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Der 240. Geburtstag des Fürsten wurde festlich begangen
Der 1. August ist in Putbus auf der Insel Rügen nicht irgendein Tag – es ist der seit 2005 alljährlich begangene „Fürstengeburtstag“ - ein Tag, der an den Ortsgründer Malte zu Putbus erinnert. So war es auch am vergangenen Wochenende. Das zur Feier seines 240. Geburtstages der Jubilar gleich selbst mit „von der Party“ war und sich sogar mit der Bürgermeisterin, Beatrix Wilke, ablichten ließ, versetzte dann aber doch Einheimische und Gäste in Verzückung. Auch wenn es sich dabei nur um einen Schauspieler in historischer Uniform handelte, so war die Illusion einer Zeitreise in die eigene Geschichte doch vollkommen, zumal auch 2023 wieder die Neupflanzung einer Rose Teil des kleinen Festprogrammes war.
Doch wie lässt sich die noch heute bestehende Verbindung zwischen dem Ortsgründer, seiner Familie und den Rüganern erklären? Um das zu verstehen, muss man sicher etwas weiter in die Vergangenheit reisen: Das Haus Putbus ist einer der ältesten Familien der Insel und war neben dem Haus Gristow einer der beiden Nebenlinien der alten Rügenfürsten, deren Hauptlinie mit dem Tod von Witzlaw III. 1325 erlosch.
Zwischen den Staaten
Das Haus Putbus hatte seit dem Jahre 1483 zwei Linien: Eine rügensche Familie (Putbus) und eine dänische Familie (Podebusk). Als 1702 der Oberst Ernst Ludwig von Putbus kinderlos verstarb, folgte im Besitz der Herrschaft Putbus die besagte dänische Linie – zunächst durch Malte Herr zu Putbus, dann durch seinen Sohn Graf Moritz Ulrich und schließlich dessen Sohn Graf Malte Friedrich. Sein Sohn wiederum, unser Jubilar Wilhelm Malte, kurz: Malte (1783-1854), kam vor 240 Jahren zur Welt.
Er studierte zunächst in Greifswald, dann in Göttingen. 1807 wurde dem jungen Grafen die Fürstenwürde verliehen und 1813 ernannte man ihn zum Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern, der traditionell auch Kanzler der pommerschen Universität Greifswald war. Im selben Jahr zog Malte in die Befreiungskriege, die letztlich Napoleons Vorherrschaft in Europa beendeten. Der am 14. Juni 1814 geschlossene Kieler Frieden verstimmte Malte allerdings so sehr, dass er um seinen Abschied aus dem Militär bat, da Schwedisch-Pommern nun an Dänemark gehen sollten. Bereits 1815 kam es unter Mitwirkung Maltes zu einem Gebietsaustausch auf dem Wiener Kongress, so dass das Gebiet nun an Preußen ging und Pommern wiedervereint wurde.
Fürst Malte schuf Putbus
Auch auf Rügen schrieb Malte Geschichte: 1808 erließ er einen Aufruf an rügensche Handwerker, Tagelöhner und Ackerbautreibende sich bei „annehmlichen Bedingungen“ in der Nähe seines Putbusser Schlosses anzusiedeln – so entstand der Ort Putbus. Nicht nur die weiß gekalkten Häuser, sondern auch die Rosen davor, die Alleen, die Wegweiser, das Pädagogium als höchste Bildungsanstalt der Insel oder Putbus als erstes Inselseebad sind Teil seines Erbes. Doch dieses gibt es auch über Putbus hinaus, wie Neu Reddevitz (1814-1817) oder Moritzdorf (1841) zeigen. Malte stattete die Siedler mit Hausbriefen aus, die ihren Nachfahren bis heute Rechte sichern. So verwundert es nicht, dass das Standbild des Fürsten Malte auch den Sozialismus unbeschadet überstand, dieser sogar heimlich gesäubert wurde und der Besuch seines Nachfahren, Franz zu Putbus, einen örtlichen Parteisekretär vor Ehrfurcht einen Bückling machen ließ.
Enteignungszwist
Zwischenzeitlich getrübt wurde das Verhältnis zwischen dem Haus Putbus und den Rüganern nur in den 1990er Jahren als die Restitutionsansprüche von Franz zu Putbus (1927-2004) auch so manchen Unmut auf der Insel erzeugten und Richter darüber befinden sollten, ob die Familie nun nach der Verhaftung von Malte Ludolph von und zu Putbus (1889-1945) am 21. Juli 1944 und damit vor oder nach dem 8. Mai 1945 – im Zuge der Bodenreform – enteignet wurde. Dabei befanden sie über einen Besitz, der über Jahrhunderte zusammengehalten wurde und 1814 durch Malte zu einem unteilbaren, unverschuldeten und unveräußerlichen Majorat gemacht worden war.
Dass heute wieder der „Fürstengeburtstag“ unter Anteilnahme seiner Familie gefeiert wird, spricht auch für ein neues Miteinander auf der Insel und vor allem in Putbus.