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Die Deutsche Minderheit im südlichen Ostpreußen richtete ein Ferienlager für Kinder aus
Die zweiwöchige Sommerferienwerkstatt für Kinder der Deutschen Minderheit im südlichen Ostpreußen, die traditionell in Osterode stattfindet, ist seit Jahren ein fester Punkt im Kalender von Kindern und Eltern. In diesem Jahr fand sie vom 24. Juli bis zum 6. August statt und bot 18 Kindern ein reichhaltiges Programm und Begegnungen mit Altersgenossen.
Letztes Jahr machte Corona Organisatoren und Kindern einen Strich durch die Rechnung; umso wichtiger war es, dass in diesem Jahr das Ferienlager stattfinden konnte. Heinrich Hoch, der Vorsitzende des Verbands der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren und Organisator der Veranstaltung, atmete tief auf, als das feststand: „Noch vor zwei Monaten war nicht endgültig sicher, ob es klappt. Dann gab es grünes Licht. Wir sind dem polnischen Innenministerium und dem deutschen Generalkonsulat in Danzig sehr dankbar für ihre finanzielle Unterstützung.“
Es steckte viel Energie bei den Kindern zwischen 9 und 13 Jahren, die an der Werkstatt teilnahmen. Deren Leiterin, Renata Ciszewska, vom deutschen Verein „Herder“ in Mohrungen hat damit viel Erfahrung und zeigt Verständnis für die Heranwachsenden: „Sie waren so lange eingesperrt und vor den Computern, sie müssen jetzt einfach viel gemeinsam an der frischen Luft sein.“ Betreuerin Monika Pietrzak, Englischlehrerin an einer Grundschule in Osterode, kann das bestätigen: „Die Kinder kommen außerdem aus verschiedenen Orten und Familien und lernen sich neu kennen. Konflikte sind da normal, aber das geht schnell vorbei.“
Dabei half vor allem das vielfältige, dichte Programm mit vielen Elementen im Freien wie Spielplatz, Stadtstrand und Rollschuhbahn, einer Fahrt nach Danzig mit Stadtspaziergang und Aufenthalt am Meer oder einer Fahrt mit der Eisenbahn nach Alt Finken. „Viele Kinder hier kennen keine Züge mehr, weil es in den Orten keine Bahnstrecken mehr gibt“, schmunzelte Hoch.
Ruhige Abschnitte im Programm gab es selbstverständlich auch, so Hoch: „In der ersten Woche war intensiver Deutschunterricht angesagt. Für eine bessere Konzentration haben die Kinder sogar ihre Handys abgegeben – und sie nicht einmal vermisst.“ Zur Tradition bei der Werkstatt gehören auch Handarbeiten wie Découpage, Origami und Bilderrahmen oder die Wahlen zu Miss und Mister der Werkstatt.
Gehörig Leben in der Bude war bei der Vorbereitung des Talentwettbewerbs, der ebenfalls schon länger Teil des Programms ist. Zum einen, wenn sieben Kinder gleichzeitig von ihren Plänen dazu berichten. Oliver aus Neidenburg hat sich Origami, also etwas Stilles vorgenommen, sein Ortskollege Tomek hingegen Fußball zeigen, und die fünf Mädchen wollten singen. Zum anderen, wenn sie wie Marysia aus Maldeuten mit „Fiołkowe pole“ oder Amelia aus Allenstein mit „Adios“ eine Probe mit Mikrophon und Verstärker gaben.
Zwar sprechen oder singen die Kinder im Alltag eher Polnisch, der Deutschunterricht war ihnen aber sehr wichtig. „Wir haben gelernt, uns vorzustellen, von Tieren, Essen und der Familie zu reden“, gibt Marysia einen Überblick. Amelia hingegen blieb ein Geräusch aus Danzig in Erinnerung. „Da waren wir am Strand und der Sand hat richtig gequietscht“, sagt sie. „Ich war anfangs nervös, habe aber schnell eine Freundin gefunden“, fügte sie noch hinzu und zeigte auf Kornelia aus Elbing, die neben ihr sitzt und die Aussage mit heftigem Kopfnicken bestätigt. Alle sieben – auch Ola und Marcelina aus Bartenstein – wollen im nächsten Jahr gerne wiederkommen.
Da scheint das Konzept also aufzugehen. Doch auch Monika Pietrzak kann sich einen weiteren Einsatz vorstellen: „Es ist manchmal sehr anstrengend, aber es macht Spaß. Und wenn die Kinder abends und am Ende der Freizeit sagen, dass es toll war und sie viel Freude hatten, dann ist das eine wunderbare Belohnung.“