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Wassermangel

Energiewende verschärft die Probleme

Kohleausstieg führt dazu, dass kein Grundwasser mehr in die Spree geleitet wird – Verheerende Folgen

Hermann Müller
21.06.2023

Ein Appell des Landkreises Oberhavel zeigt, wie angespannt auch in diesem Jahr die Lage beim Grundwasser und auch bei den Oberflächengewässern in der Mark Brandenburg bleibt. An die Bewohner des Landkreises erging die Aufforderung, zur Entlastung der Oberflächengewässer aus Seen und Flüssen nur nachts Wasser zu entnehmen. Nach Angaben des Landkreises droht erneut Niedrigwasser, zudem sinkt auch das Grundwasser bereits wieder. Ganz offensichtlich haben die Regenfälle seit dem vergangenen Herbst nicht ausgereicht, die Defizite aus den niederschlagsarmen Jahren zwischen 2018 und 2022 auszugleichen.

Wie in den Vorjahren dürften schon bald andere Landkreise mit Appellen zum Wassersparen nachziehen. In der Berichterstattung fügen Medien ziemlich regelmäßig einen Hinweis auf den „Klimawandel“ hinzu. Ein Interview, das der rbb unlängst mit dem Klimaforscher Peter Hoffmann zum Thema Wassermangel in Berlin-Brandenburg führte, war zudem auch mit einer Forderung zum Handeln begleitet. „Jetzt müssen wir den Worten Taten folgen lassen und auch einige unangenehme Maßnahmen einleiten. Eine wäre die Energiewende“, so Hoffmann vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Tatsächlich droht aber die sogenannte Energiewende das Wasserpro­blem in der Region noch zu verschärfen.

Das Umweltbundesamt hat erst vor Kurzem gewarnt, dass Berlin, Brandenburg und Sachsen nach dem geplanten Kohleausstieg in der Lausitz mit einem verstärkten Wassermangel rechnen müssen. Die Behörde sprach dabei sogar von einer Mammutaufgabe, die auf die drei Länder zukommt. Wird der Beschluss zum Kohleausstieg umgesetzt, dann wird spätestens ab dem Jahr 2038 kein Grundwasser mehr aus den Braunkohletagebauen in der Lausitz abgepumpt und in die Spree geleitet. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes könnte der Fluss dann in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen als derzeit.

Laut Dirk Messner, dem Leiter des Umweltbundesamtes, könnte es aus Berlin und Brandenburg dann Bilder von trockenen Flussbetten geben, die bislang aus Südspanien bekannt sind. Das fehlende Wasser aus den Tagebauen wird nach Angaben der Bundesbehörde Konsequenzen für den Spreewald mit seinen Seen und Kanälen haben, aber auch auf die Trinkwasserversorgung in der Region Berlin.

Trockene Flussbetten wie in Spanien
Der Chef des Umweltbundesamtes warnt: „In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird.“ In der Studie schlägt die Bundesbehörde unter anderem vor, Seen als Wasserspeicher auszubauen sowie Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen.

Brandenburg könnte dazu auf bereits vorhandene Infrastruktur zurückgreifen. Allerdings müsste diese vielerorts sehr zügig wieder in Schuss gebracht werden. Gerade in den 70er und 80er Jahren sind in der Mark eine Reihe von Meliorationsanlagen entstanden. Nach 1990 wurde eine Vielzahl von Wehr- und Stauanlagen allerdings sich selbst überlassen und nicht mehr ausreichend gewartet. Hier ist die Politik gefragt. Die regionalen Wasserverbände bauen oder sanieren bislang nur einige wenige Anlagen pro Jahr. Um das Tempo deutlich zu erhöhen, müsste die Landesregierung koordinierend aktiv werden und vermutlich auch viel Geld in die Hand nehmen.

Keine Entlastung ist von künstlich angelegten Seen zu erwarten, die in der Lausitz in ehemaligen Tagebauen entstanden sind: An den Ufern dieser Seen kommt es immer wieder zu gefährlichen Rutschungen. So rutschte etwa 2021 bei Lohsa im Süden Brandenburgs auf über einem halben Kilometer Uferböschung in den Knappensee. Die Entnahme größerer Wassermengen aus Tagebauseen könnten solche Probleme verschärfen.

Zu spät kommen aller Voraussicht nach auch Pläne, über Kanäle oder Rohrleitungen aus anderen Regionen Wasser für Berlin-Brandenburg heranzuschaffen. Vorgeschlagen wurde bereits, Wasser aus der Elbe zu nutzen oder aber Ostseewasser zu entsalzen und per Rohrleitung in die Mark Brandenburg zu pumpen. Planfeststellungsverfahren und Planungen solcher Projekte können erfahrungsgemäß bis zu 20 Jahre dauern. Bis tatsächlich Wasser fließen würde, wäre der Kohleausstieg und damit die Verschärfung des Wassermangels bereits Realität.

Mit Blick auf den Wassermangel in der „Streusandbüchse“ Brandenburg ist nicht nur der Kohleausstieg skeptisch zu sehen. Ein wichtiger Teil der Energiewende-Pläne ist auch die verstärkte Nutzung von Wasserstoff als Energieträger. Nach den Vorstellungen der Landesregierung soll im Süden Brandenburgs aus der bisherigen Kohleregion Lausitz sogar eine ganze Wasserstoffregion werden. Produziert werden soll der Wasserstoff, indem Strom aus Solar- und Windparks in Brandenburg genutzt wird. Für die Region mit ihren Wasserproblemen wird dies mit einem hohen Wasserverbrauch einhergehen. Bei der Elektrolyse werden zur Herstellung eines Kilogramms Wasserstoff neun Liter Süßwasser benötigt.


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Kommentare

Dietrich Jahnke am 22.06.23, 09:03 Uhr

Die einfachste Lösung wäre doch, die Pumpen wie bisher weiter laufen zu lassen. Warum soll das nicht gehen?

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