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Folgen des Ukraine-Kriegs – Im ersten Halbjahr wanderten fast 100.000 Menschen mehr aus als ein
Fast sieben Millionen Ukrainer haben im ersten Halbjahr ihr Land wegen des Krieges verlassen. Eine Auswanderungswelle ungeahnten Ausmaßes hat allerdings auch Russland erfasst. Symbol dafür sind Tausende von abgestellten Autos mit russischen Kennzeichen am Flughafen von Helsinki, die seit Monaten nicht mehr abgeholt werden.
Es sind diesmal nicht die unteren Schichten, die weggehen, und auch nicht die politischen Aktivisten, wie man glauben könnte, weil mit dem Krieg auch die Repression in Russland zugenommen hat. Es ist die Mittelschicht, die unter dem Krieg und den Sanktionen am meisten leidet, weil sie am meisten zu verlieren hat. Dazu zählen die klügsten Köpfe Russlands, Künstler, Journalisten, Informatiker oder Akademiker, die das Land zu Tausenden verlassen. Ihr Leben ist nicht bedroht, aber ihre Zukunft. Die Mittelschicht und die Intellektuellen stellen fest, dass sie unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr arbeiten können. Die russischen Eliten der Zukunft, darunter viele Forscher und auch Unternehmer, Informatiker und Angestellte des Hochtechnologiesektors, fürchten um ihre Zukunft.
Auch diesmal sind wieder vor allem jüdische Intellektuelle dabei. Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe waren auch die ersten, welche 1989 die untergehende Sowjetunion verlassen wollten. Die jüdische Auswanderung ist derzeit so stark, dass Präsident Wladimir Putin bereits mehrfach gedroht hat, die Arbeit der Jewish Agency for Israel, welche die Alija, die Auswanderung der Juden nach Israel, organisiert, einzustellen.
Viele Juden sind dabei
Die jetzigen Emigranten sind nicht die berühmten Oligarchen. Die sitzen aufgrund der westlichen Sanktionen in Russland fest und sind derart mit Putins Regierung verbunden, dass sie auf Gedeih und Verderb von ihm abhängig sind.
Nach Angaben der russischen Statistikbehörde sind in den ersten vier Kriegsmonaten 419.000 Menschen aus Russland ausgereist. Das sind mehr als doppelt so viele wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, wie die die Nachrichtenagentur RBC meldete. Da nur 322.000 Personen eingewandert sind, sind damit erstmals in der jüngeren russischen Geschichte mehr Menschen aus- als eingewandert.
Russland ist traditionell ein Einwanderungsland für Bürger anderer ehemaliger Sowjetrepubliken. In diesem Jahr verlief die Migrationsbewegung allerdings erstmals in die umgekehrte Richtung. Insgesamt ist die russische Bevölkerung im ersten Halbjahr wegen des Auswanderungsüberschuss von fast 100.000, aber auch wegen eines Sterbeüberschusses von mehr als 380.000 um etwa 480.000 Menschen zurückgegangen. Mangelnder Lebensraum kann also nicht das Motiv von Putins Angriff auf die Ukraine sein, denn den braucht das aussterbende Russland immer weniger.
Armenien und Georgien sind beliebt
Die meisten russischen Auswanderer gehen zunächst in grenznahe Gebiete. Sehr beliebt sind Armenien und Georgien, zwei christlich-orthodoxe Länder, in denen es schon vorher große russischsprachige Gemeinschaften gab, man mit Russisch überall durchkommt und relativ einfache Einreisebedingungen herrschen. In beiden Ländern haben sich die Immobilienpreise sehr stark erhöht. Die Auswanderung in diese ehemaligen Sowjetrepubliken gilt wie die in den Westen als Verrat, weil beide Länder, wie es der Patriarch Kyrill I. formuliert, auch zur „Russischen Erde“ gehören. Beide Länder sind auch nicht, wie die Ukraine oder Moldawien, von einer weiteren militärischen Eskalation bedroht, weil Moskau dort schon in den letzten Jahren militärisch interveniert und seine Macht gesichert hat.
Seit dem Angriff auf die Ukraine hat der Kreml seine Repressionen massiv verschärft. Die „Verbreitung falscher Informationen“ über das russische Militär und den Krieg in der Ukraine, der offiziell nicht so genannt werden darf, kann in Russland mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden.
Der letzten großen unabhängigen Zeitung, der „Novaja Gazeta“, die zur Hälfte dem verstorbenen Michail Gorbatschow gehörte, wurde zwei Tage nach der Beerdigung des letzten sowjetischen Staatschefs, dem ein Staatsbegräbnis verweigert wurde, die Lizenz entzogen.
Theodor Althusen am 26.09.22, 12:13 Uhr
Hmm, tausende KFZ mit russischem Kennzeichen am Flughafen Helsinki, die nicht abgeholt werden? Und da sind Sie ganz sicher? Vielleicht sind das ja auch nur russische Staatsbürger, die Finnair benutzen, um in andere Länder fliegen zu können, nachdem den russischen Fluggesellschaften überall in Europa Überflugrechte verweigert werden? Es mag zwar richtig sein, dass da tausende KFZ stehen, aber stehen die da wirklich nun rum und werden nicht abgeholt? Oder werden viele immer wieder abgeholt und es kommen neue dazu? Wenn das nicht so wäre, würde der Parkplatz ja bald übergefüllt sein! Ich halte Ihren Artikel daher für eine steile These, die sich auf Vermutungen stützt, die zwar teilweise richtig sein können, aber ebenso auch gänzlich nicht.
Und was die Auswanderung der gut ausgebildeten Intelligenz angeht, da sind wir Deutsche auch Spitze! Auf einen gut ausgebildeten wertschöpfenden Deutschen, der emigriert, kommen zwei Sozialhilfeempfänger, oft auch noch analphabetisch, als Asylanten zu uns. Warum machen Sie das nicht mal zum Thema? Das betrifft uns viel mehr, als die Vorgänge um Russland und die Ukraine!