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Beruf

Einblick ins Dunkle der Meere

Wie eine Museumspädagogin den Besuchern des Stralsunder Ozeaneums ihre Begeisterung für die Meeresbewohner vermittelt

Silvia Friedrich
18.03.2024

Das Ozeaneum, ein Standort der Stiftung Deutsches Meeresmuseum in Stralsund, ist eines von knapp 7000 Museen, die in der Datenbank des Instituts für Museumsforschung in Deutschland aufgelistet sind. Doch es zählt zu den privilegierten Einrichtungen, welche ihren Besuchern auch eine Museumspädagogik anbieten. Nadine Pankow ist in dem Haus, das im vergangenen Jahr von rund 594.000 Gästen besucht wurde und in dessen Aquarien unterschiedliche Meeresbewohner aus Nord- und Ostsee sowie dem Nordatlantik leben, als Museumspädagogin angestellt. Der PAZ erklärt die Pädagogin ihre vielfältigen Aufgaben.

Was eigentlich macht eine Museumspä­dagogin?
Am Deutschen Meeresmuseum dreht sich alles um die Weltmeere, und wir möchten unsere Gäste für die Meere und deren Schutz begeistern. Dazu arbeiten wir mit dem Ausstellungsteam zusammen, wenn eine neue Ausstellung entsteht, und wir lassen uns immer wieder neue Veranstaltungen im Museum einfallen. Dazu gehören Führungen und Arbeitsgruppen, so zum Beispiel für Schulklassen, Familien oder Menschen mit Behinderung.

Wie sieht das konkret aus?
Manchmal gibt es Taschenlampenführungen nach Museumsschließung. Wir organisieren Aktionstage für Ferienkinder oder eine Schatzsuche zum Kindergeburtstag. Für alle unsere Veranstaltungen haben wir auch ein Team an Honorarkräften, für die wir regelmäßig Weiterbildungen anbieten. Mehr und mehr erstellen wir auch digitale Formate wie unsere Kinderinternetseite www.kindermeer.de, Apps oder Führungen für den Audioguide. Viele denken, wir arbeiten nur für Kinder. Aber wir sind für alle Museumsgäste da, egal ob groß oder klein.

Welches war Ihr Lieblingsfach in der Schule, und hatte es schon mit Ihrem späteren Beruf zu tun?
Ein richtiges Lieblingsfach hatte ich gar nicht. Doch ich bin gern zur Schule gegangen. Lehrerin wollte ich aber nie werden, denn ich wollte kein Schulfach studieren. Als Museumspädagogin am Deutschen Meeresmuseum arbeite ich fächerübergreifend: Die meisten denken zuerst an Biologie oder Meeresbiologie. Doch neben Geographie, Physik, Chemie und Mathematik gehören auch Deutsch, Englisch, Französisch, Wirtschaft, Technik, Geschichte, Kunst, Musik oder Philosophie dazu. Heute unterrichten Schulen auch immer mehr fächerübergreifend. Zu meiner Schulzeit war das noch anders.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf aus?
Die meisten Museen öffnen erst am Vormittag ab 10 Uhr, doch wir beginnen schon morgens unsere Arbeit. Wir bereiten Veranstaltungen vor, die später während der Öffnungszeiten stattfinden. Dazu nutzen wir gern originale Objekte aus den Sammlungen des Museums. Wir verbringen aber auch mindestens die Hälfte unseres Arbeitstages im Büro am Computer, wenn wir Konzepte, Arbeitsblätter oder Präsentationen entwerfen. Hinzu kommen Besprechungen im Team und mit unseren Partnern sowie Beratungen am Telefon, wenn Schulklassen eine Exkursion ins Museum unternehmen möchten oder wenn Eltern einen Kindergeburtstagsnachmittag im Museum buchen möchten. Am meisten Spaß macht es aber dann, wenn wir die Gäste begrüßen und die Veranstaltungen durchführen. Danach muss natürlich aufgeräumt werden.

Benötigt man für diesen Beruf besondere Fähigkeiten?
Egal ob Naturkunde-, Kunst-, Stadt- oder Technikmuseum: Museumspädagogik ist eine Arbeit mit und für Menschen. Man sollte gern mit Menschen arbeiten, auch wenn es mal stressig ist. Man muss sich trauen, vor anderen Menschen zu sprechen. Überhaupt ist Sprache wichtig, wenn man anderen etwas vermitteln möchte.

Was macht Ihnen in Ihrem Beruf am meisten Spaß?
Ich selbst liebe das Meer und ich freue mich, wenn ich andere Menschen mit dieser Begeisterung anstecken und zum Staunen bringen kann. Neben den Fakten sind mir Emotionen beim Lernen wichtig, denn ich möchte Menschen auch für Meeresschutz und Klimaschutz motivieren. Besonders gern arbeite ich mit Schulklassen im Museum. Es ist schön zu sehen, wie Kinder und Jugendliche und sogar ihre Lehrkräfte die Abwechslung vom Schulalltag genießen und neue Ideen mit nach Hause nehmen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist ein Geschenk.

Würden Sie Kinder ermutigen, diesen Beruf zu ergreifen?
Ja unbedingt, im Museum wird es nie langweilig. In der Museumspädagogik am Deutschen Meeresmuseum arbeiten Menschen mit verschiedenen Ausbildungen. Wir kommen aus der Pädagogik, Biologie, Geographie, Museologie, und wir haben abgeordnete Lehrerinnen aus der Schule und Jugendliche im Freiwilligen Ökologischen Jahr im Team. Zusammen fragen wir uns immer wieder, wie wir unsere Museumsgäste begeistern können, egal ob jung oder alt, Erstbesucher oder Wiederholungsgast. Es ist eine kreative Arbeit, die Freude macht.

Das Gespräch führte Silvia Friedrich.

Ozeaneum, Hafenstraße 11, 18439 Stralsund, täglich geöffnet von 9.30 bis 17 Uhr, im Juli und August bis 19 Uhr. www.ozeaneum.de


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