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Die NASA-Sonde DART und die ESA-Sonde Hera sollen erkunden, inwieweit die Erdbewohner die Bahn eines Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde durch den gezielten Einschlag von Raumsonden ändern können
Bei der Geburt unseres Sonnensystems entstanden neben den Planeten und Monden auch unzählige kleinere Asteroiden. Einige von denen kollidierten bereits mit der Erde – und andere werden es in der Zukunft tun. Astronomen schätzen die Zahl der potentiell gefährlichen Asteroiden mit einem Durchmesser von mindestens 25 Metern auf rund fünf Millionen.
Von den 25.000 mit mehr als 140 Metern Durchmesser sind bisher etwa 40 Prozent lokalisiert worden, was eine kontinuierliche Überwachung und Bahnverfolgung erlaubt. Die Übrigen können über kurz oder lang aus dem Nichts auftauchen und unvorstellbare Zerstörungen anrichten, wenn sie auf der Erde einschlagen.
Angesichts dieser Gefahr durch sogenannte Global Killer wurden in den letzten Jahren diverse Suchprogramme wie NEOWISE (Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer), LINEAR (Lincoln Near Earth Asteroid Research) und KaBOOM (Ka-Band Objects Observation and Monitoring Project) gestartet. Außerdem richtete die US-amerikanische National Aeronautics and Space Administration (NASA) Anfang 2016 eine Koordinierungsstelle für die „planetare Verteidigung“ ein. Dieses Planetary Defense Coordination Office (PDCO) mit Sitz in Washington und neun hochqualifizierten wissenschaftlichen Mitarbeitern veranstaltet nun gemeinsam mit dem Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory (APL) eine 330 Millionen US-Dollar teure Katastrophenübung namens Asteroid Impact & Deflection Assessment (AIDA). Deren Ziel besteht darin, zu testen, ob es möglich ist, bedrohlich näherkommende Asteroiden durch den gezielten Einschlag von Raumsonden aus ihrer Anflugbahn zu drängen.
Didymos und Dimorphos
Als Versuchsobjekt dient dabei der Doppelasteroid (65803) Didymos mit seinem Mond Dimorphos. Der erstgenannte Himmelskörper wurde am 11. April 1996 von Joe Montani vom Kitt Peak National Observatory in Arizona entdeckt und hat einen Durchmesser von rund 780 Metern. Dahingegen kommt sein erstmals am 20. November 2003 von dem tschechischen Astronomen Petr Pravec vom Observatorium Ondřejov bei Prag gesichteter kleiner Begleiter nur auf etwa 163 Meter. Er umkreist den Mutterasteroiden in rund 1100 Metern Entfernung, wobei ein Umlauf genau elf Stunden und 55 Minuten dauert.
Das soll sich aber ab Ende September/Anfang Oktober 2022 ändern. Dann erreicht die rund 550 Kilogramm schwere US-Raumsonde Double Asteroid Redirection Test (DART), deren Start am 24. November in der kalifornischen Vandenberg Space Force Base erfolgte, das Duo. Wenn alles verläuft wie geplant, schlägt DART mit 24.000 Kilometern in der Stunde auf der Oberfläche von Dimorphos auf. Dabei käme dem zehn Tage zuvor von DART abgekoppelten Mini-Satelliten Light Italian CubeSat for Imaging of Asteroids (LICIACube) die Aufgabe zu, den spektakulären Aufprall zu filmen und die Bilder über eine Distanz von knapp elf Millionen Kilometern zur Bodenstation zu senden.
Nach Berechnungen der NASA müsste sich der Asteroid, dessen Masse mit rund fünf Millionen Tonnen veranschlagt wird, nach dem Zusammenstoß messbar langsamer um sein größeres Pendant bewegen, was wiederum Einfluss auf die Flugbahn des gesamten Gespanns hätte. Wenn dies nicht der Fall wäre, bestünde allerdings trotzdem keinerlei Gefahr für die Erde, denn das Duo Didymos-Dimorphos befindet sich derzeit auf keinem Kollisionskurs mit unserem Planeten. Jedoch würde auf das PDCO und dessen Chef, den ehemaligen Air-Force-Oberstleutnant Lindley Johnson, dann die Aufgabe zukommen, nach alternativen Möglichkeiten der Unschädlichmachung von potentiellen „Erdbahnkreuzern“ zu suchen.
Diskutiert wird in diesem Zusammenhang unter anderem die Zündung von Kernsprengköpfen in der Nähe der Asteroiden, um sie auf diese Weise abzudrängen. Dahingegen ist die komplette atomare Zertrümmerung solcher Himmelskörper wie in dem Science-Fiction-Streifen „Armageddon“ mit Bruce Willis und Ben Affleck aus dem Jahre 1998 kein realistisches Szenario.
Problem der Vorbereitungszeit
Und wenn die nukleare Option auf Ablehnung stößt, gäbe es noch die Ablations-Methode, bei der das Oberflächenmaterial des Asteroiden mittels Laserbeschuss verdampft wird, womit sich dessen Flugrichtung ebenfalls ändern müsste. Außerdem liegt der Vorschlag auf dem Tisch, Sonnensegel an den kosmischen Geschossen anzubringen, um sie durch den Strahlungsdruck unseres Zentralgestirns vom Weg abzubringen.
Aber vielleicht sind all diese Verfahren überflüssig, wenn AIDA zum Erfolg führt. Dann bliebe nur noch das Pro-blem, dass eine „Kamikaze-Mission“ wie die von DART relativ viel Vorbereitungszeit erfordert, die aber im Falle eines kleineren und schnell näherkommenden Asteroiden nicht zur Verfügung steht.