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Litauen entdeckt alte ostpreußische Ortsbezeichnungen als wichtige Kultur- und Werbeträger
Es gibt sie wieder: die Memel-Sparkasse, das Memel-Bräu und sogar Memel-Brötchen. Während für deutsche Ohren der Name „Memel“ immer fremder und ferner klingt, wird er für litauische Ohren, wo er spätestens ab 1923 verpönt war, heutzutage plötzlich wieder ganz vertraut und modern.
Memel kommt in Mode
Immer häufiger taucht für alle mögliche Anlässe der Name „Memel“ in der Dangestadt als Werbeträger auf. So findet man Memel-Immobilien, Memel-Sparkasse, Memel-Bräu, Memel-Werft, Memel-Brötchen, Memel-Friseur, Memel-Taxi und so weiter. Während in sowjetischer Zeit der Name Memel bis 1989 tabu war, bis zur Wiedererrichtung des Ännchen-von-Tharau-Denkmals auf dem Theaterplatz, erscheint der Name der Stadt heute wieder als ein wichtiger Beitrag zur gemeinsamen Kultur auch der Stadt in der Republik Litauen.
Simon Dach, der in Memel wirkende niederdeutsche Barockdichter, hatte Ännchen von Tharau, eine Pfarrerstochter aus Ostpreußen, in einem seiner Lieder verewigt. Den Namen von Simon Dach trägt heute auch das Kulturzentrum der Memelländer in der Hafenstadt. Dort vertritt man seit 1989 das Erbe und die Ansprüche der deutschstämmigen Memelländer und ihrer Stadt. „Die Leute in der Stadt sind jetzt stolz darauf, auch den Namen Memel zu haben“, sagte Arnold Piklaps, der Leiter des Simon-Dach-Hauses, gegenüber dem Deutschlandfunk.
Gemeinsame Kultur entdeckt
Bei den Verhandlungen über den Versailler Frieden setzte der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau den Beschluss über die Abtretung des Memelgebiets durch. Protestnoten, die auf die 600-jährige deutsche Tradition des Gebietes hinwiesen, wies Clemenceau zurück. 1920 schlossen Deutschland und die alliierten Mächte einen Vertrag, der das Memel- wie das Saargebiet und die Stadt Danzig übergangsweise der Verwaltung des Völkerbundes unterstellte. Ein französisches Truppenkontingent sollte im Namen des Völkerbunds die Sicherheit des „Territoire de Memel“ gewährleisten. Erst am 8. August 1922 wurde Litauisch im Memelgebiet zweite Amtssprache. Aber auch danach schickten die Völkerbundsoldaten noch ihre Grußkarten nach Hause mit dem „Souvenir de Memel“.
Die Stadt am Nordrand Ostpreußens wurde bei ihrer Gründung vor 768 Jahren nach der Memelburg benannt. Diese wiederum erhielt ihren Namen von den Ureinwohnern der Region, von den Kuren, welche die Burg nach dem Fluss Memele (stiller Fluss) bezeichneten. Also hätten die Litauer, als sie die Stadt 1923 besetzten, den Namen eigentlich gar nicht ändern müssen, denn die Kuren waren ein den Litauern verwandtes Volk.
Namen klangen ähnlich
Auch anderswo im Memelland klangen die deutschen und litauischen Namen sehr ähnlich, zum Beispiel bei Wirballen–Virbalis, Schmallningken–Smalininkai und Willkischken–Vilkyskiai. Auch der litauische Name der Stadt, „Klaipėda“, der 1413 erstmals schriftlich belegt ist, stammt aus dem Kurischen, wo „klais“/„klait“ (flach, frei, offen) und „ped“ (Fußsohle, Grund) heißt. Der Fluss Memel, welcher der Stadt ihren Namen gab, obwohl sie gar nicht an ihm liegt, heißt auf Litauisch „Nemunas“.
Weil die Stadt Memel gar nicht an dem Fluss Memel, sondern hinter ihm liegt, war auch die erste Strophe des Deutschlandliedes, in dem es heißt: „Von der Maas bis an die Memel“, geografisch nicht korrekt. Denn das geschlossene deutsche Sprachgebiet, an das der Dichter des Liedes der Deutschen erinnern wollte, ging einst zwar nicht über die Maas, aber über die Memel hinaus. Aber daran hatte sich im Kaiserreich, als Memel noch zum Deutschen Reich gehörte, kaum jemand gestoßen. Zu oft hatten sich sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands Grenzen geändert, und zu oft sind fast immer große Teile des deutschen Sprach- und Kulturlandes außerhalb der Grenzen verblieben.
