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Ein Jahrhundertfund hat jetzt einen würdigen Rahmen – Die Himmelsscheibe von Nebra glänzt in Halle an der Saale wie neu
Raubgräber entdeckten 1999 einen Schatz, der inzwischen weltberühmt ist: die Himmelsscheibe von Nebra. Der 2001 zugunsten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt sichergestellten Scheibe war drei Jahre später im Hallenser Landesmuseum für Vorgeschichte eine großartige Sonderausstellung gewidmet.
Aber die einzigartige Himmelsscheibe blieb rätselhaft. Inzwischen jedoch ist das Wissen um sie und ihr kulturelles Umfeld enorm angewachsen. Ausgebreitet wird es uns in der neuen Schau „Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte“ des Landesmuseums für Vorgeschichte. In eine packende multimediale Inszenierung sind 400 archäologische Objekte eingebettet, die von 50 Leihgebern aus 15 Ländern stammen.
Die im Atrium des Museums eingerichtete zentrale Installation ist ausgesprochen prunkvoll. Zunächst steht der Besucher vor der Vitrine mit der auf dem Mittelberg bei Nebra ausgegrabenen Himmelsscheibe und den mit ihr vor etwa 3600 Jahren niedergelegten Objekten: je zwei Schwerter, Armringe und Beile sowie ein Meißel. Neue Forschungen ergaben, dass Gold und Zinn der Himmelsscheibe aus Cornwall kamen, während die Herkunft das Kupfererzes aus Österreich schon seit 2003 bekannt ist.
Im Besitz eines mächtigen Fürsten?
Auf der bei einem Durchmesser von 31,4 Zentimetern etwa zwei Kilogramm schweren Scheibe sind Goldbleche angebracht. Sie stellen eine Mondsichel, einen sowohl als Sonne als auch als Vollmond gedeuteten Himmelskörper, das Sternbild der Plejaden und weitere kleine Sterne dar. Von den beiden in der zweiten Nutzungsphase am Scheibenrand montierten Horizontbögen ist nur noch der rechte vorhanden. Der unten in der nächsten Nutzungsphase angebrachte goldene Bogen wird als Sonnenbarke interpretiert. Die Himmelsscheibe kombiniert somit astronomisches Wissen mit religiösen Vorstellungen. Landeskonservator Harald Meller erklärt: „Wir denken, dass Fürsten eines mächtigen Reiches hinter der Scheibe standen, die Beziehungen in ferne Länder unterhielten: bis nach Südengland, in den Vorderen Orient und nach Ägypten.“
Dem Hortfund mit der etwa 150 Jahre in Gebrauch gewesenen Himmelsscheibe schließen in den Vitrinen des Atriums erlesene Kultgegenstände an. Der „Goldhut aus Schifferstadt“ (1400–1300 v. Chr.) gehörte vermutlich zum Zeremonialgewand eines Priesters. Das aus Goldblech angefertigte „Cape von Mold“ (1900–1600 v. Chr.) ist erstmals außerhalb Großbritanniens ausgestellt. Dieses in einem Grab gefundene Obergewand trug vermutlich eine mit herausgehobenen Aufgaben im Kultgeschehen betraute Frau. Aus Dänemark sind drei Goldblechschiffe (1700–1100 v. Chr.) angereist. Sie werden wie das Schiff auf der Himmelsscheibe mit dem Sonnenkult in Verbindung gebracht.
Die in den vergangenen Jahren durchgeführten Ausgrabungen veranlassen Meller zur Vermutung, an Saale und Unstrut habe es einen frühen, durchorganisierten Staat mit steiler Hierarchie gegeben. An deren Spitze stand ein gut vernetzter Herrscher. Einer dieser Herrscher war vermutlich in dem um 1800 v. Chr. angelegten Grabhügel Bornhöck bei Raßnitz im Saalekreis beigesetzt. Er war mit einer einstigen Höhe von 13 Metern und einem Durchmesser von 65 Metern der größte Grabhügel der Frühbronzezeit Mitteleuropas. Zur Gewinnung von Schwarzerde hat ihn die Landbevölkerung im 19. Jahrhundert abgetragen.
Zeugnis der Aunjetitzer Kultur
Bei den seit 2014 angestellten Untersuchungen entdeckten die Archäologen eine hohe Zahl ungewöhnlich großer Mahlsteine. Die interpretieren sie als Grabbeigabe, welche die außerordentliche wirtschaftliche Potenz der im Bornhöck bestattet gewesenen Persönlichkeit demonstriert. Den Hochrechnungen der Forscher zufolge sollen im Steinmantel des Grabes vor den Zerstörungen des 19. Jahrhunderts über 500 solcher Mahlsteine vorhanden gewesen sein, „mit denen man täglich für Tausende Menschen Mehl erzeugen konnte. Sie dienten wohl der Ernährung einer ganzen Armee“.
