11.12.2024

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Wie ein Eispalast: Die phantasievolle Silhouette der Philharmonie
Foto: Wikimedia/GrzeeesiekWie ein Eispalast: Die phantasievolle Silhouette der Philharmonie

Musik

Futuristischer „Palast im Eis“

Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ wurde zum 140. Jubiläum in der modernen Philharmonie am alten Platz in Stettin aufgeführt

Karl-Heinz Engel
03.12.2024

Stettin hat kürzlich das 140-jährige Bestehen seines Konzerthauses mit einer Aufführung von Josef Haydns „Die Schöpfung“ durch die Stettiner Philharmonie und dem Chor der Podlasischen Oper und Philharmonie Białystok gefeiert.

An der Stelle des alten, 1884 zu Zeiten des 1828 in Köslin geborenen Stettiner Oberbürgermeisters Hermann Haken errichteten Bauwerks steht seit 2014 zwar die hypermodern wirkende, neue Aufführungsstätte der Philharmonie. Doch sollte das festliche Jubiläum bewusst in die Vergangenheit zurückgreifen und an die Tradition der Kunst- und Musikpflege in der Odermetropole erinnern (siehe Pommersche Zeitung vom 28. Juni). Gekommen waren sodann nicht nur Klassikfreunde aus Stettin, sondern auch Musikliebhaber aus der Bundesrepublik, hauptsächlich aus der grenznahen vorpommerschen und uckermärkischen Region.

Vielen deutschen Besuchern ist die neue Spielstätte unweit von Königstor und St.-Peter-und-Paul-Kirche mit ihren beiden 953 beziehungsweise 192 Plätzen bietenden Konzertsälen, der 120 Musiker und 110 Sänger fassenden Bühne und der viel gepriesenen Akustik inzwischen durchaus vertraut. Staunen erregt indes aber nach wie vor die eigenwillige Architektur des Bauwerks, das sich sozusagen über dem Grundriss des alten Konzerthauses erhebt.

Die steile, vielzackige Milchglas-Alu-Fassade, die während der Dunkelheit durch verschieden getöntes LED-Licht im Innern eine seltene Faszination verbreitet, lässt das neue Haus vielen Stettinern respektvoll als „Palast im Eis“ erscheinen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Mal scheint man Eisberge zu sehen, dann greift die Silhouette Giebel der mittelalterlichen Bürgerhäuser auf.

Entworfen wurde das spektakuläre Gebäude von dem italienisch-spanischen Architektenbüro Fabrizio Barozzi und Alberto Veiga. Die beiden wurden 2015 für ihre Arbeit unter anderem mit dem Mies-van-der-Rohe-Preis der Europäischen Union für beispielgebende neuzeitliche Architektur geehrt. Dem Büro war es auch gelungen, den baulichen Anschluss an das angrenzende, im neogotischen Stil errichtete und im Krieg leidlich unversehrt gebliebene einstmals königlich-preußische Polizeipräsidium, heute Sitz der Polizeiführung der Woiwodschaft Westpommern, herzustellen. Das innerhalb von drei Jahren errichtete Bauwerk hat etwa 30 Millionen Euro gekostet, von denen die EU rund 25 Prozent übernahm.

Das alte Konzerthaus aus der Regierungszeit Hakens war im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und 1962 vollständig abgetragen worden. Entworfen hatte es seinerzeit der Architekt Franz Schwechten (1841–1924), ein geborener Kölner, der als ein Meister des Historismus galt. Sein aus der Provinz Posen stammender Berufskollege Oskar Launer (1843–1912) war knapp 20 Jahre später mit dem Bau des angrenzenden Polizeipräsidiums betraut worden. Ihm gelang es dabei, beide Häuser zu einem homogenen Komplex zusammenzufügen.

Der 1948 neu gegründeten Stettiner Philharmonie mangelte es übrigens jahrzehntelang an einem eigenen Haus. Die Musiker mussten sich mit dem Saal des Rathauses als Proben- und Konzerträumlichkeit begnügen.

Die neue Konzertstätte lädt 14-täglich zu Führungen auch in deutscher Sprache ein zum Preis von zehn Złoty, umgerechnet etwa 2,50 Euro.

www.filharmonia.szczecin.pl/de


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