Roland Begenat am 28.08.20, 22:45 Uhr
Wie ein Herr Marc Müller hier wie folgt kommentiert: "Was auch bleibt ist die Erkenntnis, dass dieses wunderschöne Land auf ewig verloren ist.", kann nur als rückwärtsgewandter Revisionismus interpretiert werden. Das Memelland ist weiterhin eine wunderbare Landschaft in Litauen, die keineswegs verloren (wem verloren?) ist. Wir leben hier munter und behaglich in litauischen Landen ohne die deutsche Bevormundung längst vergangener Zeiten im Geringsten zu vermissen. MfG
Marc Müller am 13.07.20, 15:04 Uhr
Ich bin sehr häufig im Memelland unterwegs. Es gibt sie noch, die eigentlichen Memelländer. Sind es nun Deutsche oder Preußische-Litauer.
Ungefähr 6000 von ihnen soll es geben. Von einer Renaissance deutscher Namen oder Kultur erfahre ich dort aber nichts. Die Kirchen sind zweisprachig ausgestattet, was dem historischen Erbe geschuldet ist. Wenn ich, der Deutsche, dort zu Gast bin, dann predigt der Pfarrer auch schonmal zweisprachig.
Ansonsten aber ist Memel eine moderne Stadt. Die Menschen sogar westlicher orientiert als in Deutschland.
Von ihrer Geschichte wissen sie nicht viel, denn für die meisten ist es nicht "ihre" Geschichte. Heute ist Memel eine litauische Stadt. Litauer aus Großlitauen sind nach 1945 zugewandert, ebenso Russen. Die Deutschen verschwanden ab 1956 und mit Macht noch einmal nach 1989.
Ich befürchte, nur dort, wo es wirtschaftlich von Nutzen ist, ist eine Rückbesinnung auf deutsche Namen erfolgt.
Denn natürlich gibt es das "Memel-Hotel", das "Ännchen", das Thomas Mann Haus in Nidden etc. Aber das hat auch mit zur Förderung des Tourismus beigetragen. Derzeit allerdings gibt es kaum deutsche Touristen in der Stadt. Ich war noch am Freitag dort und da, wo sich sonst im Sommer die deutschen Touristen drängen, nämlich am Ännchen oder auch am Germania-Speicher mit seiner deutschen Aufschrift, was kein Stadtführer auslässt zu erwähnen, ist kein Deutscher gewesen.
Klaipeda ist auch für Litauer ein lohnendes Ziel und so sind es dieses Jahr eher litauische Touristen. Auch die Russen fehlen, da sie momentan nicht einreisen dürfen. Wer nicht ins mondäne Seebad nach Polangen fährt, den findet man am Strand bei Schwarzort oder Melnroggen.
Auch ich ertappe mich bei der Fahrt durch das Memelland dabei litauische Ortsnamen zu lesen und sie sofort zu verdeutschen. Meistens gelingt das. Aber eine Renaissance des Deutschen? Die wird es auch mit dem Wiederaufbau der Johanniskirche nicht geben, auch nicht mit einer Markierung der ehemaligen Grenuze bei Nimmersatt.
Was bleibt, das ist die Erinnerung. Was auch bleibt ist die Erkenntnis, dass dieses wunderschöne Land auf ewig verloren ist.
Schade.
Hans-Herbert Dr. Elend am 09.07.20, 08:37 Uhr
Zitat:
"1920 schlossen Deutschland und die alliierten Mächte einen Vertrag, der das Memel- wie das Saargebiet und die Stadt Danzig übergangsweise der Verwaltung des Völkerbundes unterstellte."
Das ist nach meinem Verständnis eine etwas merkwürdige Formulierung. Tatsache ist: Die Alliierten legten Gebietsabtretungen fest und die deutschen Vertreter mußten in Versailles unterschreiben, um die Besetzung des Rechsgebiets durch alliierte Truppen zu vermeiden. So etwas nenne ich nicht "einen Vertrag abschließen", denn diese Formulierung impliziert Verhandlungen auf gleicher Augenhöhe.
Von einer Zeitung, die sich "Preußische Allgemeine" nennt, erwarte ich, daß sie solche Unterschiede kennt und berücksichtigt.