Die Himmelsscheibe von Nebra wurde vor etwa 3600 Jahren zu Ehren der Götter gegen Ende der Aunjetitzer Kultur niedergelegt, die rund 600 Jahre bestand. Wie und wo deren politische und kultische Autoritäten ihre Macht zelebrierten, blieb uns lange verborgen. Licht ins Dunkel bringt die seit 2004 andauernde Erforschung und Rekonstruktion des ab 2300 v. Chr. angelegten Ringheiligtums von Pömmelte-Zackmünde bei Magdeburg. Diese aus Holz errichtete Kultstätte wird in der Ausstellung hinsichtlich ihrer Größe und Bedeutung mit der berühmten steinernen Anlage von Stonehenge gleichgesetzt. Eine makabre Besonderheit von Pömmelte sind die vermutlich bei Kultfesten erschlagenen Kinder, Jugendlichen und Frauen, deren Überreste die Ausgräber in den Opfergruben des Ringheiligtums gefunden haben.
Weit gereiste Objekte beschließen die Schau. Zu ihnen gehören insbesondere Funde baltischen Bernsteins, die in Griechenland, im Irak und in Ägypten gemacht wurden. Die Eliten der frühen Bronzezeit haben – so die Botschaft der Schau – weite Entfernungen überbrückt, um Luxusgüter, Ideen, Wissen und religiöse Vorstellungen auszutauschen.
Am Ende des Rundgangs begleiten wir zwei fiktive „Prinzen“ der Aunjetitzer Kultur auf von den Ausstellungsmachern für möglich gehaltenen Expeditionen. Die führten sie von Saale und Unstrut bis an Euphrat und Tigris (Mesopotamien) sowie an den Nil im Alten Ägypten. Von diesen Fernreisen könnten sie das auf der Himmelsscheibe abgebildete astronomische Wissen und die mit der Darstellung des Sonnenschiffs verknüpften religiösen Vorstellungen mitgebracht haben.
• Bis 9. Januar im Landesmuseum für Vorgeschichte, Richard-Wagner-Straße 9, Halle (Saale). Geöffnet Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 10 Euro. Telefon (0345) 524730, Internet: www.ausstellung-himmelsscheibe.de. Der Katalog aus dem Verlag wbg Theiss kostet im Museum 19,80 Euro.
Siegfried Hermann am 26.11.21, 11:15 Uhr
Das Ding ist schon ein Mysterium.
Aber gleich Jahrtausendfund!?
Das wäre für mich die echte und originale Bundeslade!
3600 Jahre???
Sorry, man weiß nur woher die Materialen höchstwahrscheinlich kommen. Das Alter ist ++ geschätzt++!!
Es gibt auch Archäologen die von 5000-10.000 Jahre ausgehen.
Das Problem ist:
Wer soll denn dieser ominöse Herrscher gewesen sein!? zu einer Zeit, die keine "großen" germanische Fürsten kannte! Folks pur.
Und ob die Fundstelle auch das Herrschaftsgebiet darstellen!?
Und woher haben die alten Germanen das Wissen von den Sternen gehabt... obwohl laut grün-linkischer Folklore wir doch damals alle noch Keulen schwingend auf den Bäumen gesessen haben sollen, gelle!? Nebenbei: Teleskope müssen die auch schon gehabt haben...
Als die Scheibe damals wieder gefunden wurde hat sie die bunte Geschichtsklitterung auf den Kopf gestellt, nur weil das Ding einfach da ist und im Acker gelegen hat. Und die Scheibe löst mehr Fragen aus, als sie beantworten kann.
Das Problem ist nicht die Scheibe, sondern die Mittelalter-Wissenschaft, die sich von politischen Vorgaben und Dogmen komplett befreien muss.
Es gibt in Deutschland so viele ungeklärte Rätsel, Mysterien, Sagen und Märchen wie in keinen anderen Land auf der Erde, die allesamt einen wahren Kern haben und bei Entkleidung der folkloristischen Erzählkunst, tatsächlich real waren.
Allen voran unser Siegfried, der Drachenfels, die Nibelungen, Wallküren und ganz oben im Himmel Wotan.
Der Platz für die Scheibe muss jetzt noch ins richtige Licht gesetzt werden.