert. Der Komödie „Ein Sommernachtstraum“ (1600) verdanken wir Füsslis märchenhaftes Gemälde „Titania liebkost Zettel mit dem Eselskopf“ (1793/94, Kunsthaus Zürich). In der Mitte des Bildes kauert der Weber Zettel, dessen Haupt der Kobold Puck in einen Eselskopf verwandelt hat. Die Feenkönigin Titania schmiegt sich an die abstoßende Gestalt, da ihr missgünstiger Gatte Oberon sie durch Zauberei dazu verurteilt hatte, sich in das erste Wesen zu verlieben, welches sie nach ihrem Aufwachen erblickt.
Ausstellungstipp: Goethe-Galerie im Deutschen Romantik-Museum, Großer Hirschgraben 21, Frankfurt am Main. www.deutsches-romantik-museum.de