Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Das Wappentier Ostpreußens in der Dichtung – gepriesen als Sinnbild der Ewigkeit in der Schönheit der Landschaft
Elche und ihr schaufelförmiges Geweih finden wir in ostpreußischen Städte- und Kreiswappen. Das bekannteste Elchwappen zeigt eine schwarze senkrecht stehende Elchschaufel. Dieses Wappenbild gestaltete Wolf Freiherr von Wrangel für die am 3. Oktober 1948 gegründete Landsmannschaft Ostpreußen. Das Elchschaufelwappen wurde im Jahr 1957 beim Deutschen Patentamt als geschütztes Warenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen eingetragen. So bleibt die Elchschaufel ein untrennbar mit Ostpreußen verbundenes Symbol für diese überaus stolzen Wildtiere.
Ein bekanntes Gemälde von Willy Lorenz aus dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg zeigt „Elche in herbstlicher Landschaft“. In der freien Natur lebten sie bis 1945 in Deutschland nur in Ostpreußen meist in den sumpfigen Wäldern der Kurischen Nehrung. Herbert Wilhelmi beschreibt in dem Buch „Mein Lied mein Land“ die Kurische Nehrung als 100 Kilometer lange und zwei Kilometer breite Landzunge mit ihren bis zu sechzig Meter „hochgetürmten Dünen“. Wilhelmi schildert „die gelben Dünen, die sich abends in zarte Pastelltöne von Rosa und Violett hüllten, das weite Land mit den endlosen Dünenketten zwischen Haff und Meer, die dunklen Kiefern im Mondlicht“. Auf einen weiteren Lebensraum der Elche in Ostpreußen weist Wilhelmi hin – „den moorigen Ibenhorst mit seinem Erlen- und Birkenbestand“ in der Memelniederung.
Dichter preisen den Elch als Sinnbild der Ewigkeit in der Schönheit der Landschaft in den Büchern „Erde und Licht“ von Walter Scheffler, „Der Elch und die Elchschaufel“ von Benno Dilba, „Du mein einzig Licht“ von Sem Simkin und „Der Wiesenblumenstrauß“ von Ruth Geede. Der Elch begegnet uns auch in dem Band „Humoristische Lyrik“ von Christian Morgenstern und in Gedichten aus dem Ostpreußenblatt vom 4. September 1965 und 6. Dezember 1975.
Mit mystischer Attitüde
Über das Wesen, das Verhalten und die Wirkung des Herrschers im Wald und auf den Dünen am Meer erfahren wir in den Gedichten von Erich Hannighofer, Heinrich Eichen, Ruth Geede, Fritz Kudnig, Walter Scheffler, Kurt Mickoleit, Christian Morgenstern, Ursula Enseleit und Erika Radszat.
Elche, pflügende Bauern und der Vogelzug beleben das Landschaftsbild im Gedicht „Land der dunklen Wälder“ von Erich Hannighofer. In der ostpreußischen Heimathymne rauschen die Meere „den Choral der Zeit“, während die anmutigen Elche im Licht des aufgegangenen Tages über Haff und Moor für die Ewigkeit stehen und lauschen. Der Dichter Heinrich Eichen indes schwärmt in einem Gedicht „Abends treten Elche aus den Dünen“ von dem Bild der trinkenden Elche am Strand in der anbrechenden Dunkelheit. Ruhig und lautlos schreiten sie mit ihren starken Köpfen, langsam schwindend im Nebel der Nacht. Die Elche erscheinen als Wesen einer vergangenen Zeit und weisen geradezu zeitlos in die Ewigkeit. Im Gedicht „Am Dünenhang“ von Ruth Geede taucht ein Elch am Kurischen Haff nahe einer Fischerhütte auf. In dem weiten Land mit der gelben Düne regen sich Mensch und Tier während der Flaute vor dem vom Meer wieder auffrischenden Wind. Dem Dichter Fritz Kudnig ist der Elch sogar etwas innig Heiliges. In seinem Gedicht „Elche“ erscheinen überirdische Wesen:
Elche
Tauchen sie plötzlich aus Heide
und ewigem Sand,
scheinen sie Tiere aus einem
sternfernen Land,
weltfremde Tiere, in Form
und in Wesen so neu,
daß du den Schritt hemmst,
voll Furcht und in heiliger Scheu.
Sind sie nicht Fabel-Wesen
aus Urwelt-Zeit?
