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Hohenstein

Eine Erinnerungsstätte für seinen größten Sieg

Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg legte vor 100 Jahren den Grundstein für das Tannenbergdenkmal

Manuel Ruoff
30.08.2024

Die zweite Tannenbergschlacht vor 110 Jahren war für die Deutschen in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit. Zum Ersten war sie in einem verlorenen Krieg eine gewonnene Schlacht. Zum Zweiten war sie sowohl militärisch als auch für die ostpreußische Zivilbevölkerung von großer Bedeutung, gelang es mit ihr doch, den russischen Vormarsch zu stoppen und die Russen anschließend in ihr eigenes Land zurückzudrängen. Zum Dritten wurde ihre ohnehin schon große Bedeutung noch propagandistisch überhöht, indem sie – geographisch nicht unbedingt zwingend – von den deutschen Siegern als Tannenbergschlacht bezeichnet wurde. Damit wurde eine mit der ersten Tannenbergschlacht von 1410 vergleichbare Bedeutung suggeriert, was nicht der Fall war, da die mittelalterliche Schlacht kriegsentscheidend war und den Anfang vom Ende des Deutschordensstaates bedeutete. Und zum Vierten schließlich gehörte die Tannenbergschlacht von 1914 zu den wenigen des Ersten Weltkrieges, die auf deutschem Boden stattfanden und deren Schlachtfeld damit den Deutschen für den Bau einer Erinnerungsstätte zur Verfügung stand.

„Den Gefallenen zum Gedächtnis“
Auf einer Tannenbergfeier, die der Ostdeutsche Heimatdienst am 31. August 1919 aus Anlass des fünften Jahrestages der Tannenbergschlacht am Standort des späteren Tannenbergdenkmals ausrichtete, brachten Veteranen erstmals die Idee auf, ein solches zu errichten. Noch im selben Jahr wurde ein Denkmalausschuss unter dem Vorsitz von Generalmajor a.D. Hans Kahns, Tannenbergveteran, Vorsitzender der Provinzialkriegervereine Ostpreußens und Mitglied des Deutschen Offizierbundes, gebildet. Dass dieser Ausschuss 1925 zum „Tannenberg-Nationaldenkmal-Verein“ mutierte, zeigt, welche buchstäblich nationale Dimension die Mitglieder ihrem Projekt beimaßen. Der Verein übernahm es, nicht nur ein Tannenbergdenkmal von reichsweiter Bedeutung zu bauen, sondern auch die dafür nötigen finanziellen Mittel einzuwerben.

Für das Grundstück brauchte kein Geld ausgegeben zu werden. Die Stadt Hohenstein stellte es kostenlos zur Verfügung. Abgesehen davon, dass man dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut, sprach für den Standort auch die gute Erreichbarkeit. Hohenstein hatte einen eigenen Bahnhof und war gut angebunden. Es stand noch immer das gute Eisenbahnnetz zur Verfügung, das es 1914 den Deutschen erlaubt hatte, die Russen hier mit schnellen Truppenbewegungen einzukesseln. Im Gegenzug durfte die im vorangegangenen Krieg teilweise zerstörte Stadt Hohenstein auf eine Belebung der Wirtschaft hoffen – erst durch die umfangreichen Baumaßnahmen, dann durch die am Denkmal interessierten Touristen. Gemeinsam gründeten Stadt und Denkmalverein 1930 die Tannenberg Verkehrsgesellschaft mbH.

„Den Lebenden zur Erinnerung“
Als Aushängeschild gelang es dem Verein, den (zumindest formalen) Sieger von Tannenberg zu gewinnen. Paul von Hindenburg übernahm den Ehrenvorsitz. Er war auch der Star, die Hauptperson bei der Grundsteinlegung am zehnten Jahrestag des Sieges. Hinsichtlich der Teilnehmerschaft sprach das Nachrichtenblatt des Reichsverbandes der heimattreuen Ost- und Westpreußen „Der heimattreue Ostpreuße“ von „50.000–60.000 Menschen, darunter zahlreiche Tannenbergkämpfer, um ihre ehemaligen obersten Heerführer, an ihrer Spitze von Hindenburg, von Ludendorff, Mackensen, von Scholtz, von Francois, von Below, von der Goltz“ und die „Neue Preußische (Kreuz-)Zeitung“ von „über 20.000 Mitgliedern von Krieger-, Militär und sonstigen vaterländischen Verbänden“. Unter den Teilnehmern befand sich eine Kompanie der Reichswehr sowie Vertreter aller preußischen Truppenteile.

Nach dem einleitenden Gottesdienst nahm Hindenburg die eigentliche Grundsteinlegung vor mit der Einmauerung einer mit seinem Wappen und dem Siegel Ostpreußens versehenen Ehrenurkunde. Verlesen wurde die Urkunde vom ostpreußischen Oberpräsidenten Ernst Siehr. Der Linksliberale von der Deutschen Demokratischen Partei repräsentierte die preußische Regierung bei diesem Festakt. Den ersten Hammerschlag zur Einmauerung der Urkunde begleitete Hindenburg mit dem Ausruf: „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung und den nachfolgenden Geschlechtern zur Nacheiferung.“ Hierbei handelte es sich um ein Zitat aus der von dem Altphilologen und Altertumsforscher August Boeckh im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. verfassten Widmungsinschrift des Nationaldenkmals für die Befreiungskriege (Kreuzbergdenkmal) im Viktoriapark im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Zum Abschluss der Veranstaltung schritt Hindenburg die Front der angetretenen Vereine und Verbände ab. Zwölf Kilometer lang soll sie gewesen sein.

„Den nachfolgenden Geschlechtern zur Nacheiferung“
Zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung war weder die Finanzierung des Denkmals geklärt, noch welcher Architekt es bauen sollte. Für die Finanzierung war es hilfreich, dass Hindenburg 1925 Nachfolger des Sozialdemokraten Friedrich Ebert als Reichspräsident wurde und entsprechend an Einfluss gewann. Die Gewinnung eines Architekten samt zugehörigem Denkmalsentwurf erfolgte über einen Wettbewerb. Bis zum 1. April 1925 reichten 352 Bewerber 389 Beiträge ein. Das 13-köpfige Preisgericht urteilte am 24. April 1925 in der Halle I der Ostmesse in Königsberg. Den ersten Preis gewannen die Berliner Architekten Walter und Johannes Krüger mit ihrem Entwurf „Gode Wind“.

Bis zum Sommer 1927, in dem Hindenburg am 2. August seinen 80. Geburtstag feierte, war es dann so weit. Der Rohbau war fertiggestellt. Am 18. September 1927 konnte das Tannenberg-Nationaldenkmal – wieder mit Hindenburg als Hauptperson – eingeweiht werden.


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Kommentare

Peter Faethe am 31.08.24, 08:25 Uhr

Die Särge von Feldmarschall von Hindenburg und seiner Frau sind in der Elisabeth-Kirche in Marburg/Lahn.
Der Name "Hindenburg" wird dort nirgends genannt.

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