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Eine „Umsiedlung“, die „unangenehm“ war

Oppeln feiert das Jubiläum seines Bistums und relativiert die Geschichte – Vertreibung der Deutschen wird verharmlost

Chris W. Wagner
20.02.2022

Im Jahr 2022 feiern vier Bistümer in Ostdeutschland ihr 50. Gründungsjubiläum. Es sind dies die Diözesen Grünberg-Landsberg an der Warthe (diecezja zielonogórsko-gorzowska), Stettin-Cammin (diecezja szczecińsko-kamieńska), Köslin-Kolberg (diecezja koszalińsko-kołobrzeska) und Oppeln (diecezja opolska).

Bevor diese nur drei Monate nach Kriegsende vom polnischen Primas August Kardinal Hlond als Apostolische Administraturen geschaffen wurden, waren diese Teil des deutschen Erzbistums Breslau, der Diözesen Berlin, Ermland [Warmia], Danzig [Gdańsk] und der unabhängigen Prälatur Schneidemühl [prałatura pilska]; Teile ihrer Gebiete gehörten auch zu den Diözesen Prag (Praha), Olmütz [Olomouc] und Bautzen.

Das neue Oppelner Kirchengebiet umfasste den oberschlesischen Teil des Erzbistums Breslau und das Generalvikariat Branitz des Erzbistums Olmütz. Doch erst durch Papst Paul VI. und seine Apostolische Konstitution „Episcoporum Poloniae coetus“ wurde am 28. Juni 1972 aus der Apostolischen Administratur Oppeln das Bistum Oppeln gegründet. Eine weitere Neuordnung der polnischen Kirchenstruktur ordnete Papst Johannes Paul II. am 25. März 1992 an. Damit musste das Oppelner Bistum Teile seines Territorums an die neuen Diözesen Gleiwitz [Gliwice] und Kalisch [Kalisz] abtreten. Das Bistum Oppeln gehörte von nun an nicht mehr dem Erzbistum Breslau an, sondern Kattowitz [Katowice].

Vier Bistümer feiern ihr 50. Gründungsjubilum

Am Gründonnerstag, dem 14. April, beginnen die Jubiläumsfeierlichkeiten in der Oppelner Heilig-Kreuz-Kathedrale. Die Männer-Wallfahrt zum Sankt Annaberg am 21. Juni und ein Jubiläumsgottesdienst am 28. Juni in der Oppelner Kathedrale werden vom Bistum als wichtigste Festivitäten des Jubiläumsjahres eingestuft. Am 11. Oktober wird in Oppeln die Polnische Konferenz des Episkopats an einer Messe in der Heilig-Kreuz-Kathedrale teilnehmen.

Seit dem 13. Februar wird den Gläubigen vor Beginn der Sonntagsgottesdienste in allen Orten der Diözese ein Geschichtsabriss vom Altar vorgetragen. Im ersten Teil der Reihe hieß es am 13., dass die Gründung des Bistums Oppeln infolge des sogenannten „Wunders an der Weichsel“ – also der entscheidenden Schlacht gegen die Bolschewisten vom 13. bis 15. August 1920 bei Warschau – sowie folgend des Zweiten Weltkrieges – erfolgte. Schon die Koppelung eines Gründungsaktes von 1945 an 1920 ist recht abenteuerlich. Doch auch die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg werden hier ordentlich gebogen oder anders gesagt: verharmlost. Diese „turbulenten“ Nachkriegsjahre hätten zu „unangenehmen Folgen wie Hunger, Kriegszerstörungen, Grenzverschiebungen und die Umsiedlung tausender Menschen“ geführt.

Hingegen wird die folgende Bedrängnis der Kirche seitens der Kommunisten als „Zeit des großen Hasses gegenüber der Kirche“ in dramatische Worte gehüllt. Hier wird nun die „Überwachung der Geistlichen“ beklagt, die Verdrängung von Priestern aus ihren Gemeinden als „Vertreibung“ charakterisiert und von „Internierungen der Ordensleute in Arbeitslagern in den Jahren 1945 bis 1956“ gesprochen.

Dabei sollte die Einführungsreihe in die Geschichte des Bistums „zum Entstehen einer offenen und dienlichen Glaubensgemeinschaft“ beitragen, wie das Bistum selbst bekundet. Die Präambel des historischen Gedenkens fällt damit wieder in alte Muster zurück.


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Kommentare

Ralf Pöhling am 21.02.22, 19:57 Uhr

Je mehr sich die Fronten zwischen Deutschland und Polen politisch verhärten, desto schwieriger wird der Dialog zu diesem Thema sein. Das muss man umkehren. Allerdings wird dies mit dem in Deutschland vorwiegend regierenden Personal wohl nichts werden.

Waffenstudent Franz am 21.02.22, 14:15 Uhr

Auch wenn es politisch korrekt nicht mehr gerne gehört wird: Es handelt sich immer noch um den Deutschen Osten, der nur unter polnischer Verwaltung steht. Und das gilt bis zum Friedensvertrag zwischen den 53 Kriegsgegnern von 1945. Zweifler mögen in Moskau nachfragen.

Ernst Marquardt am 20.02.22, 16:20 Uhr

Ich bin sprachlos ob des Wortes "Ostdeutschland". Meinen Sie das ernst ?

Jan Kerzel am 20.02.22, 16:10 Uhr

Die Besitzfreude und Besitzsicherheit der polnischen Bevölkerung in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, heute polnischen Westgebieten, möchte man seitens der Kirche nicht mit drastischen Darstellungen beeinträchtigen. Dies würde unter Umständen ein vollkommen überflüssiges Unwohlsein hervorrufen, denn ändern täte es an den Tatsachen, den Besitz- und Eigentumsverhältnissen, sowieso nichts. Seriöser wäre es natürlich, wenn man sagen würde, alles in bester Ordnung, die Deutschen haben mehrfach einen kompletten Restitutionsverzicht geleistet. Die Sache ist rechtens. Das würde natürlich implizieren, dass es eine erhebliche Zeit nicht rechtens war und das Gebiet schlicht und und einfach deutsch war. Das wäre aber für das gepflegte Selbstverständnis störend. Die Kirche hat für ihre Gläubigen die richtige frohe Botschaft, dazu ist sie da. Die Historie und ihre Interpretation ist eine Fundgrube für sehr viele Bedürfnisse und Interessen, dazu braucht man nicht bis Polen fahren.

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