Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Das deutsche Generalkonsulat in Danzig erinnerte zusammen mit diversen Stiftungen und Gesellschaften an den 20. Juli 1944
Vor 80 Jahren, am 20. Juli 1944, versuchte Oberst Claus von Stauffenberg im „Führerhauptquartier“ in der Wolfsschanze mit einer Bombe, Adolf Hitler zu töten. Das Attentat misslang, die meisten der darin involvierten Menschen verloren ihr Leben. In der Woche vor dem eigentlichen Jahrestag wurde auch in der Republik Polen und vor allem am Ort des Geschehens selbst dieses Ereignisses gedacht.
Begonnen hatten die Feierlichkeiten aus organisatorischen Gründen in Danzig. Dort hatten die Lehndorff-Gesellschaft Steinort, das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Banken des Artushofs zu Danzig in das besondere Ambiente des Festsaals des Artushofes zu einer Feierstunde eingeladen. Der ehemalige Botschafter Polens in Deutschland, Janusz Reiter, sprach über die polnische Sicht auf das Attentat und die Verschwörer. Die Hauptrede hielt Norbert Lammert, der Präsident der Konrad-Adenauer-Stiftung, der darin vor allem auf die langfristigen Auswirkungen der Tat auf die deutsche Geschichte einging.
Über das Ermland nach Masuren ...
Es folgte eine Fahrt zum eigentlichen Schauplatz der mörderischen Ereignisse. Bei einem Zwischenstopp in Allenstein besuchten die Gäste die vom Kulturzen-trum Ostpreußen in Ellingen konzipierte zweisprachige Ausstellung zum 20. Juli 1944, die derzeit und noch bis September in der Bibliothek der Ermländisch-Masurischen Universität zu sehen ist. Die weitere Fahrt nach Masuren zeigte ihnen dann, wie weit nach Osten von der heutigen Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren das Führerhauptquartier in der Wolfsschanze bei Rastenburg und auch das Schloss Steinort als wichtiger Treffpunkt der Verschwörung entfernt sind.
Schloss Steinort, das Zuhause von Heinrich Graf von Lehndorff, lag für die Gruppe der Attentäter geradezu ideal innerhalb des Sperrbezirks um die Wolfsschanze, hier quartierte sich dann Außenminister Joachim von Ribbentrop ein und erschwerte die verzwickte Situation der Verschwörer noch zusätzlich.
Das Schloss, das der Polnisch-deutschen Stiftung zum Schutz von Kulturdenkmälern gehört, wird zur Zeit aus deutschen und polnischen Finanzmitteln renoviert, wovon sich die Gäste bei einer Besichtigung, quasi einem Besuch bei Lehndorffs, überzeugen konnten. Als eines der nächsten Projekte steht die Fassade des Schlosses auf dem Programm.
... und ins Reich der Bunker
Diese Renovierung ist unter anderem deswegen dringend, weil vor Kurzem die zwei Speicher vor dem Schloss, die der in Steinort investierenden Firma KingCross gehören, nach einer Entkernung fertiggestellt wurden und in frischem Glanz erstrahlen. Dort fand am 17. Juni eine Podiumsdiskussion zum Thema „Der 20. Juli 1944 und Steinort“ statt, zu der Generalkonsulin Cornelia Pieper und Bettina Bouresh, die Vorsitzende der Lehndorff-Gesellschaft, das Publikum begrüßten. Einer der Vortragenden war Karl-Heinz Paqué, der Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Besonderer Gast der drei Tage war der andere Redner des Abends, Generalleutnant Joachim von Sandrart, der Kommandierende General des Multinationalen Korps Nord-Ost der NATO in Stettin, der zum ersten Mal in Steinort weilte.
Außerdem war er zum ersten Mal im „Führerhauptquartier“ in der Wolfsschanze. Dort, gerade einmal ein Dutzend Kilometer von Steinort entfernt, stand am 18. Juni eine Führung durch die imponierenden Reste der Bunker auf dem Programm. Seit die Polnischen Staatswälder vor sieben Jahren das Gelände vom früheren Pächter übernommen haben, hat sich die Infrastruktur stark verbessert. Wege wurden angelegt, es gibt einen kleinen Filmsaal, vor allem aber haben die Betreiber dieser historisch bedeutsamen Gedenkstätte in einem der Bunker die Situation beim Attentat kurz vor der Explosion der Bombe so originalgetreu wie möglich nachgebaut. Allerdings nicht am ursprünglichen Standort der Kommandobaracke, denn dort steht nichts mehr. An dieser Stelle weist nur eine Gedenktafel in Form eines aufgeschlagenen Buchs vor dem Haufen Schutt auf das Ereignis hin.
Dreisprachige Lehndorff-Tafel neu
Im Bunker mit der nachgestellten Szene gibt es dagegen auch mehrere Schautafeln zum deutschen Widerstand gegen Hitler, jedoch gab es bis vor Kurzem keine zur Rolle von Heinrich Graf von Lehndorff und dem nahe gelegenen Steinort. Das haben die Verwalter der Wolfsschanze und die Lehndorff-Gesellschaft in Kooperation geändert. Die dreisprachige polnisch-deutsch-englische Tafel wurde bei der Gedenkveranstaltung offiziell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Weitere gemeinsame Projekte sind für die Zukunft geplant, schließlich soll Schloss Steinort mit seinem Umfeld als deutsch-polnischer und europäischer Begegnungsort genutzt werden. Die Wolfsschanze wird attraktiver für Touristen, die Gäste der Veranstaltung waren jedenfalls beeindruckt, aber es wird dort weiter eine Gratwanderung zwischen Erlebnis, Abenteuer und Gedenken bleiben.