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Die Berliner Historikerin Regina Stürickow zeichnet die Entwicklung einer der bekanntesten Straßen der Hauptstadt vom Feldweg zum Prachtboulevard nach
Rein optisch könnte dieses Buch in einer Schaufensterauslage der frühen 1960er Jahre liegen. Die Schrift, das Foto, die Farben erinnern an „einfachere, bravere, ruhigere“ Zeiten, als es kein Internet gab und sich nur wenige ein Fernsehgerät leisten konnten.
Die Autorin Regina Stürickow hat in Berlin Geschichte und Slawistik studiert und legt mit dem Buch „Der Kurfürstendamm. Geschichte des Berliner Boulevards“ die historische Entwicklung dieser weltberühmten Straße offen. Doch es ging ihr beim Schreiben nicht darum, ein nostalgisch verklärtes Bild des Prachtboulevards zu entwerfen oder seine Geschichte minutiös nachzuzeichnen, sondern darum, ein Stimmungsbild vom vielschichtigen Leben des Kurfürstendammes zu zeigen, um zu verdeutlichen, was seine Anziehungskraft einst ausmachte. Denn, so die Autorin, verloren gegangene Atmosphäre sei nicht durch noble Geschäfte und aufwendig restaurierte Fassaden zu ersetzen.
Gleich zu Beginn erfährt der Leser, warum einige Hausnummern auf dieser wichtigen Allee fehlen und immer fehlen werden. So gibt es zum Beispiel keinen Kurfürstendamm Nr. 1, sondern seit 1925 begann die Straße mit der Nummer 10, heute mit der Nummer 11. Grund ist, dass der Damm einst länger war und ein Teilstück in Budapester Straße umbenannt wurde.
Interessant ist auch die Entwicklungshistorie, wie aus matschigen Waldwegen weltbekannte und oft besungene Prachtstraßen werden. Wer Bilder des Feldweges aus dem 19. Jahrhundert anschaut, kann sich nicht vorstellen, dass daraus in kurzer Zeit eine der berühmtesten Alleen der Welt wurde. Im Kapitel „Vom Knüppeldamm zum Prachtboulevard“ ist zu erfahren, welche Rolle Ministerpräsident Otto von Bismarcks Vorliebe zum Reiten dabei spielte, auf dem Sandweg eine Flanierweile zu errichten.
Mit dem Ausbau der Villenkolonie Grunewald begann der Aufstieg des Dammes, der schon früh mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar war. In acht Kapiteln geht es dann durch die interessante, manchmal geheimnisvolle, oft witzige Geschichte dieser Straße und eröffnet so manchen neuen Blick auf den feinen Berliner Westen. Leicht lesbar und informativ geht es durch die Zeiten der zwei Weltkriege und der Teilung Berlins, um am Ende im Abschnitt „Der Kurfürstendamm nach 1990“ einen Ausblick zu werfen auf die zukünftige Entwicklung dieses wichtigen Boulevards der Hauptstadt.