04.05.2025

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In Torgelow: Der Eisengießer erinnert an die bedeutende Industrie
Bild: SeegertIn Torgelow: Der Eisengießer erinnert an die bedeutende Industrie

Bodenschätze

Erze aus Pommern

Friedrich der Große legte den Grundstock für die seit 270 Jahren bestehende Industrie

Torsten Seegert
03.05.2025

Auch hier hatte Friedrich der Große seine Hände im Spiel. 1756, Preußen rüstet zum Krieg gegen Österreich. Da brauchte es Waffen für den Krieg, Kanonen, Kugeln und Säbel. Nun kam es gerade recht, dass in Pommern Vorkommen an Raseneisenerz entdeckt worden waren. Das minderwertige Erz lag dicht unter der Wiesenerde und trat vielfach offen zu Tage.

Am 25. Dezember 1753 ordnete Friedrich der Große per Kabinettsorder den Bau eines „Königlich Preußischen Eisenhüttenwerkes bey Torgelow“ an und 1756 floss bereits das erste Eisen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts entstanden weitere
13 Eisengießereien, deren Erzeugnisse in ganz Deutschland gefragt waren.

Später wurden die Werke auch aus anderen Gegenden Pommerns mit Erzen versorgt. Dabei spielte der Kreis Naugard eine wesentliche Rolle, denn am Rand von Mooren und Brüchen, besonders in Talsandgebieten, war reichlich von den Raseneisenerzen vorhanden, so in Hackenwalde, Groß Benz, Wittenfelde, Daarz/ Rosenow und Külz.

Von kleinen nussgroßen Stücken bis zu großen fußdicken, äußerlich rostbraunen und im Inneren anthrazitfarbenen glänzenden, porösen Erzplatten durchzogen waren die Lager. Eines der größten Lager des Kreises Naugard aber ließ sich bei Münsterberg und Friedrichswalde feststellen. Hier dehnte es sich in einer weiten Niederung aus.

Die Erze waren oft Zufallsfunde
Heute ist davon auszugehen, dass 1777 die Entdeckung der Münsterberger Eisenerze im Zuge einer Rodung und Urbarmachung der Feldmark zur Anlegung des Rittergutes zutage traten. Ein Abbau setzte nachweislich bereits vor 1790 ein und nahm zwischen 1822 und 1848 eine rege Betriebsamkeit auf. Von hier wurden die Erze nach Ihnazoll und dann von dort in Kähnen nach Torgelow verschifft.

Im 20. Jahrhundert konnte belegt werden, dass die technische Verwertung der Raseneisenerze mindestens bis in das Mittelalter, vielleicht aber sogar bis in die Wendenzeit zurückreicht. Bereits 1346 bestätigte der pommersche Herzog Bar-
nim III. der Kirche zu St. Jakob in Stettin die ihr gehörenden nahe gelegenen Güter und die dort befindlichen Eisengruben.

Doch das pommersche Raseneisenerz war endlich. Zwischenzeitlich wurden sogar schottische Erze eingeführt. Die verteuerten die Produktion und besorgten den Niedergang. Nach 1861 erlebte Torgelow allerdings noch einmal einen Aufschwung: 14 Gießereien wurden im Dorf betrieben, die ihr Eisen bis nach Skandinavien und ins Baltikum lieferten. Diese industrielle Entwicklung zog Menschen wie ein Magnet in die seinerzeit dünn besiedelte Gegend. 1905 zählte Torgelow schon 5804 Einwohner, mittlerweile sind es fast 9300. Die Bedeutung der Industrie zeigt sich im Wappen: Es zeigt den pommerschen Greif und gekreuzte Bergeisen.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde in Torgelow wieder in zwei Rüstungsbetrieben Munition hergestellt, nach 1945 für den Schiffs- und Maschinenbau produziert. Mit dem DDR-Niedergang kam die Krise für Gießerei- und Maschinenbau. Doch eine Eisengießerei in Torgelow blieb, sie blickt auf eine fast 270-jährige Tradition zurück und hat sich auf großdimensionierte Gussteile, wie Rotornaben und Maschinenträger für Windkraftanlagen spezialisiert. Das Unternehmen erzielt rund 90 Prozent des Umsatzes mit Gussteilen für den Bereich der Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Eisengießerei Torgelow wurde 2021 von der thüringischen Silbitz Group übernommen und firmiert seit dem unter der Silbitz Group Torgelow GmbH. Es ist die einzige europäische Gießereigruppe mit direktem Zugang zum Meer.


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