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Rückblick auf bessere Wirtschaftszeiten – Sieben Orte wollen ab Dezember „500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ weiterfeiern
Der Niedergang der Wirtschaft wegen Corona war nicht absehbar, als man in Sachsen die 4. Landesausstellung „Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ überschrieb. Immerhin konnte man sich bis zur Pandemie-bedingten Zwangsschließung in der Zwickauer Überblicksschau sowie in sechs Spezialausstellungen an historischen Industrieschauplätzen mit dem Rückblick auf bessere Zeiten trösten, als noch alles florierte. Nach der Corona-Pause soll die Landesausstellung im Dezember fortgesetzt werden.
Die Zentralschau im Zwickauer Audi-Bau bietet den großen kulturhistorischen Überblick. Rund 600 Werkzeuge und Maschinen, Automaten und Konsumprodukte, Kunstwerke, Dokumente, Fotografien und Filme erzählen von den Auf- und Abschwüngen des sächsischen Wirtschaftslebens. Kurator Thomas Spring ist überzeugt: „Durch diesen Fokus auf die produktive Bewältigung von Krisen gewinnt die Ausstellung in Zeiten der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie an aktueller Relevanz.“
Die zentrale Schau beginnt mit dem Silberbergbau im Erzgebirge, der Sachsen im 16. Jahrhundert zu einem der ersten und wichtigsten Zentren der europäischen Industrialisierung erhob. Die Gewinnung von Silber und anderen Metallen begründete den Reichtum der sächsischen Herrscher. Ohne ihn wäre etwa die Prachtentfaltung Augusts des Starken nicht so üppig ausgefallen und Dresden nicht zur ob seiner barocken Bauwerke bewunderten Residenzstadt aufgestiegen.
Zu weiteren wichtigen Industriezweigen entwickelten sich die Textilproduktion, der Maschinenbau und die Automobilherstellung. Die Mangelwirtschaft der DDR steht ebenso im Blickpunkt wie das Industriesterben nach der deutschen Vereinigung. Zuletzt zeigt eine Videoinstallation „Zukunftsmacherinnen und -macher“ des Wirtschaftslebens. Sie geben Entwicklungsprognosen ab und erzählen, wie sie über Sachsen denken und welche Vorteile der Standort hat.
Die Spezialausstellungen an den sechs anderen Orten vertiefen die Themen der Überblicksschau. Im Zwickauer August-Horch-Museum geht es um den „Autoboom“. Vier Abteilungen behandeln die allgemeine Geschichte der motorisierten Fortbewegung und die der sächsischen Fahrzeugproduktion. Daran schließen sich gegenwärtige Entwicklungen und ein Ausblick in die Zukunft an. Laut Vision der Ausstellungsmacher werden sich autonom fahrende Elektromobile über Straßen aus Solarmodulen bewegen und Verkehrsstörungen einfach überfliegen.
Das Industriemuseum Chemnitz ist in einer über 100 Jahre alten ehemaligen Gießereihalle untergebracht. Die Sonderschau „Maschinenboom“ bittet zur Reise durch die Epochen des Maschinenbaus. Es geht um deren Einsatz im Wirtschaftsleben und im Alltag. Die Schau beginnt mit einem Faustkeil und endet mit Utopien von menschenleeren Werkhallen.
Im Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf, das nach dem Lockdown witterungsbedingt geschlossen bleibt und erst wieder Ende März 2021 öffnen wird, wurde auf dessen 26 Hektar großem ehemaligen Güterbahnhofsareal der „Eisenbahnboom“ abgehandelt. Anlässlich der Landesausstellung hat man das historische Betriebsgelände frisch ausgeschildert und die Dauerschau neu konzipiert. Sie erzählt von der über 180 Jahre alten sächsischen Eisenbahngeschichte. Überdies wird man auf dem Betriebsgelände und im Ringlokschuppen 50 alte Lokomotiven bestaunen können.
Silberboom in 150 Metern Tiefe
Lange Zeit war Crimmitschau eine Textilstadt mit weltweiten Handelsverbindungen. Doch nach der Vereinigung brach die Textilindustrie zusammen. Die 1990 stillgelegte Tuchfabrik der Gebrüder Pfau steht unter Denkmalschutz. Hinsichtlich der Größe und Vollständigkeit der ab 1899 errichteten Gebäude und des Maschinenparks ist sie in Mitteleuropa einzigartig. Als „Volltuchweberei“ vereinigt sie von der Wollflocke über das Spinnen, Weben und Walken bis zur Appretur alle Arbeitsschritte der Tuchfabrikation. Das Museumspersonal wirft die entsprechenden Maschinen für die Besucher des „Textilbooms“ an.
Um den „Kohleboom“ geht es auf dem Gelände des früheren „Kaiserin-Augusta-Schachts“ im Erzgebirgsort Oelsnitz. Der Steinkohlenabbau fand 1971 sein Ende. Das daraufhin in den Gebäuden eingerichtete Bergbaumuseum bedarf der Restaurierung und die Dauerschau der Aktualisierung. Sie sollen 2023 vollendet sein. Einen Vorgeschmack auf das Kommende gewährt die Sonderöffnung anlässlich der Landesausstellung. Im Blickpunkt stehen die Bedeutung und Auswirkung des Steinkohlenbergbaus auf Mensch und Wirtschaft, Natur und Kultur.
Über Jahrhunderte war Freibergs „Reiche Zeche“ eines der fortschrittlichsten Silberbergwerke Europas. Heute forschen und lehren hier Wissenschaftler der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Nun ist es obendrein Schauplatz des „Silberbooms“. In 150 Metern Tiefe kann man an der 90 Minuten dauernden „Entdeckertour“ teilnehmen, auf der es um die schwere und gefahrvolle Arbeit der früheren Bergleute geht. Eine Stunde länger dauert die „Forschertour“, Sie vermittelt an Versuchsständen Einblicke in zukunftsweisende Projekte und Technologien, die hier unter Tage erprobt werden.
• Buchtipp:
Boom
500 Jahre Industriekultur in Sachsen
www.boom-sachsen.de
Katalog, Sandstein Verlag, 19,90 Euro in den Ausstellungen, 29 Euro im Buchhandel
Siegfried Hermann am 30.11.20, 10:50 Uhr
Die PAZ beschreibt gut, aufgrund der Kürze des Textes nur einiges beschreiben.
Da fällt mir aus dem hohlen Bauch noch Junkers, Meißen, Leuna, Seiffen, Wismut auf die schnelle ein.
Ein Besuch auf jeden Fall wert!
....Nach der Corona-Pause soll die Landes-ausstellung im Dezember fortgesetzt .....werden.
Frag sich nur in welchen Jahr??