Ihre Augen sind meertiefe Spiegel
der Ewigkeit.
Und wenn sie, wie sinnend,
stumm durch das Dünenland gehn,
bleibt bei dem Anblick dir jählings
der Atem stehn ...
In dem Gedicht „Nehrungselch“ verfällt der Heimatdichter Fritz Kudnig in Ehrfurcht beim Anblick des wie aus Stein gehauenen Elchs im Erlenhain. Das Grün des Waldes und das Licht auf den Dünen verleihen dem furchtlos lauschenden Elch einen Heiligenschein. Der durchdringend stumme Blick lässt den König der Einsamkeit nicht von dieser Welt erscheinen. Vor dem Elch fühlt sich der Mensch wie ein Windhauch.
Walter Schefflers Gedicht „Kurische Nehrung“ bringt die wechselvolle Stimmung in der Landschaft zwischen Haff und Meer nahe – darin der Elch. Der starre Blick des stummen Nehrungsbewohners löst bei dem ihm begegnenden Menschen Fragen aus.
Im Gedicht „Weidende Elche“ sieht der Dichter Kurt Mickoleit, genannt Tielo, finster ragende Überreste eines rauen Urwalds im Erlensumpf. Im Trab schaukeln die Geweihe, dröhnen die Hufe wie Grabesgeräusche. Die schwankende Herde in der endlos grauen Heide versetzt das lyrische Ich in Schwermut.
Elche und Ostpreußen als Einheit
Das Gedicht „Ein Elch geht nächtlich an den Teich“ stammt von dem Dichter Christian Morgenstern, entstanden in Berlin. Der Dichter erlebt einen Elch an den Fjorden von Norwegen während seines Aufenthalts in Christiania (heute Oslo) bei dem Schriftsteller Henrik Ibsen. In einer ihm fremden Landschaft beobachtet der Dichter humorvoll die sonderbaren Bewegungen des außergewöhnlichen Tieres.
Die Schicksalsgemeinschaft der Elche und der Ostpreußen bekräftigt die Dichterin Ursula Enseleit in ihrem Gedicht „Elche“. Die Begegnung in der Freiheit ist erfüllt von den Augen der Elche. Das Wiedersehen mit den Elchen hinter Maschendraht ist vom Leid der Unfreiheit begleitet. Die dreifache Beteuerung „Wir sehn uns an.“ bedeutet ein Festhalten an ihrem Sinnbild der Ewigkeit.
Aus dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg stammt das Bild „Elche im Herbst“ von Kallmeyer aus dem Jahr 1921. Hans Kallmeyer malte in seinem Atelier in Nidden vor allem Wildtiere und besonders viele Elche. Daher wird er auch „der Elchmaler“ genannt.
Das Gedicht „Unbekannte Heimat“ von Erika Radszat steht im Ostpreußenblatt vom 4. September 1965 mit dem Vermerk des Alters der Dichterin: 15 Jahre. Im Gedicht der Fünfzehnjährigen lebt die ostpreußische Heimathymne noch einmal ergreifend auf:
Unbekannte Heimat
Sei gegrüßt, mir fremdes Land!
Liebe mischt sich bang mit Schmerzen.
Niemals hab ich dich gekannt;
dennoch trag ich dich im Herzen.
Meine Mutter hör ich klagen
von den Seen, von dem Strand,
und den Vater hör ich sagen,
Ostpreußen seist du genannt.
Wälder, Städte, Burgen kühn,
an der Küste Bernstein liegt.
Bunt von Farben Wiesen blühn,
Wind die Ährenfelder wiegt.
Auf der Nehrung, scheu, erhaben,
sehe ich den stolzen Elch. –
Wundervoll sind deine Gaben,
fülle mir den leeren Kelch!
Träumend laß mich aus ihm trinken
Deinen sagenvollen Trank,
laß mich sehn den Pregel blinken
und dir schenken meinen Dank!
Sei gegrüßt mein Heimatland,
niemals werd ich dich vergessen.
Habe niemals dich gekannt,
wer kann diesen Schmerz ermessen?
Die zehn Gedichte über das Wappentier Ostpreußens wirken erst, wenn sie gesprochen werden. Das geschieht in der Sprechwerkstatt im Seminar „Ostpreußen: Land – Geschichte – Kultur“ vom 25. bis 27. April, in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt.