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Katholiken bedroht – Zehntausende haben ihre Heimat bereits verlassen
Genau 25 Jahre nach dem Abkommen von Dayton im US-Bundesstaat Ohio droht die katholische Minderheit in Bosnien-Herzegowina laut dem kirchlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ auszubluten. Die Hälfte der Katholiken hat das Land verlassen, nachgerückt sind radikale Moslems.
Durch das Dayton-Abkommen von 1995 wurde Bosnien in drei Zonen eingeteilt, jeweils eine für Bosniaken, eine für Serben und eine für Kroaten. Alle waren zwar auf dem Papier gleichberechtigt, aber interne Spannungen und ausländischer Einfluss bewirkten, dass sich die muslimischen Bosnier zunehmend an der islamischen Welt orientierten. Die mehrheitlich orthodoxen Serben suchten den Schulterschluss mit Russland, während die katholischen Kroaten zwar mit Kroatien und Slowenien zwei katholische Nachbarn haben, aber diese sich ebenso wie die EU kaum für sie interessieren.
Die Weltöffentlichkeit und der Internationale Gerichtshof haben zwar an den Massakern an den muslimischen Bosniaken in Srebrenica durch die Serben großen Anteil genommen, aber das Unrecht, das auch den Kroaten angetan wurde, sowohl durch Serben als auch durch Bosniaken, interessiert kaum jemanden. Dabei sind auch bosnische Kroaten massenweise erschossen worden, wie jetzt „Kirche in Not“ in Erinnerung rief. Noch heute sind viele einst kroatische Dörfer, die während des Bürgerkrieges von 1991 bis 1995 zerstört wurden, unbewohnt.
Die einst im Kampf gegen die orthodoxen Serben vereinten Kroaten und Bosniaken sind längst selbst zu Feinden geworden. Die Feindschaft und Brutalität gegen die katholischen Kroaten geht dabei oft nicht von einheimischen Bosniaken aus, sondern von deren zu Hilfe gerufenen muslimischen Glaubensbrüdern aus der Türkei und den arabischen Ländern, die zur Durchsetzung einer radikalen islamistischen Agenda ins Land gekommen sind.
Die Zahl der Zuwanderer aus der Türkei und den Golfstaaten ist in den vergangenen zehn Jahren rapide gestiegen. Laut einem 2017 erstellten Bericht des Europarates waren in den vergangenen 20 Jahren in Bosnien und Herzegowina 245 arabische humanitäre Organisationen tätig. Diese Extremisten lebten zum großen Teil verborgen in den Außenbezirken der städtischen Ballungsgebiete. Dort waren sie hoch willkommen. Die Kroaten aber, die nach dem offiziellen Ende des Krieges begannen, in ihre Heimatdörfer zurückzukehren, fielen oft Terroranschlägen marodierender islamischer Extremisten zum Opfer.
Weniger Katholiken, mehr Muslime
Das Ziel der muslimischen Zuwanderer war die zunehmende Radikalisierung der muslimischen Gemeinden Bosniens. Erst jetzt beginnen einzelne einheimische Muslime sich gegen die „importierten“ radikalen muslimischen Gruppen zu wehren. Allerdings blieb der Aufruf der Organisation der bosnischen islamischen Gemeinschaft an die Zuwanderer, sich entweder zu integrieren oder sich aufzulösen, bisher erfolglos. Die radikalisierten Zuwanderer könnten auch zu einer Hypothek des möglichen EU-Beitritts des Staates werden. Die meisten dieser radikalisierten Muslime sind mittlerweile mit Einheimischen verheiratet und haben die Staatsangehörigkeit, weshalb man sie auch nicht mehr ausweisen kann.
Die katholische Kirche Bosniens hatte in der Endphase des Kommunismus einen großen Zulauf erfahren durch die „angeblichen“ Marienerscheinungen von Medjugorje in der Herzegowina in den 1980er Jahren. Medjugorje ist heute eine der größten Wallfahrtsstätten Europas, auch wenn die Erscheinungen immer noch nicht offiziell von Rom anerkannt wurden. 1994 erhielt Bosnien erstmals mit Vinko Puljic, dem Erzbischof von Vrhbosna-Sarajewo, einen Kardinal. Die katholische Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas hat sich jedoch auch unter ihm seit Beginn des Balkankriegs halbiert.
Kardinal Puljic beklagt eine „systematische Benachteiligung“ der Katholiken bis heute. Sie erhalten etwa keine Restitutionen aus den Enteignungen der kommunistischen Zeit und Baugenehmigungen nur mit großen Hürden und Verzögerungen – im Gegensatz zu den Muslimen.
Nach Angaben von Sarajewos Kardinal verlassen jährlich bis zu 10.000 Katholiken Bosnien und Herzegowina. Die Hauptstadt war vor dem Krieg ohne einen Kardinal die Heimat von noch rund 35.000 Kroaten, heute ist es mit Kardinalswürden nur noch die Hälfte. Nur die Zahl der Zuwanderer aus der Türkei und den Golfstaaten ist in den vergangenen zehn Jahren rapide gestiegen.
Andreas Nickmann am 28.07.20, 19:47 Uhr
Statt ",angeblichen' Marienerscheinungen" sollte es besser heißen "angeblichen 'Marienerscheinungen'"