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Ausstellung

Ein zensierter Expressionist

Vor 150 Jahren wurde Otto Mueller geboren – Münster würdigt den Künstler mit einer Geburtstagsschau

Veit-Mario Thiede
18.10.2024

Am 16. Oktober 1874 kam Otto Mueller im Riesengebirgsort Liebau [Lubawka] zur Welt. Nach seiner Lithographenlehre in Görlitz und seinem Studium an der Dresdner Akademie mauserte sich das Mitglied der Künstlergruppe „Die Brücke“ zu einem der führenden Expressionisten Deutschlands. Seine besondere Spezialität waren Frauenakte in freier Natur. Sie wirken nicht ausgezogen, sondern ihre Nacktheit erscheint als natürlicher menschlicher Zustand.

Erfolgreich war Mueller auch mit seinen „Zigeuner-Bildern“. Insbesondere diese veranlassten die Nationalsozialisten, Muellers Bilder als „entartete Kunst“ zu beschlagnahmen. Münsters LWL-Museum für Kunst und Kultur richtet Mueller eine Schau zum 150. Geburtstag aus.

Ausgestellt sind rund 100 Gemälde, Aquarelle und Graphiken des 1930 gestorbenen Künstlers. Muellers Werke zeichnen sich durch eine besondere Technik aus: Er trug Leimfarben auf grobes Jutegewebe auf, das „Rupfen“ genannt wird. Im Gegensatz zur oft grellen Buntheit expressionistischer Werke weisen Muellers Bilder gedämpfte Farben auf. Seine von Konturen eingefassten Figuren sind stark formvereinfacht wiedergegeben.

Die zentrale Bezugsperson seines Lebens lernte Mueller 1899 kennen: Maria Mayerhofer, „Maschka“ genannt. Sie war lange Jahre sein wichtigstes Modell. Als Mueller jedoch 1919 die Berufung an die Breslauer Akademie als Lehrer für Aktmalerei annahm, blieb Maschka in Berlin. Die Scheidung erfolgte 1921. Mueller und Maschka hielten jedoch freundschaftlichen Kontakt. An der Breslauer Akademie lernte Mueller nacheinander mehrere Frauen kennen, mit denen er Liebesbeziehungen einging und die ihm Modell standen. Zunächst Irene Altmann, dann Elisabeth Lübke, die ihm den Sohn Josef gebar, und schließlich Elfriede Timm. Elisabeth war seine zweite, Elfriede seine dritte Ehefrau.

Seit 1924 unternahm Mueller Studienreisen nach Südosteuropa. Besonderes Interesse entwickelte er dabei für die Minderheit der Roma, unter denen er jeweils für mehrere Wochen lebte. Zurück in Breslau fertigte er Gemälde sowie Farblithographien an, die das „Zigeunerleben“ romantisieren. Die in den Bildtiteln der Ausstellung stets durchgestrichene Bezeichnung „Zigeuner“ gilt heute als problematisch und politisch inkorrekt, weil angeblich mit Vorurteilen belastet. Und der Zentralrat der Sinti und Roma äußert: „Otto Mueller, den wir sehr schätzen und gleichzeitig kontrovers diskutieren, hat immer wieder Zigeuner (sic) gemalt, also die Konstruktion einer Gestalt, die für ihn ein möglicherweise rebellisches Ideal dargestellt hat“ – aber eben nicht reale Sinti und Roma.

www.lwl-museum-kunst-kultur.de


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