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Marguerite Kollo hat die historisch-philosophischen und künstlerisch-biographischen Texte ihrer aus Ostpreußen stammenden Vorfahren veröffentlicht
Marguerite Kollo entstammt der bekannten Berliner Operettendynastie der Kollos beziehungsweise eigentlich Kollodzieyskis, welche ostpreußische Wurzeln hat: Sie ist die Enkelin des in Neidenburg geborenen Komponisten Walter Kollo und die Tochter des aus Königsberg kommenden Komponisten und Textdichters Willi Kollo sowie die Schwester des Tenors René Kollo. Nach dem Tode ihres Vaters im Jahre 1988 übernahm Marguerite Kollo die Geschäftsführung der Kollo-Verlage und die Pflege des umfangreichen künstlerisch-biographischen Nachlasses von Walter und Willi Kollo. In diesem Zusammenhang publizierte sie bereits mehrere Bücher, zu denen sich nun der aktuelle Band „Das Verhängnis der Lüge und Der Hass der Giganten. Eine historisch-philosophische Tetralogie“ gesellt.
Wie schon der Untertitel besagt, enthält das Buch vier längere Texte, die allesamt aus der Feder von Willi Kollo stammen. Da wäre zum Ersten eine „geschichtliche Analyse“ des Ersten und Zweiten Weltkrieges, deren Titel auch dem Gesamtwerk seinen Namen gab. Zum Zweiten präsentiert Kollos Tochter einen „authentischen Bericht“ ihres 1904 geborenen Vaters „über das Erlebte in zwei Weltkriegen“. Dem schließt sich der Aufsatz „Eine Tür nach Europa“ an, der von den geschichtlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland handelt. Als Letztes folgt dann ein Konvolut kürzerer Texte, zu denen der satirische Dialog „Frau Europa geht zum Arzt“ von „Dr. Oskar Quengler“ und der an Nietzsche angelehnte philosophische Essay „Die Entwertung aller Werte“ sowie mehrere Gedichte und Aphorismen gehören. Einer davon lautet: „Das Wort ‚Völkerfamilie' allein stinkt schon nach Plüsch, nach Onkel Emil und Tante Berta. Völkerfamilie, pfui Teufel, was ist das?“
Die übrigen Aphorismen sind teilweise deutlich länger, das heißt, ihnen fehlt der typische kurz-prägnante Stil, der eigentlich das Wesen eines Aphorismus ausmacht. Auch sonst ist der Band Geschmackssache. Wer sich speziell für die Gedankenwelt von Willi Kollo interessiert, wird ihn wahrscheinlich mit Gewinn zur Kenntnis nehmen. Andere Leser könnten hingegen den fehlenden Zusammenhang zwischen den Einzeltexten vermissen. Aber ein Nachlass ist eben ein Nachlass mit all seinen Lücken, die sich nach dem Tode des Erblassers nicht mehr schließen lassen. Insofern bleibt dann nur die Wahl zwischen der Entscheidung, die Fragmente so zu veröffentlichen, wie sie sind, oder dem Entschluss, sie teilweise oder ganz in der familiären Schublade zu belassen.
Marguerite Kollo (Hg.): „Das Verhängnis der Lüge und Der Hass der Giganten“, Verlag Tredition, Ahrensburg 2024, gebunden,
285 Seiten, 25 Euro