25.02.2025

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Wirtschaftsklima

Exportmarkt Polen überholt überraschend China

Ost-Ausschuss warnt vor zu strengen Grenzkontrollen, um Warenabfertigungen noch zu behindern

Hermann Müller
25.02.2025

Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft zeigt für Unternehmen Verständnis, die nach Polen abwandern. Cathrina Claas-Mühlhäuser, die Vorsitzende des Ost-Ausschusses, erklärte auf der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Verbandes: „Ich kann niemandem verdenken, wenn er wegen niedrigerer Energiepreise seine Produktion nach Polen verlagert.“

Claas-Mühlhäuser weiter: Viele Unternehmen versuchten eben, das beste Produkt für ihre Kunden zu den besten Konditionen herzustellen. Die deutschen Exporte nach Polen wuchsen vergangenes Jahr um mehr als drei Milliarden auf
93,8 Milliarden Euro. Damit ist das Nachbarland für die deutschen Wirtschaft inzwischen weltweit der viertwichtigste Absatzmarkt. Als Exportmarkt ist Polen für Deutschland mittlerweile sogar wichtiger geworden als die Volksrepublik China. Innerhalb der EU ist Polen zudem eines der wenigen Ländern, die ein signifikantes Wachstum verzeichnen könne. Angesichts dieser Entwicklung erwartet der Ost-Ausschuss von der nächsten Bundesregierung einen stärkeren Einsatz für die wirtschaftliche Kooperation mit Polen: „Die Zusammenarbeit zwischen Berlin und dem mit Abstand wichtigsten östlichen Handelspartner Polen muss eine neue Qualität erreichen.“ Der Ost-Ausschuss regt an, dass eine neue Bundesregierung die jährlichen deutsch-polnischen Regierungskonsultationen um Wirtschaftsgespräche erweitert.

Ein besonders heikler Punkt ist aus Sicht des Außenhandelsverbandes der reibungslose Warenverkehr in Richtung des östlichen Nachbarn. Zum Thema Grenzkontrollen sagte die Chefin des Ost-Ausschusses: „Ein nicht unerheblicher Teil der Güter im Wert von mehr als einer halben Billion Euro, die wir mit Mittel- und Osteuropa handeln, wird über unsere Grenzen mit Polen und Tschechien transportiert, teils als Just-in-time-Lieferung. Das bricht uns zusammen, wenn die Warenabfertigung an den Grenzen stockt.“ Vor diesem Hintergrund fordert der Ost-Ausschuss von der nächsten Bundesregierung, dass im Zug der Debatten um Grenzschließungen die Freizügigkeit des Warenverkehrs gewährleistet bleibt.

Zentralasien künftig im Fokus
Zukunftspotential sieht der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft auch auf den Märkten Zentralasiens. Der Verband erwartet von der neuen Bundesregierung zudem Bemühungen, damit das EU-Programm „Global Gateway“ zügig die Handels- und Verkehrsverbindungen mit Zentralasien und den Ländern des Südlichen Kaukasus verbessert. Die Öffnung nach Zentralasien müsse vorangetrieben werden, so der Ost-Ausschuss. Eine dritte große Forderung des Ausschusses ist die Forcierung des EU-Beitritts der sechs Staaten des Westbalkans. Dabei solle Montenegro der erste Kandidat sein, der in die EU aufgenommen wird.

Mit Blick auf die Ukraine erklärte der Ost-Ausschuss, deutsche Firmen seien zu Investitionen bereit. Von der neuen Bundesregierung erwartet der Verband jedoch auch, dass Finanzhilfen für den Wiederaufbau der Ukraine stärker an die Beteiligung deutscher und europäischer Unternehmen geknüpft werden.


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