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Gouverneur Anton Alichanow gab den geplanten Abriss des „Hauses der Räte“ bekannt
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Am Freitag vergangener Woche verkündete Anton Alichanow, Gouverneur der Oblast Kaliningrad, den Abriss des „Hauses der Räte“ im Herzen Königsbergs. Dabei hatte die Regionalregierung noch im vergangenen Jahr Pläne vorgelegt, die nie zu Ende gebaute, an der Stelle des Königsberger Schlosses errichtete Bauruine fertigstellen zu wollen. Anschließend sollten die Regional- und möglicherweise auch die Stadtregierung in das geräumige Gebäude einziehen. Das war bereits Ende der 1960er Jahre der Plan, als mit dem Bau begonnen wurde. Während der „Perestroika“, als die Bauarbeiten aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten eingestellt wurden, war das „Haus der Räte“ zu 90 Prozent fertig.
Demontage bis aufs Fundament
Seit Jahrzehnten stehen in Königsberg sowohl das gescheiterte sowjetische Verwaltungsgebäude als auch das 1968 abgerissene Schloss permanent im Mittelpunkt verschiedener architektonischer Projekte und Konzepte. Mit dem Entschluss, das Rätehaus abreißen zu wollen, ist es nun an Gouverneur Alichanow zu erklären, wie er sich die Bebauung der historischen Mitte der Stadt vorstellt.
Doch bevor etwas Neues entstehen kann, muss der unvollendet gebliebene Regierungssitz zunächst fast vollständig demontiert werden, vermutlich einschließlich der Fundamente: „Wir gehen davon aus, dass unter dem neuen Komplex eine zweigeschossige Tiefgarage entstehen wird. Daher ist es durchaus möglich, dass auch das Fundament teilweise abgebaut wird.“ Die Demontage des Gebäudes wird voraussichtlich schon im Frühjahr 2021 beginnen.
Einige Spezialisten hegen indes Zweifel an der angeblichen Baufälligkeit des Gebäudes, mit welcher der Abriss begründet wird. Eine vor zwei Jahren durchgeführte Untersuchung hatte einen zufriedenstellenden Zustand des Hauses bescheinigt. Dann gab es eine erneute Untersuchung, die jedoch zu dem Schluss kam, dass sein Zustand ziemlich kritisch sei. Die Regierung des Königsberger Gebiets versichert, dass die Inspektion des „Hauses der Räte“ von erfahrenen Spezialisten des Bauforschungszentrums durchgeführt worden sei. Die Behörden weigern sich jedoch vorerst, den Untersuchungsbericht vorzulegen, da die Dokumentation ein integraler Bestandteil der Verhandlungen mit einem Investor sei, der sich mit dem Abriss des Riesenbaus und dem Bau eines neuen Gebäudes befassen wird.
Alichanow glaubt, dass der Abriss „ein ziemlich einfaches Verfahren“ sei. Viele Bauexperten sind dagegen der Meinung, dass vor der Demontage immense Vorarbeit zu leisten sei, um eine angemessene Sicherheit rund um die riesige Anlage zu gewährleisten. Die Demontage eines solchen Gebäudes sei fast so arbeitsintensiv wie sein Bau.
Keine Chance für das Schloss?
Im Zusammenhang mit den Plänen, das „Haus der Sowjets“ aufzulösen, keimte die Hoffnung auf, dass nun endlich das Schloss wiederaufgebaut werde. Dem erteilte Alichanow allerdings eine schroffe Absage: „Dieses Thema ist für die Stadt absolut tabu! Ich habe bereits gesagt, dass es hier niemals ein Schloss geben wird.“ Der Gouverneur hatte bereits 2017 erklärt, dass er die Idee, das Schloss in der einen oder anderen Form wiederherzustellen, nicht unterstütze. Damals gab er bekannt, das „Haus der Räte“ werde renoviert und modernisiert.
Es sei daran erinnert, dass im Oktober 2016 das Projektbüro „Herz der Stadt“ geschlossen wurde, das 2013 von der Regionalregierung eingerichtet worden war. Es war an der Entwicklung von Projekten zum Wiederaufbau des Schlosses und der Entwicklung des angrenzenden Territoriums in der Innenstadt beteiligt.
Im Jahr 2015 gewann Anton Sagal in einem Wettbewerb für die Entwicklung des Gebiets, auf dem das Königsberger Schloss stand, mit seinem Projekt, in der Nähe des „Hauses der Räte“ eine neue architektonische Struktur im Stil des Funktionalismus zu errichten. Gleichzeitig wollte er die Flügel des Schlosses teilweise nachbauen. Infolgedessen schien das moderne Gebäude das Schloss vor den Blicken der Passanten von der Seite des Moskauer Prospekts zu verbergen. Aber es wäre perfekt sichtbar von der Kreuzung Steindamm [Leninskij Prospekt] und Königstraße [uliza Schewtschenko].
Die Diskussionen und Pläne rund um das „Haus der Räte“ haben bereits so viele ungewöhnliche Wendungen genommen, dass das neue Jahr durchaus neue Überraschungen bringen könnte. In der Zwischenzeit freut sich Gouverneur Alichanow, dass Mauerreste nach dem Abriss des „Hauses der Räte“ Stück für Stück als Souvenir verkauft werden sollen. Und es ist durchaus möglich, dass die Fragmente so beliebt und gefragt sein könnten wie die Überreste der Berliner Mauer.
sitra achra am 21.11.20, 13:12 Uhr
Dein Wunsch in Gottes Ohr, Siegfried!
Siegfried Hermann am 20.11.20, 10:50 Uhr
Jetzt mal im Ernst.
Die haben gut 20 Jahren Bauzeit gehabt??
Der BER von Königsberg, gelle!?
Das -preußische- Königsschloß gibts erst wieder, wenn Ostpreußen wieder deutsch ist. Müsste doch klar sein!?