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Lateinamerika

Franziskus schweigt zu Missständen

Während mutige Bischöfe sich den kommunistischen Regimen entgegensetzen, sieht der Papst weg

Bodo Bost
23.03.2023

Südamerika erlebt seit einigen Jahren wieder einmal einen Linksruck. Parallel dazu hat sich in den ältesten drei Linksdiktaturen des Kontinents, in Kuba, Venezuela und Nicaragua, die Lage der Kirche bedeutend verschlechtert. Während Papst Franziskus, der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, dazu schweigt, wagen einige Bischöfe kleinerer Diözesen einen Konfrontationskurs zu den linken Potentaten.

So beispielsweise Bischof Victor Hugo Basabe, der Interims-Verwalter der Erzdiözese Barquisimeto in Venezuela. Basabe wagte etwas, was sich viele Katholiken in Lateinamerika auch vom Papst wünschen würden: offene Kritik am sozialistischen Maduro-Regime. Basabe warf der Regierung vor, die wirtschaftliche Realität Venezuelas vor der Welt verstecken zu wollen.

Den Preis dafür zahlten die sieben Millionen venezolanischen Flüchtlinge, die das Land verlassen haben. Staatschef Nicolás Maduro war außer sich, er drohte dem Bischof mit dem „roten“ Arbeiterknüppel. Der Papst schwieg, dabei gehört die Flüchtlingsfrage zu den wichtigsten Themen, denen sich der Papst weltweit seit Beginn seiner Amtszeit vor zehn Jahren widmet. Die sechs Millionen katholischen venezolanischen Flüchtlinge warten dagegen in Südamerika auf ein Wort des Papstes seit Jahren vergeblich.

In Nicaragua ist es der mutige Bischof Rolando Álvarez der kleinen Diözese Matagalpa, der den kirchlichen Widerstand gegen den Links-Diktator Daniel Ortega anführt. Nach Monaten öffentlichen Protests gegen die Verletzung der Menschenrechte wurde Bischof Álvarez vor einigen Wochen verhaftet, ihm drohen wegen „Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität“ bis zu acht Jahre Haft.

Ein Angebot, ins Exil in die USA zu gehen und seine Staatsangehörigkeit aufzugeben, wie Hunderte andere Oppositionelle es bereits getan haben, lehnte der mutige Bischof ab. Ähnliches droht dem katholischen Priester Benito Enrique Martínez, der nach der Hinrichtung nicaraguanischer Studenten öffentlich ausrief: „Raus mit dem sandinistischen Mörderpaar Daniel und seiner Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Ortega.“ Selbst beim Abbruch der diplomatischen Beziehungen kam dem Papst kein kritisches Wort gegen die kommunistische Diktatur in Nicaragua über die Lippen, dabei hatte Nicaragua als einziges Land Amerikas Russlands Angriffskrieg in der Ukraine in der UN verteidigt.

In Kuba, der ältesten kommunistischen Diktatur des Kontinents, hatte die gesamte Bischofskonferenz in ihrer Weihnachtsbotschaft über ein Klima von „Angst, Misstrauen, Lügen und Hass“ gesprochen. Mehrere Hunderttausend Kubaner haben im letzten Jahr die Karibikinsel in Richtung USA verlassen, so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Bischöfe forderten eine Amnestie für politische Gefangene, aber der Papst schweigt auch zu Kuba, dabei war einer der großen kubanischen Revolutionäre, Che Guevara, sein Landsmann.

Bereits einmal gab es einen „Schweiger“ auf dem Papstthron

Während mutige Bischöfe und Priester in Südamerika ihr Leben riskieren, hat sich Papst Franziskus offenbar entschieden, zu dieser Situation nichts zu sagen. Der Argentinier liegt damit weitgehend auf einer Linie mit Lateinamerikas Linken, die Menschenrechtsverletzungen in den drei Links-Diktaturen als normal hinnehmen. Die neuen Linksregierungen in Südamerika sehen, wie der Papst, in Russlands Invasion in die Ukraine auch eine Mitschuld des Westens.

Während er einem italienischen Bischof in der Mongolei, in der 1500 Katholiken leben, den Kardinalshut verlieh, verweigerte er dem byzantinisch-katholischen Erzbischof von Lemberg, dem Oberhaupt von acht Millionen Katholiken in der Ukraine, den Patriarchen- oder Kardinalstitel, obwohl dies den in ihrer Existenz bedrohten Ukrainern erheblich helfen könnte.

Als im Januar Anhänger des unterlegenen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro den Präsidentenpalast in Brasilia stürmten, brach der Papst sein Schweigen, um den neuen Präsidenten, den Altlinken Lula, zu verteidigen. Lula hätte den Zuspruch des Papstes gar nicht benötigt, denn er konnte sich selbst rechtfertigen.

Manch einer erinnert sich angesichts eines solchen päpstlichen Schweigens an Papst Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs, der trotz früher Mahnungen durch treue Katholiken, wie der Heiligen Edith Stein, nichts zur Verteidigung der Juden getan hatte und erst, als die Juden in Rom deportiert werden sollten, die Tore des Vatikans und seinen Mund zur Verteidigung der Juden öffnete. Bis heute ist die Kritik an diesem päpstlichen Schweigen nicht verstummt.


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Kommentare

Gregor Scharf am 23.03.23, 20:05 Uhr

Was sagt Jesus in der Bibel über den höchsten Thron der Kirche auf Erden und den Antichristen?

Bernd Engelking am 23.03.23, 13:52 Uhr

Wissen sie nicht, dass in diesen drei Ländern gewählt wird? Die Bürger wollen diesen Sozialismus, weil sie die Ausbeutung durch faschistischen, rassistischen Neoliberalen Regierungen restlos satt haben. Das sollte hier mal zur Kenntnis genommen werden. Die Bürger können nicht ewig betrogen werden durch die an die Macht geputschten Militärs, bezahlten Richtern usw. In Brasilien hat es letztendlich doch geklappt und wieder in Bolivien, so wie Chile und Argentinien in Linke Hände kamen, wurden Kolumbien und Peru gewonnen, letzteres nur auf Zeit. Nur Ecuador ist dauerhaft verloren gegangen. Nicht zu verschweigen Mexiko. Kennen sie nicht die jahrzehntelangen Kämpfe gegen die US-gesteuerten Söldner z.B. in Nicaragua? Überall haben sie nur Zerstörung und Armut angerichtet und versuchen es bis heute.
Die Bürger der südamerikanischen Völker kämpfen für ihren Sozialismus, denn er ist alternativlos.

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