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Symbol einer neuen Zeit: Einer der ersten Zeppeline überfliegt die Königsberger Altstadt (um 1910)
Bildarchiv OstpreußenSymbol einer neuen Zeit: Einer der ersten Zeppeline überfliegt die Königsberger Altstadt (um 1910)

Erster Weltkrieg

Fliegende Zigarren über Ostpreußen

Die Luftschiffhäfen in Seerappen, Diwitten und Königsberg

Wolfgang Kaufmann
19.02.2021

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die damals äußerst populären Starrluftschiffe des Erfinders Ferdinand Graf von Zeppelin vom Heer und der Marine aufgekauft und für militärische Zwecke verwendet. Darüber hinaus erhielten die Streitkräfte ab August 1914 neue, direkt für den Kriegseinsatz konzipierte Zeppeline. Die Luftschiffe unternahmen zumeist Aufklärungsfahrten im Bereich der Ost- und der Westfront oder warfen Bomben auf Verkehrsanlagen und einige Städte des Feindes. Dabei nutzten sie auch drei Stützpunkte in Ostpreußen.

Der erste befand sich in dem Dorf Seerappen an der Bahnstrecke zwischen Pillau und Königsberg. Hier lagen die Zentrale des Marine-Luftschiffwesens für die östliche Ostsee sowie das Hauptquartier des Marine-Luftschifftrupps VI beziehungsweise der 2. Kompanie des Luftschiffer-Bataillons Nr. 2. Zur Unterbringung der Zeppeline entstand in Seerappen ab 1915 eine gigantische Halle von 7200 Quadratmetern Grundfläche und 35 Metern Höhe sowie 60 Metern Breite. Das Bauwerk, das von der Zeppelin Hallenbau GmbH errichtet wurde, konnte nach seiner Fertigstellung drei Militärluftschiffe mit Rumpflängen von rund 200 Metern gleichzeitig aufnehmen. Darüber hinaus gab es eine Anlage zur Herstellung von 12.000 Kubikmetern Wasserstoff pro Tag zur Füllung der Tragzellen der Zeppeline. Die Absicherung des Flugbetriebes der beiden Marine- und der vier Heeresluftschiffe, welche insgesamt von Seerappen aus operierten, erfolgte durch etwa 450 Mann Bodenpersonal.

Das bekannteste dieser sechs Luftschiffe war LZ 62, dem die Marine die taktische Bezeichnung L 30 gegeben hatte. Der erste aus einer Reihe von sogenannten „Superzeppelinen“ mit zwei zusätzlichen Motorgondeln und vergrößertem Rumpf unternahm 31 Aufklärungs- sowie zehn Angriffsfahrten und warf dabei 23 Tonnen Bomben ab. Er wurde im Mai 1917 von Tondern an der deutsch-dänischen Grenze nach Seerappen verlegt. Unter dem Kommando von Oberleutnant zur See Boedecker unterstützte das Luftschiff bis zum November 1917 die deutsche Kriegführung im Osten. Dann erfolgte seine Außerdienststellung.

Zwischen Königsberg und Berlin
Nach der Niederlage des Kaiserreiches übernahm die Ostdeutsche Landwerkstätten Seerappen GmbH das Gelände der vormaligen Zeppelin-Basis und organisierte ab Dezember 1920 regelmäßige Flüge zwischen Königsberg und Berlin. Später befand sich hier eine Fliegerschule der deutschen Luftwaffe, bevor dann ab März 1941 auch Kampfmaschinen des Zerstörergeschwaders 76 in Seerappen stationiert wurden.

Die zweite Luftschiffhalle in Ostpreußen stand in der Ortschaft Diwitten nördlich von Allenstein. Sie war 28 Meter hoch, 35 Meter breit und 191 Meter lang. Ihre Einweihung erfolgte 1914. In Diwitten lag die 1. Kompanie des Luftschiffer-Bataillons Nr. 5. Die spektakulärsten Einsätze von hier aus flog das frühere Verkehrsluftschiff LZ 17 „Sachsen“ unter dem Kommando von Hauptmann Fritz George beziehungsweise später dann Oberleutnant Ernst Scherzer. So warf es ab Februar 1915 mehrmals Bomben auf die gegnerischen Verkehrsanlagen in Białystok, Wilna und Ciechanów bei Warschau. Dazu kamen Angriffe auf die Forts von Łomża. Beim letzten Bombardement des Bahnhofs von Wilna traf LZ 17 einen Munitionszug, dessen Explosion erheblichen Schaden anrichtete. Die Halle für die „Sachsen“ und weitere Militärzeppeline musste 1921 aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages demontiert werden und erhielt später eine neue Verwendung in Darmstadt. Dort dient sie noch heute als Parkhaus.

Und auch in Königsberg befand sich eine Luftschiffhalle. Diese beherbergte ab August 1914 unter anderem die drei Heeres-Zeppeline Z IV (LZ 16), Z V (LZ 20) und LZ 34. Das riesige Gebäude war von der Betonbaufirma Rautenberg aus Berlin sowie dem Stahlbauunternehmen Seibert aus Saarbrücken errichtet und schon vor dem Krieg an die deutsche Heeresverwaltung übergeben worden. Die 170 Meter lange Halle mit ihren 36 Meter hohen und je 40 Tonnen schweren Torflügeln stand im Stadtteil Klein-Amalienau.

Verluste
Z IV (LZ 16) unter dem Kommando von Hauptmann von Quast wurde gleich zu Kriegsbeginn der 8. Armee zugeordnet und unternahm zunächst nächtliche Aufklärungsfahrten über der zaristischen Festung Osowiec. Bei Bombenangriffen auf Warschau und das russisch besetzte Lyck erhielt der Zeppelin mehrere Hundert Treffer und konnte wegen der so verursachten Rumpfschäden bald nur noch als Schulschiff verwendet werden. Z V (LZ 20) ging bereits im August 1914 während der Schlacht bei Tannenberg verloren, in deren Verlauf Hindenburgs VIII. Armee die ins südliche Ostpreußen eingedrungenen russischen Kräfte zerschlug. Aufgrund des hohen Gasverlustes durch den Beschuss während der Bombardierung der Bahnanlagen von Mława musste das Luftschiff im Feindesland niedergehen, wobei die Besatzung in Gefangenschaft geriet.

Mit einem Totalverlust endete auch die letzte Mission von LZ 34. Der Zeppelin erhielt am 21. Juni 1915 mehrere schwere Treffer und verbrannte dann beim Versuch, in Insterburg notzulanden.


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