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Corona-Folgen

Furcht vor dem Inflationsmonster

Die Europäische Zentralbank lässt zur Bekämpfung der Pandemiefolgen Unmengen frisches Geld pressen. Droht eine Hyperinflation wie 1923, oder gibt es Unterschiede?

Dirk Pelster
30.06.2020

Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Inflation. Allein in diesem Jahr wird die Europäische Zentralbank (EZB) über diverse Anleihekaufprogramme rund 1,1 Billionen Euro frisches Geld in den gemeinsamen Währungsraum pumpen. Zusätzlich legen die einzelnen Nationalstaaten riesige Rettungs- und Konjunkturpakete zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise auf. Vielen Bürgern stellt sich inzwischen die Frage, ob ihr Vermögen in einem Jahr noch denselben Wert hat wie heute.

Parallelen zu 1923

Die fatalen Folgen einer massiven Geldentwertung für das Leben der Menschen haben sich gerade hierzulande tief in das kollektive Bewusstsein hineingefressen. Noch heute wissen viele Deutsche zumindest vom Hörensagen Anekdoten aus der eigenen Familiengeschichte zu berichten, in denen die Urgroßmutter nach dem Ersten Weltkrieg selbst einfache Dinge des alltäglichen Bedarfs mit einer Schubkarre voller Geldscheine mit Milliardenbeträgen einkaufen musste.

Obwohl die historischen Hintergründe der Hyperinflation von 1923 den meisten Menschen heute unbekannt sind, weisen sie doch erstaunliche Parallelen zur aktuellen Situation auf. Damals war das Deutsche Reich nicht mehr imstande, die ihm auferlegten Reparationen an die Siegermächte zu zahlen. Kurzerhand marschierten deren Truppen in das Ruhrgebiet ein, um sich an den dort produzierten Gütern schadlos zu halten. Die Reichsregierung rief daraufhin in dem besetzten Gebiet zum Generalstreik auf.

Obwohl das Wirtschaftsleben dort damit praktisch zum Stillstand kam, zahlte Berlin weiterhin die Gehälter seiner Bediensteten und ließ auch der restlichen Bevölkerung großzügige Hilfen zukommen, die allein durch das Anwerfen der Notenpresse finanziert wurden. Dies führte schließlich zur größten Geldentwertung in der deutschen Geschichte.

Preise werden wahrscheinlich fallen

Auch in der aktuellen Corona-Krise wurden große Teile der Wirtschaft auf Null heruntergebremst, und der Staat ist für die Verdienstausfälle von Betrieben und Arbeitnehmern eingesprungen. Das Geld für diese Hilfen wird über neu aufgenommene Schulden bereitgestellt. Mittels groß angelegter Programme kauft die EZB Staatspapiere der emittierenden Länder an den Kapitalmärkten auf. Erstmals will zudem die EU eigene Schulden für Konjunkturpakete aufnehmen, obwohl ihr dies eigentlich verboten ist.

Die Frage, ob diese jetzt in Gang gesetzte Geldschwemme zu einer neuen Hyperinflation führen kann, ist daher durchaus naheliegend. Doch auch wenn sich die historische Parallele zur Lage im Deutschland von 1923 geradezu aufdrängt, wird die derzeitige Situation durch eine Vielzahl weiterer Faktoren mitbestimmt.

Zunächst haben die durch die Regierungen in Europa verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu einem Einbruch der Realwirtschaft geführt. Angesichts der damit verbundenen Unsicherheiten, ist davon auszugehen, dass sich die meisten Verbraucher in den kommenden Monaten bei ihrem Kaufverhalten in Zurückhaltung üben werden. Die derzeitigen staatlichen Hilfen liegen zudem weit unterhalb ihrer bisherigen Einkünfte und bieten somit keinen zusätzlichen Anreiz zum Konsum. Zunächst werden die Preise vieler Güter daher fallen.

Bankenkrise als Folge

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die EZB mit ihrer Politik des billigen Geldes schon in der Vergangenheit nur begrenzten Erfolg hatte. Das postulierte Ziel einer jährlichen Inflationsrate von rund zwei Prozent wurde zuletzt regelmäßig unterschritten. Zwar werden die Verbraucherpreisindizes mit recht dubiosen Methoden berechnet, sodass tatsächlich eine sehr viel höhere Geldentwertung unterstellt werden kann, aber dennoch war diese nie so hoch wie man sie sich in Frankfurt gerne gewünscht hätte.

Der Grund hierfür ist, dass das frisch gedruckte Geld vor allem in Vermögenswerte wie Immobilien und Wertpapiere floss und dort zu immensen Preissteigerungen geführt hat.

Auch jetzt zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. So ist der DAX seit dem Beginn des Lockdowns im März um fast 50 Prozent gestiegen, obgleich die in diesem Index notierten Unternehmen dauerhaft mit erheblichen Gewinneinbrüchen zu kämpfen haben. Derzeit sieht es so aus, als wenn erneut der Großteil des frischen Geldes vor allem bei dem Teil der Bevölkerung ankommt, der bereits über beachtliche Vermögenswerte verfügt, wohingegen die Mehrheit der Deutschen mittelfristig nur mit einem moderaten Anstieg der Verbraucherpreise rechnen muss.

Allerdings ist stark anzunehmen, dass der ausklingenden Corona-Krise noch innerhalb des nächsten Jahres eine massive Krise des bereits angezählten Bankensystems in Europa folgen wird. Abhängig von der Reaktion der EZB und der einzelnen Staaten hierauf wird sich die Frage nach einer Inflation dann erneut stellen.


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Kommentare

Incamas SRL am 30.06.20, 20:53 Uhr

„Im zweiten Quartal 2020 dürfte das BIP in Deutschland saisonbereinigt um knapp zwölf Prozent niedriger liegen als im Schlussquartal des Jahres 2019“, schreibt der Sachverständigenrat. Die Produktion in der deutschen Industrie sackte auf den tiefsten Stand seit mehr als 20 Jahren.

anton sandweger am 30.06.20, 12:35 Uhr

nur so weiter; Syrien Hilfe Konferenz wieder Zahlen Kohlebergbau nochmals höhere Zahlungen zur Zeit spielt es keine Rolle wohin man zahlt ,immer mehr EU Vorschriften, das Gespan Merkel,von der Leyen und Lagard werden zu unser allen Vorteil alles zu Ende bringen. Deutschland ist zu allem bereit.

Lutz Gerke am 30.06.20, 06:08 Uhr

2007 hat die Deflation die Weltbühne betreten. Und sie will sich einfach nicht vertreiben lassen der Gelddruckerei zum Trotz.
Alle Fäden laufen zusammen zu einen großartiges Finale, ob Umweltzerstörung, die übrigens von roten und grünen Männekens globalisiert worden ist und richtig Fahrt aufgenommen hat, Müllexport, LKW-Staus wegen Onlinehandel mit einer Länge 2019 alleine in Deutschland von 1,5 Millionen Kilometern (!!!), Artensterben, der Globalisierung geschuldet, Bevölkerungsexplosion usw.
Ich weiß nicht, wie man diese Politik nennt? Hirntod? Platon war ein Freund Sokrates und die Demokratie entglitten zur Ochlokratie. Platon verließ das Land.

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