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25 Jahre „Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien“ – Große Unterstützung kam aus der Bundesrepublik

Chris W. Wagner
06.11.2021

Hilfe bei der „Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien“ suche vor allem die „Erlebnisgeneration“, obwohl ihre Zahl aus biologischen Gründen stets abnehme, bedauert die langjährige Vorsitzende Renate Zajączkowska aus Breslau. „Aber es kommen auch später Geborene, die sonst nirgendwo Hilfe erhalten“, sagte sie während der Feierlichkeit zum 25-jährigen Bestehen dieser Organisation der deutschen Minderheit (tdns.org.pl).

Die Anfangsjahre seien sehr gut gewesen, denn es kamen viel mehr Mittel für die Hilfen, erinnert sich die 90-jährige Gleiwitzerin, die als Schülerin in den Ferien in einem Breslauer Altenheim für polnische „Repatrianten“ (so nennt man die ostpolnischen Pioniere in den neuen Westgebieten Polens) gearbeitet hatte. Dabei hatte sie ihren Ehemann kennengelernt und zog in den 1950er Jahren in die schlesische Metropole. Seit 1989 engagiert sie sich dort in der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft Breslau, der sie von 2008 bis 2019 vorstand. In der Wohltätigkeitsgesellschaft schwingt sie noch heute das Zepter.

Positive Anfänge Ende der 90er

„Besonders stark wurden Hilfen während der Jahrtausendflut 1997 benötigt“, erinnert sich Agata Baron, Geschäftsführerin der Gesellschaft. „Wir haben aus Deutschland viel sachliche Unterstützung bekommen, wir hatten auch viele Sponsoren, die Geld gespendet haben“, so Baron gegenüber der Zeitung der Deutschen in Polen, „Wochenblatt.pl“. Damals habe die Gesellschaft selbst Krankenhäuser in der Region unterstützt. Zwei Millionen D-Mark wurden dafür ausgegeben, erinnert sie sich. Baron rechnete zusammen, was in den 25 Jahren an Hilfen ausgegeben wurde und ist selbst erstaunt, „dass es tatsächlich fast acht Millionen Euro waren, die wir an Bedürftige übermitteln konnten. In dieser Zeit haben wir mehr als 50.000 Menschen geholfen“, sagt die Geschäftsführerin.

Die Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien wird hauptsächlich aus Geldern des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat finanziert. Aber auch Mitgliedsbeiträge und Spenden fließen in den Topf. Diese werden in den Ortsgruppen, den deutschen Freundschaftskreisen gesammelt. Wer fleißig einzahlt, kann zum Beispiel zu Kur fahren. Rosa Cibis aus dem Oberschlesischen Kandrzin [Kędzierzyn] war bereits Nutznießerin. Aufgrund ihrer Arbeit beim Körbeflechten in einer Fa-brik leidet die 80-Jährige unter rheumatischen Schmerzen. „Von meiner kleinen Rente kann ich mir keine Kur leisten und an die Krankenkassen-Kuren komme ich sowieso nicht ran“, berichtet sie. Durch die Mitgliedschaft in der Wohltätigkeitsgesellschaft kam sie in den Genuss von Anwendungen in Ziegenhals [Głuchołazy] und Groß Stein [Kamień Śląski].

Doch selbst ein Mitgliedsbeitrag ist für viele Rentner schwer zu schultern. Wer trotzdem zum Beispiel Medikamente braucht, wird nicht im Stich gelassen. „In der Pandemie hat sich die Situation vieler Menschen weiter verschlechtert. Unsere Senioren werden immer älter, sie brauchen spezielle medizinische Versorgung“, sagt Baron. Seit dem letzten Jahr gelten auch neue Regeln für humanitäre Hilfen der Angehörigen der deutschen Minderheiten.

Diese hat das Bundesinnenministerium neu bestimmt. Danach würde, so Baron, nur Menschen, die bis zum 31. Dezember 1955 geboren sind, geholfen. Doch bei Schicksalsschlägen unter Jüngeren werde natürlich dennoch nach Lösungen gesucht. Es gäbe schließlich noch Mittel, wie der sogenannte „ein Prozentsatz aus der Jahreseinkommenssteuer“, den man der gemeinnützigen Wohltätigkeitsgesellschaft zukommen lassen könne, erinnert sie. Jeder Steuerpflichtige kann in Polen nämlich dem Finanzamt beim Steuerausgleich vorgeben, für welche gemeinnützige Institution er einen Prozent seiner Steuerpflicht „spenden“ möchte. Tut er dies nicht, fällt dieser Prozent dem Fiskus zu.

Ein Prozent Spendensatz

Es gibt außerdem EU-geförderte Programme, die die Wohltätigkeitsgesellschaft in Anspruch nimmt. So wurden durch ein EU-Seniorenprogramm 40 Freiwillige geschult, die in Nachbarschaftshilfe tätig sein wollen. Diese Helfer verpflichten sich, vier Jahre lang alleinstehenden Alten und Kranken in ihrer Umgebung, Einkäufe zu besorgen und im Haushalt zu helfen.

Renate Zajączkowsla ist von der Dankbarkeit der Menschen, die die Hilfe in Anspruch nehmen, fast schon beschämt. „Sie rufen an, um sich persönlich zu bedanken, sagen Bescheid, wie ihnen geholfen wurde und wie zufrieden sie sind. Das ist eine große Genugtuung auch für mich persönlich als Vorsitzende“, sagt sie.


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