Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Die Spuren eines einst berühmten Reiters sind nahezu getilgt
Carl-Friedrich Freiherr von Langen zählt zu den ersten deutschen Goldmedaillengewinnern nach der Wiederzulassung Deutschlands zu den olympischen Spielen nach dem Ersten Weltkrieg. Der mecklenburgisch-pommersche Landadlige und Reitsportler gewann 1928 in Amsterdam Gold in der Dressur sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung. Auch sonst gehörte er in den 1920er-Jahren zu den erfolgreichsten Reitern Europas. Seine Popularität stand in jener Zeit jener von Boxidol Max Schmeling und Rennfahrern wie Rosemeier, Stuck und Caracciola kaum nach. Das Schicksal aber beschied ihm, zu einem tragischen Helden der Sportszene zu werden. Am 25. Juli 1934, seinem 47. Geburtstag, stürzte Langen bei der vorolympischen Military in der Döberitzer Heide vor den Toren Berlins schwer. Sein noch unerfahrenes Pferd begrub ihn unter sich. Der prominente Reiter starb am 2. August an inneren Verletzungen.
Langen entstammte einer reitsportbegeisterten Gutsbesitzerfamilie in Klein Belitz im heutigen Landkreis Rostock. Während des Ersten Weltkriegs kämpfte er als Kavallerieoffizier an der Ostfront. Eine rätselhafte Lähmung beider Beine machte ihn jedoch wenige Monate nach Einsatzbeginn zum Kriegsinvaliden. Er war auf einen Rollstuhl angewiesen. Es zeichnete sich eine düstere Zukunft für den sportlichen Mann ab.
Eiserner Wille
Nach zunächst zermürbendem Hader über das Los, fand er jedoch zu frischem Lebensmut, auch weil das verordnete, eisern praktizierte Körpertraining allmählich zur Besserung führte. Langen gesundete schließlich nicht nur ganz, sondern fühlte sich bald so fit, dass er intensiv Reitsport betreiben konnte. Damit nahm, was sich vorerst kaum jemand vorstellen konnte, seine beeindruckende Karriere ihren Anfang. Eng verbunden ist sie mit einem bildschönen Pferd namens „Hanko“, das ihm ein befreundeter Rittmeister in Pommern verkaufte. Ein Glücksfall für Ross und Reiter, denn schon nach einigen Monaten sollen beide ganz harmonisch wie aus einem Guss gewirkt haben. Ob hohe Dressurschule, nervenaufreibende Springprüfungen oder halsbrecherische Geländeritte, Langen und Hanko beherrschten die Konkurrenz. „Hanko siegt für Deutschland“, lautete ein geflügeltes Wort in den 1920er-Jahren. Immerhin gewannen beide dreimal das Hamburger Derby. Man rief den Reiter gar mit dem Namen seines Pferdes. Langen, der inzwischen auf dem Familiensitz in Parow bei Stralsund ansässig war, ritt unterdessen mehr als ein Dutzend andere Pferde. Olympiasieger wurde er zum Beispiel auf „Draufgänger“. In Ruhm und Ehre aber blieb seine Laufbahn auf ewig mit eben „Hanko“ verbunden.
Legenden um Hanko
Das Pferd überlebte seinen Reiter schließlich. Es starb im Alter von 36 Jahren im vorpommerschen Peene-Dorf Alt Plestlin, auf dem Gut, das die Langens geerbt hatten, und in dem die Witwe des Reiters lebte. Andere Berichte wollen allerdings wissen, dass das Leben des Pferdes in Parow endete. Wie auch immer. Im Park von Alt Plestlin soll „Hanko“ jedenfalls begraben worden sein. An ihn erinnert dort noch heute ein Denkstein. Es ist mittlerweile aber wohl das einzige Zeugnis, das in der Region auf das einst legendäre Ross-Reiter-Paar hinweist.
Zu DDR-Zeiten ließen sich in Mecklenburg und Vorpommern indes noch manch andere Hinweise auf das Duo finden, wenn Langen als „Junkerspross“ in der öffentlichen Wahrnehmung auch nur Insidern bekannt war. So weiß man von einer Hanko-Langen-Schneise im mecklenburgischen Kittendorf und einem Findling, der an dem Waldweg ruhte. Der Olympiasieger soll während seiner häufigen Besuche bei der im Ort ansässigen Familie von Oertzen gern auf der Schneise entlang geritten sein. Die verwitterte Inschrift auf dem Denkstein lautete: „Hanko Langen Schneise/Dem Gedächtnis Carl-Friedrich Freiherr v. Langens/Parow/Des Ritters ohne Furcht und Tadel/gest. 2.8.1934“.
Über dem Eingang ins ehemals Langensche Schloss in Parow wies noch vor einigen Jahren ein Schriftzug auf den Olympiasieger von 1928 hin. Aber das ist Geschichte. Sowohl Findling als auch Schriftzug sind verschwunden. Möglich, dass man Carl-Friedrich von Langen übel nimmt, Anfang der 1930er Jahre Chef eines SA-Reitersturms gewesen zu sein.
• Der Spielfilm „ ... reitet für Deutschland“ mit Willy Birgel in der Hauptrolle, gedreht 1940/41, hat das Leben des Freiherrn von Langen zum Thema. 1968 wurde ihm eine Briefmarke gewidmet.
Chris Benthe am 19.07.22, 14:42 Uhr
Was für eine bewegende Geschichte. Vielleicht bewahrt sie ja vor dem endgültigen Vergessen. Danke.