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Feierlicher Gottesdienst in der St. Matthias-Apostel-Kirche und Ausstellung im Heilsberger Tor
Am letzten Apriltag und an der Schwelle zum langen Maiwochenende, das in der Republik Polen durch die Nationalfeiertage bedingt ist, verwandelte sich Bischofstein in ein Städtchen, in dem es von Geschichte nur so wimmelt. In dem ostpreußischen Ort in der Nähe von Rößel, der im 14. Jahrhundert gegründet wurde, wurde das 640-jährige Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte feierlich begangen. Dieser Anlass wurde zu einem lokalen Fest der Erinnerung, der Dankbarkeit und des Stolzes auf die mehrere hundert Jahre alte Geschichte der Stadt. Die Feier begann in einer besinnlichen Atmosphäre mit einem Gottesdienst in der historischen St. Matthias-Apostel-Kirche.
Hier, unter den Gewölben, wurde für diejenigen gebetet, welche die Ortsgeschichte schufen, und für diejenigen, die sie heute weiterschreiben. Unmittelbar danach ging es weiter in das Kultur- und Gemeindezentrum, wo eine Sondersitzung des Stadtrats stattfand. Der Saal war voll besetzt, nicht nur mit Vertretern der Kommunalverwaltung, sondern auch mit Vertretern von Dienststellen, Organisationen, ehemaligen Bürgermeistern und sogar einem Ehrenbürger der Stadt.
Sondersitzung des Stadtrats
Die Gäste wurden vom Vorsitzenden des Stadtrats, Ryszard Chęciński, begrüßt, der sie daran erinnerte, dass das Jubiläum nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch eine Verpflichtung für die Zukunft sei. Der Rat erklärte einstimmig das Jahr 2025 zum Jubiläumsjahr – eine symbolische, aber sehr bedeutsame Entscheidung. Ein bewegender Moment war die Verleihung von Gedenkmedaillen an Menschen, die sich um die Stadt verdient gemacht haben – Beamte der Kommunalverwaltung, Gemeindemitarbeiter, Vertreter von Organisationen, Institutionen, Unternehmen und Einwohner, die sich tagtäglich um die Gemeinschaft kümmern.
Danach wurde eine Geste voller Zuversicht vollzogen: Die symbolischen Schlüssel der Stadt wurden an Pfadfinder übergeben. Unmittelbar nach der Ratssitzung bewegte sich ein farbenfroher Umzug durch die Straßen des Städtchens
– Einwohner, Gäste, Kinder, Senioren – alle kamen in der Ortsmitte zusammen. Dort wurde die Szene der Verleihung der Gründungsurkunde nachgestellt, ein Gedenkstein enthüllt und eine Zeitkapsel mit Briefen und Erinnerungsstücken platziert, die in genau 60 Jahren – im Jahr 2085 – als Brücke zwischen den Generationen entdeckt werden soll.
Der zweite Tag der Feierlichkeiten hatte einen eher künstlerischen und familiären Charakter, war aber nicht weniger aufregend. Im Heilsberger Tor, einem der wichtigsten Denkmäler von Bischofstein, wurde eine einzigartige Ausstellung über die Geschichte der Stadt eröffnet: Schul- und Firmenchroniken, alte Fotos, Dokumente und nicht realisierte Stadtpläne weckten großes Interesse. Die Bewohner lächelten und waren gerührt, als sie sich selbst und ihre Freunde von früher wiederfanden.
Reges Interesse an Stadtgeschichte
Für ein musikalisches Erlebnis sorgte die Musikgruppe Vocal Group, die in der ehemaligen evangelischen Kirche ein äußerst stimmungsvolles Konzert gab. Die zarten Klänge, die perfekte Harmonie der Stimmen und die Klänge des Cellos hinterließen bei den Zuhörern den Eindruck, dass sie an etwas ganz Besonderem teilnahmen. Unmittelbar nach dem Konzert wurden die Gewinner der Wissens- und Kunstwettbewerbe über Bischofstein bekannt gegeben. Die jungen Leute enttäuschten nicht und zeigten, dass die Geschichte der Stadt für sie nicht nur eine Lektion aus dem Lehrbuch ist, sondern eine lebendige Inspiration.
Der Abend gipfelte in einer Aufführung der lokalen Theatergruppe „Dlaczego nie“ (Warum nicht). Ihre Interpretation des Einakters von Sławomir Mrożek mit dem Titel „Lasst uns jemanden von uns essen“ – angepasst an die lokalen Bedürfnisse – war ein Erfolg. Der Zuschauerraum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Amateurschauspieler begeisterten das Publikum und zeigten, welch große Kraft in lokaler Leidenschaft und Engagement steckt.
Zum Abschluss gab es eine Geburtstagstorte, lockere Gespräche, Lachen und Fotos auf der Terrasse des Kulturzentrums, alles in einer warmen und fröhlichen Atmosphäre. Bischofstein, obwohl es eine kleine Stadt mit rund 2200 Einwohnern ist, zeigte, dass bedeutende Jubiläen mit Klasse gefeiert werden können, mit Respekt vor der Vergangenheit und mit Offenheit für das, was vor uns liegt, in einem Geist des Miteinanders und der Freundlichkeit.