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Brandenburgs Alleebäume werden Jahr für Jahr weniger – Bürger und Umweltschützer machen mobil
Mehr als zweihundert Jahre haben nicht Windräder, sondern baumbesäumte Alleen das Bild deutscher Landschaften geprägt. Heutzutage gelten Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern als die Bundesländer, in denen noch immer die meisten Baumalleen überlebt haben. Mit Alleenkonzepten versuchen beide Länder, die von Theodor Fontane als „Grüne Haine des Reisens“ gepriesenen Straßen langfristig im Landschaftsbild zu sichern. Auf Initiative des ADAC führt seit 1993 sogar eine „Deutsche Alleenstraße“ von Rügen bis zum Bodensee. Allen Bemühungen zum Trotz drohen die schattenspendenden Alleebäume allerdings vielerorts bis 2050 aus dem Landschaftsbild zu verschwinden, so die Warnung des BUND-Landesverbandes Brandenburg.
Vorläufig gerettet wurden vor Kurzem Dutzende Bäume einer Allee im Oderbruch. Dort plant der brandenburgische Landesstraßenbetrieb zur Entschärfung einer gefährliche Doppelkurve zwischen Seelow und Gusow insgesamt 75 Bäume einer alten Allee zu fällen. Das Abholzen soll nach dem Willen des Landesstraßenbetriebs Platz schaffen, um die Straße zehn Zentimeter verbreitern und die Kurvenneigung verringern zu können: „Die Straße hat nicht die Breite, die heutzutage für Bundesstraßen üblich ist“, so ein Sprecher des Landesbetriebes gegenüber dem rbb im vergangenen Dezember.
Landrat findet eine Lösung
Gegen den Abholzungsplan machen Anwohner, Kommunalpolitiker und das Landesumweltamt mobil. Eine Vertreterin des Amtes stellte im rbb in Frage, dass Nachpflanzungen einen Ersatz für die Baumfällungen darstellen können: „Wie viele Bäume wollen Sie pflanzen, um die Leistungsfähigkeit einer solchen großen Eiche überhaupt zu erreichen?“ Tatsächlich sollen an der Allee auch Stieleichen gefällt werden, die mittlerweile fast zweihundert Jahre alt sind.
Dass der Fällungsplan nun zunächst einmal auf Eis liegt, ist dem Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), zu verdanken. Zur Entschärfung des Unfallschwerpunkts hat das Landratsamt im Bereich der Doppelkurve ein Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde angeordnet. Bislang galt neben einem Überholverbot eine Höchstgeschwindigkeit von 70. Ein stationärer Blitzer könnte möglicherweise dafür sorgen, dass es in der Allee dauerhaft zu weniger Unfällen kommt.
Der Fall aus dem Oderbruch kann als Beispiel für eine lang andauernde Entwicklung gelten, bei der überall in Deutschland Alleebäume entweder Straßenneubauten oder aber Maßnahmen zur Verkehrssicherheit zum Opfer fallen. In den alten Bundesländern sind über die Jahrzehnte schätzungsweise 50.000 Straßenkilometer Alleebäume verschwunden. Hintergrund waren meist Straßenverbreiterungen.
Die DDR ging nicht ganz so rigoros mit dem historischen Erbe der Baumalleen um, allerdings wurden bis 1990 auch nicht ausreichend Bäume nachgepflanzt. Folge ist die Überalterung vieler Alleebäume in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. In Brandenburg wurden fast 70 Prozent der Alleebäume bereits in den 1930er Jahren gepflanzt. Ein Teil der Bäume stammt sogar noch aus der Zeit des Kaiserreichs. Ein großer Anteil der Straßenbäume nähert sich damit dem Ende der erwartbaren Lebensspanne an.
Neue Vorschrift macht Probleme
Zum schleichenden Verschwinden der Alleen aus der Kulturlandschaft trägt überdies bei, dass über Jahre deutlich mehr Alleebäume gefällt als neu gepflanzt wurden. Auf Anfrage einer Grünen-Landtagsabgeordneten musste Brandenburgs Verkehrsministerium im vergangenen Jahr einräumen, dass von 2018 bis 2022 knapp 13.300 Alleebäume gefällt, aber nur etwa 3700 Bäume neu gepflanzt wurden. Bereits vergangenes Jahr hatte der BUND gefordert, dass an Bundes- und Landesstraßen deutlich mehr Bäume nachgepflanzt als gefällt werden.
Der Umweltverband machte dabei auch auf ein generelles Problem bei der Neuanlage von Alleen aufmerksam: Eine Bundesrichtlinie für Straßenbäume im ländlichen Raum sieht nämlich für neu geplante Bäume einen Mindestabstand von 4,50 Meter zum Fahrbahnrand vor. Dieser Abstand erhöht die Verkehrssicherheit und schützt auch die Wurzeln der Bäume vor Salzeintrag.
Allerdings müssen die benötigten zusätzlichen Flächen von der öffentlichen Hand angekauft werden. Damit verteuern sich nicht nur die Straßenbaukosten: Den betroffenen Landwirten gehen auch Ackerflächen verloren. Und der höhere Mindestabstand der modernen Alleen hat noch einen weiteren Nachteil. Die Baumreihen können zwar noch immer im Sommer wohltuenden Schatten spenden, die von den Baumkronen gebildeten grünen Tunnel der altbekannte Alleen werden allerdings zunehmend aus den Landschaften verschwinden.
Chris Benthe am 08.02.24, 15:16 Uhr
Schon seltsam. Wenn es um's Klima geht, geht jeder dahergelaufene Depp vorneweg. Aber kulturell bedeutsames Landschaftserbe wird schleichend von Gehölzbüroktaten geopfert. Daran erkennt man die Verlogenheit der Klimadebatte und der ideologischen Ökophantasten. Würde sich hier jemals ein von NGOs bezahlter Klimakleber auf die Straße setzen ?