15.12.2024

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Islam in Deutschland

Fatale Saison: Zwangsehen im Sommer

Familien locken ihre Kinder unter falschem Vorwand – Neben Mädchen sind auch Jungen betroffen

Bodo Bost
01.02.2024

In den Sommermonaten, wenn muslimische Familien in ihre Herkunftsländer reisen, nehmen Zwangsverheiratungen stark zu. Menschenrechtsorganisationen und Behörden schlagen regelmäßig Alarm. In Berlin verschicken Bezirksämter Briefe an Schulen und Jugendeinrichtungen, um Lehrer zu sensibilisieren und Schülerinnen über ihre Rechte aufzuklären.

Wie viele Mädchen in Syrien, im Kosovo, in der Türkei oder in anderen Ländern gegen ihren Willen verheiratet werden, ist schwer zu ermitteln. In Berlin gehen Beratungsstellen von rund 600 Fällen pro Jahr aus. Für die Eltern ist es leichter, eine Zwangsheirat in den Sommerferien zu verbergen, da sie das Mädchen im neuen Schuljahr von der Schule abmelden können, indem sie behaupten, es habe eine Ausbildung begonnen.

Die meisten muslimischen Mädchen sind zwischen 15 und 17 Jahre alt, wenn ihre Eltern eine Hochzeit für sie arrangieren. Dies betrifft auch Familien, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben. Diese Ehen kommen nicht nur in strenggläubigen Haushalten vor. Auch viele nicht religiöse Muslime übernehmen patriarchalische Moralvorstellungen aus ihren Herkunftsländern. Vor einer Zwangsverheiratung gibt es oft massive Drohungen der Familie gegen die Mädchen.

Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums erleiden mehr als die Hälfte der betroffenen Mädchen physische Gewalt. Wenn diese tödlich endet, spricht man von Ehrenmorden. Für diese Morde innerhalb der Familie werden von deutschen Gerichten oft nur geringe Strafen verhängt, weil man zumeist junge Angehörige die Morde ausführen lässt, die kaum strafmündig sind. Mädchen, die einer Zwangsverheiratung entfliehen und in Beratungsstellen um Hilfe bitten, können von Jugendhilfeeinrichtungen in geschützten Wohnungen untergebracht werden.

Für die jungen Frauen ist der Bruch mit der Familie oft eine schlimme Vorstellung, denn von Kindheit an wird ihnen eingetrichtert, dass Familie das wichtigste Gut sei. So sind sie gefangen zwischen ihrer Verbundenheit mit Eltern und Geschwistern und dem Wunsch, ein eigenständiges Leben zu führen. Der Abbruch des Kontakts mit der Familie ist für viele unerträglich. Obwohl Zwangsverheiratung seit 2011 ein Straftatbestand ist und mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann, sind die rechtlichen Möglichkeiten begrenzt. Wenn das Mädchen oder die junge Frau erst einmal im Ausland ist, gibt es kaum Chancen, sie zurückzubringen, erst recht nicht, wenn sie nicht die deutsche Staatsbürgerschaft hat.

Bei Umfragen bei Beratungsstellen kam heraus, dass etwa 3500 Menschen, hauptsächlich junge Frauen, innerhalb eines Jahres dort Hilfe wegen einer angedrohten (60 Prozent) oder bereits vollzogenen (40 Prozent) Zwangsheirat gesucht hatten. Die Dunkelziffer ist jedoch weitaus höher. Rund 90 Prozent der Betroffenen sind Mädchen. Es gibt aber auch Fälle von jungen Männern, insbesondere wenn Homosexualität im Spiel ist. Diese wird im Islam als Schande für die Familie betrachtet. In diesen Fällen können auch Jungen zur Zwangsverheiratung mit einem Mädchen gezwungen werden.


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