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„Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900“ im Frankfurter Städel Museum
Eigentlich ist es fraglich, ob man Frauen wirklich einen Gefallen damit tut, eine Kunstausstellung zu konzipieren, deren fast einziger gemeinsamer Nenner im gemeinsamen Geschlecht liegt. Denn ist allein die künstlerische Existenz als Frau bereits thematisch ausreichend, um schöpferischen Wert zu erzeugen?
Das Frankfurter Städel hat es dennoch versucht und eine Ausstellung über Frauen am Anfang der Moderne gestaltet. Gezeigt werden rund 80 Gemälde und Skulpturen von insgesamt 26 Künstlerinnen. Der Fokus liegt dabei auf den kulturellen Zentren Paris und Frankfurt am Anfang des 20. Jahrhunderts. Da Frauen in Deutschland erst ab 1919 an staatlichen Kunsthochschulen zugelassen wurden, mussten angehende Künstlerinnen zuvor privaten Unterricht nehmen. Vor allem in „Damenateliers“ und an den privaten Kunstakademien in Paris sammelte sich damals der europäische weibliche Nachwuchs, pflegte einen zunehmend emanzipierten Lebensstil und beeinflusste sich gegenseitig. So versucht die Ausstellung vor allem Netzwerke jener Jahre nachzuzeichnen, bei denen besonders der Pariser Kreis um Ottilie Wilhelmine Roederstein Erwähnung findet.
Die Zusammenarbeit und Beeinflussung der Künstlerinnen offenbart sich am augenfälligsten, wenn zwei Frauen das gleiche Motiv bearbeiteten. Die Schau zeigt so nebeneinander zwei unterschiedliche Porträts des gleichen Modells, ein Offizier eines algerischen Schützenregiments. Wählte Roederstein eine Frontansicht des afrikanischen Soldaten, so präferierte Elizabeth Nourse im Unterschied dazu eine halbe Seitenansicht.
Der Fokus der Schau liegt auf dem langsamen Ringen von Frauen um berufliche Gleichberechtigung. Bei diesem Streben bildeten die Künstlerinnen indes nur eine Gruppe aus, deren Tun privilegiert war und deren Erzeugnisse so ästhetisch, dass sie offenbar auch heute noch Anziehungskraft auf die mehrheitlich weiblichen Besucher der Schau ausüben. Madeleine Smiths „Frauenakt auf blauem Diwan“, Marie Bertuchs „Frau, im Garten einen Brief lesend“ und Eugenie Bandells „Sonne am Mittag“ sind eben wunderschöne Erzeugnisse weiblichen Schaffens. Und im Gegensatz zu Discounter-Registrierkassen, Fließbändern, Taxilenkrädern oder anderen Orten aktuellen weiblichen Berufslebens lassen sie keine Frage darüber aufkommen, ob Gleichberechtigung und Emanzipation wirklich immer zu einem besseren Lebensalltag für die Frauen geführt haben.
Dass in einer Bildunterschrift zum Porträt des schrillen karibischen Pferderenn-Tippgebers Peter Carl Mackay zeitgeistkonform behauptet wird, dieser hätte mit „rassistischen Klischees seiner Zeit“ gespielt und sich darüber lustig gemacht, muss nicht allzu ernst genommen werden. Und eigentlich strömt die ganze Ausstellung eher die Aura eines Sammelsuriums ohne sonderlichen Ernst in der thematischen Begrenzung aus. Das gibt ihr aber auch eine gewisse Leichtigkeit. Man kann durch die Hallen wandeln, hier ein Bild, dort eine Skulptur erhaschen, ohne sich allzu sehr mit den ohnehin eher dünnen Zusammenhängen zu belasten.
Bis zum 27. Oktober im Frankfurter Städel, Schaumainkai 63, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. www.staedelmuseum.de
Peter Wendr am 08.10.24, 12:23 Uhr
Man(n) kann es nicht mehr hören. Übrigens viele Frauen auch nicht mehr. Eine Ausstellung für Frauen durch Frauen? Darin liegt etwas diskriminierendes, ausschliessendes, wo eigentlich die Freiheit des Geistes und der Genius der Kunst herrschen sollte. Die Emanzipation der Frauen im 20. Jahrhundert, losgetreten durch die Männer der Wirtschaft und der Politik, die einen am Zugewinn, die anderen an der Ausweitung ihrer Macht interessiert, haben eine neue Kaste Privilegierter geschaffen die zusätzlich zu ihren historischen Sonderrechten, ständig nach mehr Rechten verlangen. Insofern finde ich sollte man(n) und Frau solche Veranstaltungen grundsätzlich meiden.